Dear Jessie, see the Roses, raining on your Love Parade

Heut ist der große Tag meiner Blog-Eröffnung, jeden Augenblick muss hier eine Parade vorbeikommen mit Konfetti und Geschenken und so. Es passiert schließlich nicht jeden Tag, dass eine angehende Schriftstellerin beschließt, noch mehr zu schreiben. Jedenfalls nicht an einem Mittwoch.


So fing alles an, am 6. April 2005. Ich weiß, dass viele denken, ich gehöre zu denen, die erst kürzlich auf den Zug aufgesprungen sind, weil „Of course Bananas are far more interesting“ erst zwei Jahre alt ist. In Wirklichkeit aber war ich eine der allerersten Bloggerinnen, als das Medium (und die Technik) noch in den Kinderschuhen steckte und vor allem noch keiner auch nur daran dachte, damit Geld zu verdienen. Nicht, dass ich das heute tue, dazu müsste ich Outfits posten und dürfte höchstens drei Sätze dazu schreiben, die niemanden geistig überfordern.

Die Frage bleibt, was bewegt jemanden dazu, sich der Welt da draußen auf diese Weise mitzuteilen? Als ich damals anfing, unter dem Titel „Helikon“, benannt nach dem Sitz der Musen in der griechischen Mythologie, da erzählte ich recht unbefangen aus meinem Leben. Das war mein Konzept: Ich hatte keins. Es gab keine Schwerpunkte, keine Rubriken, nur Geschichten vom Studium, kuriose Erlebnisse, fragwürdige Ansichten über alles und nichts. Zwischen zwölf und zwanzig hatte ich durchgängig Tagebuch geschrieben, wahrscheinlich kanalisierte ich einfach das.

Rückblickend bin ich freilich ein bisschen schockiert über meine damalige Offenheit. Nicht, weil ich irgendwas geschrieben hätte, was mich in Schwierigkeiten bringen könnte, sondern weil ich manchmal anscheinend wirklich vergessen habe, dass ich für ein Publikum schreibe. Auf der anderen Seite bin ich aber auch froh darüber, denn da ich so klug war, alles zu archivieren, besitze ich heute ein Tagebuch aus einer Zeit, als ich eigentlich gar keins mehr schrieb.

„Of course Bananas are far more interesting“ war ein ambitioniertes Projekt und ist es bis heute geblieben. Wenn ihr euch bewusst macht, dass ich vorher immer ohne Plan gebloggt habe, so war ein Blog mit regelmäßigen und gründlich recherchierten Artikeln ein gewaltiger Schritt. Den ich damals eigentlich nur unternahm, um potenzielle Arbeitgeber darauf verweisen zu können. Heute, zwei Jahre später, hat sich alles zurechtgeruckelt, Reviews bilden das Rückgrat meiner Arbeit, während ich nur noch gelegentlich längere Artikel schreibe. Mit den Musikgeschichten trat eine etwas persönlichere Note ins Geschehen, ich fing sogar an, über Bücher zu schreiben, was ich nie, nie, nie tun wollte.

Mein Blog feiert heute seinen 2. Geburtstag. Das ist kein Meilenstein und im großen Ganzen meiner Bloggerkarriere sogar nur eine Fußnote, aber es fühlt sich trotzdem gut an. Ich habe mein Konzept gefunden, auch wenn ich niemals das Publikum eines Modeblogs haben werde. Das ist okay, denn auch wenn’s schön wäre, davon leben zu können, so war das niemals Grund oder Ziel. Auf die Parade warte ich aber immer noch.