„Scheitert eine Reinigung, bereiten Sie sich auf Krieg vor.“
(„Silo“)
Das Serienpublikum ist anspruchsvoll geworden. Da darf das Tempo bloß nicht zu langsam sein, aber wenn man die Lösung zu früh erahnt, ist es auch nicht recht. Story wird sowieso überbewertet, im Zweifel nennen wir es Kunst. Es war ein komischer Monat, lasst es mich offen sagen. Spoiler!
Silo (Staffel 2)
Durch das bessere Tape schafft es Juliette mit ihrem Anzug zum benachbarten Silo 17. Auf den ersten Blick scheint es verlassen zu sein, doch bald trifft sie Solo, der sich im Tresorraum der IT verschanzt hat. Als sie erfährt, was hier passiert ist, will sie so schnell wie möglich zu Silo 18 zurück, um zu verhindern, dass die Leute in Massen nach draußen gehen. Unterdessen versucht Bernard die Wogen zu glätten, nachdem in Silo 18 alle gesehen haben, wie Juliette unversehrt den Hügel überquert. Vor allem in der Mechanik rumort es gewaltig, und eine neue Revolution scheint bald unabwendbar.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Kritiken zur zweiten Staffel „Silo“ daran aufhängen, dass sich die Geschichte in einem vergleichsweise langsamen Tempo entfaltet. Sind wir alle schon so abgestumpft, dass wir sämtliche Antworten sofort auf den Tisch gekippt haben wollen? Wo bleibt da der Spaß? Klar, die eine oder andere Frage reizt man vielleicht etwas zu lange aus, aber das ändert nichts daran, dass die Staffel gut erzählt ist. Vor allem, wie die Lage in Silo 18 mehr und mehr eskaliert, ist wahnsinnig spannend. Und die breit gestreuten Hinweise, was es mit den Silos auf sich hat, machen Lust auf mehr.
4 ½ von 5 Bananen, die nach draußen wollen.
Slow Horses (Staffel 2)
Als Richard Bough, ein Agent im Ruhestand, an einem Herzinfarkt stirbt, erweckt das die Aufmerksamkeit von Jackson Lamb. Sein einziger Hinweis ist eine Notiz: „Zikaden.“ Der MI5 hat Zikaden, also russische Schläfer innerhalb der britischen Gesellschaft, immer als Legende abgetan, doch plötzlich scheinen sich die damaligen Warnungen einen russischen Überläufers doch zu bewahrheiten. Min und Louisa bekommen derweil einen Auftrag, der sie aus dem Slough House bringen könnte: Sie sollen die Sicherheitsmaßnahmen für ein Treffen mit einem russischen Oligarchen leiten.
Ich oute mich hier mal als Banause und gestehe, dass ich seit jeher ein Problem damit habe, russische Namen auseinanderzuhalten. (Das ist auch der Grund, warum ich „Krieg und Frieden“ nach wenigen Seiten aufgab.) Die zweite Staffel „Slow Horses“ fand ich jedenfalls anstrengend, weil ich nie genau wusste, von wem sie da eigentlich gerade reden. Meinem Empfinden nach ist der Plot diesmal auch dichter und steht mehr im Vordergrund, das war nicht so meins. Einziger Lichtblick war Cartwrights Sidequest, bei dem er sich im beschaulichen Upshott als Journalist ausgibt.
3 von 5 Bananen, die sich zum Jobcenter verpissen sollen.
Taverner: „Wenn mein Mantel durch diese Bank dreckig wird, schicke ich Ihnen die Rechnung.“
Lamb: „Man kann so was reinigen?“
(„Slow Horses“)
Time Bandits (Staffel 1)
Der elfjährige Kevin eckt mit seiner Begeisterung für Geschichte nur an – sei es bei der ignoranten Familie oder seinen Mitschülern. Da purzelt eines Tages eine Gruppe zeitreisender Banditen aus seinem Kleiderschrank, auf der Flucht vor dem „obersten Wesen“, das seine gestohlene Karte zurückhaben will. In Panik folgt Kevin der Bande und erweist sich mit seinem Geschichtswissen schon bald als äußerst hilfreich. Doch auch die gegnerische Seite ist hinter der Karte her und schickt eine Hexe hinter ihnen her.
„Time Bandits“ ist eine Kinderserie, darüber sollte man sich im Klaren sein. Eine virtuose Erzählung darf man hier also nicht erwarten, die Plots sind äußerst übersichtlich, und überhaupt wird viel mehr Wert auf Slapstick und die Verballhornung geschichtlicher Ereignisse gelegt. Das ist zeitweise ganz amüsant, läuft sich aber auch schnell tot. Ich kann jedenfalls verstehen, warum Apple die Serie nicht fortsetzt, auch wenn es dadurch etwas ärgerlich ist, dass sie mit einem Cliffhanger endet.
2 von 5 Bananen im Kühlschrank.
Disclaimer* (Miniserie)
Die erfolgreiche Journalistin Catherine Ravenscroft erhält anonym ein Buch zugeschickt. Mit Schrecken muss sie feststellen, dass es von ihrer Affäre mit dem jungen Jonathan Brigstocke erzählt, die sie vor Jahren im Italienurlaub hatte. Brigstocke starb, als er ihren Sohn vor dem Ertrinken rettete – etwas, was sie jahrelang vor ihrem Mann geheimgehalten hat. Was sie nicht weiß: Jonathans Vater Stephen hat das Manuskript unter den Sachen seiner toten Frau gefunden und veröffentlicht, um Catherine beruflich und emotional zu vernichten.
Ihr kennt sie, diese Serien, die sich selbst furchtbar wichtig nehmen und Kunst sein wollen. Ja, nun. Die Zutaten von „Disclaimer“ sind durchaus gut: Alfonso Cuarón hinter der Kamera, Cate Blanchett und Kevin Kline davor. Und dass niemand die offensichtlichen Ungereimtheiten der im Buch geschilderten Geschichte hinterfragt, zeichnet ein entlarvendes Bild unserer sensationsgeilen Gesellschaft (Stichwort Cancel Culture). Aber am Ende empfand ich das ganze Unterfangen einfach als unglaublich zäh und … nun ja, gewollt kunstvoll.
2 ½ von 5 Bananen, die ihre Version erzählen wollen.