Interview with the Vampire | Like the Light by which God made the World before He made Light (2×06)

„I’ve been a third all my life. Not saying that to fight, just saying that it’s true. I feel like I get to pick one thing for myself, and it’s her. A weird white lady I met by happenstance.“

Claudia gibt sich Madeleine zu erkennen, die daraufhin selbst ein Vampir werden will. Santiago intrigiert weiter gegen Armand. Spoiler!

You fear Armand, you should fear the other one

Armand überträgt Santiago gemäß Louis’ Rat mehr Verantwortung. Doch während der vordergründig einfach nur ein neues Theaterstück probt, intrigiert er im Geheimen weiter gegen Armand. Claudias Tagebücher werden unter der Hand weitergereicht, so dass bald der gesamte Coven weiß, was sie Lestat angetan haben. Claudia ahnt davon nichts, als sie eines Nachts Madeleine vor einigen Angreifern rettet und sich ihr zu erkennen gibt. Da Madeleine Claudias Gefährtin werden möchte, bitten sie Armand, sie in einen Vampir zu verwandeln. Als der jedoch ablehnt, nimmt Louis diese Bürde selbst auf sich.

Die Ruhe vor dem Sturm

Nach der letzten Folge könnte einem „Like the Light by which God made the World before He made Light“ fast schon wie Erholung vorkommen. Ein bisschen fluffig leichte Unterhaltung, ja? Doch die Frage der Perspektive nimmt immer mehr Raum ein, angefangen bei Louis, der Claudia durch Madeleines Augen in völlig neuem Licht sieht, bis hin zu Armand, der seinen größten Betrug an Louis zusammenfasst mit: „They gave me a choice. I chose.“ Wir spüren das Unheil bedrohlich in der Luft hängen.

„Why did I owe you my shame? Why did I owe you my one act of cowardice? The series of abhorrent consequences that followed? I’ve spent the rest of my life trying to make up for it. I’ll never make up for it. But he forgave me for it.“

Aus guten Gründen das Falsche tun

Die Frage, die ich mir während dieser Folge immer wieder gestellt habe, lautet: An welcher Stelle macht wer welchen Fehler? Ist es Armand, der ohnehin schon ein schwacher Anführer ist und nun willig Macht an Santiago abtritt, der sie besser zu nutzen weiß? Ist es Louis, der sich aus Liebe zu Claudia über Armands Urteil hinwegsetzt, obwohl er genau weiß, dass dessen Position im Coven auf tönernen Füßen steht? Ist es Claudia, die in völliger Verkennung ihrer Lage egoistisch genug ist, Louis überhaupt in diese Situation zu bringen? Das alles ist eine unselige Verkettung von Fehlern und Fehleinschätzungen, die am Ende kulminieren.

Dann wiederum, wem von ihnen möchte man wirklich einen Vorwurf machen? Armand will Louis gefallen und versteht Santiagos Ambitionen schlicht nicht. Louis wiederum weiß, dass er Claudia ein ums andere Mal übergangen hat, und sieht sich verpflichtet, ihr diesen einen Wunsch zu erfüllen. Und Claudia möchte endlich eine eigenständige Person sein, unabhängig von Männern, die in ihr nur einen Klotz am Bein sehen. Es ist geradezu ironisch, wie menschlich all diese Gefühle und Begehrlichkeiten sind.

Die Flitterwochen sind vorbei

Ich frage mich, ob das nicht zumindest teilweise auch Armands defensive Haltung in der Gegenwart erklärt. Damals hat er das Komplott von Santiago nicht kommen sehen, bis es zu spät war. Als er erfährt, dass Louis und Daniel hinter seinem Rücken daran gearbeitet haben, das erste Interview zu rekonstruieren, muss er sich zwangsläufig daran erinnert fühlen. Umso mehr, wenn stimmt, dass Louis ihn selbst gebeten hat, seine Erinnerung zu löschen – und ihm nun Vorwürfe deswegen macht.

Am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass sich die Beziehung zwischen Louis und Armand einfach nicht gesund anfühlt. So vieles passt auch irgendwie nicht zusammen. Schaut man sich Louis in Paris an, so ist er eindeutig der Dominantere der beiden. „Clothes off, face down in the coffin.“ Ich mein, okay, wer’s sexy findet. Aber das ist nicht der Louis, den wir in Dubai erleben, da ist er passiv-aggressiv und geradezu unterwürfig. Eine einzige gelöschte Erinnerung kann niemals so einen Wandel verursachen.

Louis: „Is it romantic?“
Madeleine: „No.“
Claudia: „No.“
Madeleine: „Not yet.“

Louis setzt sich über Armands Urteil hinweg

Das vielleicht Absurdeste ist, dass ausgerechnet Claudia und Madeleine die beste Beziehung zu haben scheinen. Die Art und Weise, wie Claudia sich ihr zu erkennen gibt und ihr Raum lässt, die Information zu verarbeiten und von sich aus zu ihr zu kommen, ist bemerkenswert. Sie ist von Anfang an offen, was ihre Fehler angeht. Im Vergleich zur Buchvorlage gewinnt Madeleine übrigens gewaltig an Profil, sie ist eine interessante Person, die auf jede von Armands Fragen eine clevere Antwort hat.

Wäre da nicht seine ganz persönliche Abneigung gegen das Erschaffen eines Vampirs, hätte Armand keinen rationalen Grund gegen ihre Verwandlung vorbringen können. Das Bittere ist, dass er wissen musste, dass Louis es trotzdem macht – und so mit Ansage gegen eine der fünf Regeln verstößt. Zu dem Zeitpunkt spielt es wahrscheinlich schon keine Rolle mehr, weil Santiago bereits über Lestat Bescheid weiß, aber es ist ein weiterer Punkt auf der Anklageliste gegen Louis.

Like the Light by which God made the Notes before He made Light

• Hab ich irgendwas verpasst? Seit wann weiß Daniel, dass Raglan James (und Rashid by the way) für eine Organisation namens Talamasca arbeitet? Und wir sollen jetzt einfach wissen, wer die sind, oder was?
• Nichtsdestotrotz soll Daniel ein paar hundert Fragen von ihnen ins Interview schmuggeln – im Austausch für einen Buchvertrag. Sein Überleben? Hat nicht unbedingt Priorität.
• Das neue Theaterstück heißt „Enduring for Guido“ und ist eine offensichtliche Hommage an „Waiting for Godot“. Santiago so: „Can I ask when the fuck is Guido arriving on the stage, please?“
• Es ist interessant anzumerken, dass Claudias Tagebücher hier enden, weil sie endlich eine Person gefunden hat, der sie all ihre Gedanken anvertrauen kann. Natürlich schürt das die Hoffnung, dass sie doch noch irgendwie lebendig aus der ganzen Misere herauskommt, aber wir kennen die Buchvorlage, seufz.

4 von 5 Bananen, die bei Armands Vampir-Eignungstest durchfallen.

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