„You want me to go behind enemy lines to teach Cardassians how to be resistance fighters?“
Gowron übernimmt Martoks Posten auf der Station, Kira soll Damar unterstützen, und Odo ist mit dem Virus infiziert. Spoiler!
Let’s try to remember that our enemy is the Dominion, and not each other
Um Damar zu unterstützen, schickt Sisko Kira in Begleitung von Odo und Garak zu ihm. Sie soll die Cardassianer zu Widerstandskämpfern ausbilden, was nicht ohne Reibereien vonstatten geht. Noch während der Reise erfährt Odo von Dr. Bashir, dass er mit dem morphogenetischen Virus infiziert ist, dass auch die Founder befallen hat. Bashir kämpft sich durch sämtliche Instanzen, um Odos medizinische Akte von der Sternenflotte zu bekommen – nur um festzustellen, dass er bei der vermeintlichen Untersuchung überhaupt erst infiziert wurde. Derweil besucht Kanzler Gowron die Station, verleiht General Martok einen Orden und übernimmt noch im selben Atemzug dessen Position.
Es werden viele Weichen gestellt
„When it rains …“ ist so eine klassische Übergangsfolge, die notwendig ist, um den weiteren Plot zu erklären, für sich genommen aber wenig bringt. Am interessantesten ist vielleicht noch die Entdeckung, dass die Krankheit der Founder von Section 31 entwickelt wurde, um den Krieg per Genozid zu beenden. Damit betritt „Star Trek: Deep Space Nine“ endgültig neues Terrain, denn nie stand die Sternenflotte schlechter da. Doch letzten Endes werden sich all die hier angerissenen Storys erst später auszahlen.
„31 isn’t just trying to stop us from finding a cure. They’re trying to cover up the fact that they set out to commit genocide.“
Die ach so vorbildliche Föderation
Die große Frage, die unausgesprochen schon lange über der Serie schwebt, lautet: Wie weit sind sie alle bereit zu gehen, um diesen Krieg zu gewinnen? Die ersten Risse in der Fassade der stets korrekten Föderation sahen wir in „In the pale Moonlight“, als Sisko mit dem Segen der Sternenflotte Daten gefälscht hat, um die Romulaner in ihren Konflikt mit hineinzuziehen. Mag sein, dass die Romulaner früher oder später selbst auf den Trichter gekommen wären, dass das Dominion ein beschissener Bündnispartner ist (die Cardassianer lassen grüßen). Zu dem Zeitpunkt aber war das eine Strategie, die einzig und allein der Föderation nutzte.
Angesichts der Schweinerei, die Bashir und O’Brien aufdecken, war das jedoch geradezu harmlos. Vor allem, wenn man sich die zeitlichen Dimensionen klarmacht: Laut Bashir wurde Odo bereits mit dem Virus infiziert, als er vor drei Jahren bei Starfleet Medical auf der Erde war. Vor drei Jahren! Damals bestand durchaus noch Aussicht auf eine diplomatische Lösung. Section 31 war demnach willens, ein ganzes Volk quasi auf Vorrat auszulöschen, was auch zeigt, dass sie sich extrem sicher waren, dass diese Information unter Verschluss bleibt. Denn käme das raus, stünde die Erde auf einen Schlag ohne Verbündete da.
Der Feind meines Feindes …
Vorerst allerdings haben sie einen neuen Verbündeten gewonnen: Damars Widerstand. Ehrlich gesagt fand ich die Feindseligkeit zwischen Gul Rusot und Kira etwas nervtötend, weil sie die Cardassianer als übertrieben kleinlich charakterisiert. Dass es zu Spannungen führt, Hilfe von denen anzunehmen, die sie einst unterdrückt haben, kann ich schon verstehen, aber das waren persönliche Animositäten, die der Situation einfach nicht angemessen waren. (Und ich fürchte, das wird nicht der letzten Zusammenstoß zwischen den beiden gewesen sein.)
Welchen Mehrwert die Cardassianer bieten, kann ich derzeit noch nicht einschätzen, es wurde auch keine Zahl genannt, wie groß der Widerstand ist, oder? Kira schlägt vor, dass sie sich kleine, verwundbare Ziele suchen, wo sie schnell zuschlagen und genauso schnell wieder verschwinden können. Wahrscheinlich ist hier die Menge entscheidend. Je mehr solcher Anschläge sie in kurzer Zeit durchführen können, desto eher schwächen sie das Dominion damit.
„I can see it all so clearly: while our allies sit and do nothing, the Klingon Empire will score the final triumph over the Dominion. We’ll be the saviors of the Alpha Quadrant. The glory will be ours – and ours alone.“
Der Größenwahnsinn des Kanzler Gowron
Ein irgendwie seltsamer Nebenplot ist die Sache mit Kanzler Gowron, wo sich allerdings auch deutlich zeigt, dass er von ganz anderem Schlag ist als Martok. Während sich Martok hocharbeiten musste und sich den Respekt seiner Soldaten redlich verdient hat, ist Gowron auch wieder nur jemand mit einem wichtigen Namen. Dass ihm jetzt einfällt, wie das aussieht, wenn am Ende ein einfacher Soldat den Krieg für das Klingonische Reich gewinnt, ist schon irgendwie bezeichnend.
Das Fatale an dieser Entwicklung ist, dass es Gowron ernsthaft schaffen könnte, das Reich ins Verderben zu führen und den Alpha-Quadranten dadurch mit heruntergelassenen Hosen dastehen zu lassen. Wir erfahren zu Beginn der Folge, dass es bisher nur möglich ist, die klingonischen Schiffe vor den Waffen der Breen abzuschirmen. Konkret bedeutet das, dass die Verteidigung derzeit vollständig auf den Schultern der klingonischen Flotte lastet. Gowron aber will nun sämtliche Schiffe abziehen und stattdessen eine Offensive starten. Und zwar nicht aus taktischen Überlegungen, sondern aus rein politischen.
Dukats Ungeduld wird bestraft
Zum Schluss noch ein paar letzte Zeilen zu Kai Winn und Gul Dukat – zumindest bis zum Serienfinale. Ich hatte gar nicht so unrecht damit, dass dieser Plot irgendwie lose herumbaumelt, denn wie Autor René Echevarria erklärt, ging ihnen hier wortwörtlich die Story aus. Grund dafür ist, wie später auch die Produzenten zugaben, dass sie diesen speziellen Plot bei der Planung des finalen Arcs schlicht zu früh eingeführt hatten. Wenn man bedenkt, dass diese Art des fortlaufenden Erzählens damals absolut neu war, eigentlich keine Überraschung.
In jedem Fall ist Winn immer noch damit beschäftigt, den Kosst Amojan Text zu studieren. Und Dukat, der offenbar denkt, dass sie ihn nur hinhält, schleicht sich des Nachts in ihr Arbeitszimmer, um selbst einen Blick hineinzuwerfen. Seinen letzten Blick. Obwohl ich bisher eigentlich davon ausging, dass ihm die Pah-Wraiths mehr als nur wohlgesonnen sind, scheinen sie doch ausschließlich Winn mit ihrer Befreiung beauftragt zu haben – und strafen Dukat für seine Impertinenz mit Blindheit.
It’s raining Notes
• Der Titel der Folge ist Teil der Redewendung „when it rains, it pours“. Auf Deutsch wurde die Folge daher recht passend „Ein Unglück kommt selten allein“ betitelt.
• Ezri versucht Bashir zu erklären, was sie für ihn empfindet, holt dafür aber viel zu weit aus, als ihr Gespräch jäh unterbrochen wird und er nun glaubt, sie sei wieder mit Worf zusammen. Hach ja, die Wirren der klassischen Liebeskomödie.
• Schon komisch, dass Odo erst Symptome kriegt, nachdem ihm Bashir gesagt hat, dass er infiziert ist. Ist das jetzt psychosomatisch?
3 von 5 Bananen, die Kaffee vorbeibringen, weil sie sich um Odo sorgen (aber pssst).