Modell: McCALL’s #M6800, Modell D, ohne Kapuze
Zeit: Neun Wochenenden (mehr oder weniger)
Zufriedenheit: 85%
Seit ich das Schnittmuster von McCALL’s zum ersten Mal gesehen habe, war ich fasziniert von dem taillierten Oberteil, das in einen weiten, schwingenden Tellerrock übergeht. Ich mochte auf Anhieb die Nahtführung (der Torso besteht aus immerhin zwölf einzelnen Schnittteilen), die mich mit den sich zur Taille hin stark verjüngenden Linien ein bisschen an viktorianische Kleider erinnert.
Ich besitze das Muster zwar schon jahrelang, habe mich aber nie wirklich rangetraut. Nach circa acht Jahren Nähpause war es vielleicht ein etwas ambitioniertes Projekt als Wiedereinstieg, und ich hatte den ein oder anderen Nervenzusammenbruch dabei, aber alles in allem bin ich mit dem Ergebnis für meine Fähigkeiten zufrieden.
Schritt 1: Material und Vorbereitung
Der Oberstoff war ein Spontankauf, ich habe etwas unüberlegt zu Doubleface-Möbelstoff gegriffen – eine Seite ist mittelgrau, die andere schwarz strukturiert. Möbelstoff hat zwar den Vorteil, ganz besonders abriebfest und robust zu sein, aber ich bin nun einmal keine Couch, und das fertige Kleidungsstück wiegt jetzt gut und gerne zwei Kilo.
Das Innenfutter ist kupferfarbener Mikrosatin, ein zarter, fast flüssiger Kontrast zu der groben Außenseite.
Da der Mantel für sich genug Drama hat, habe ich extrem zurückhaltende Knöpfe gewählt – die in Echt farblich deutlich besser passen, als sie es auf den Fotos zu tun scheinen.
Die Maßangaben auf dem Schnittmuster schienen mir zuerst ein wenig seltsam (ich trage normalerweise Größe 36/38, das Muster riet mir, auf 42/44 zuzuschneiden), daher habe ich ganze zwei Probestücke anfertigen müssen, bevor es wirklich losging. Aber schon bei diesen konnte man sehen, wie schön der Mantel später mal werden würde.
Schritt 2: Durchführung
Da der Oberstoff ziemlich ausfranste, habe ich jedes Schnittteil mit der Overlock umkettelt. Das war zusätzliche Arbeit, aber ich musste mir später dann keine Gedanken mehr darum machen.
Ich war überrascht, wie schnell der Mantel im Oberstoff zusammengenäht war, und selbst die versteckten Taschen in den mittleren Seitennähten gingen total problemlos und sind jetzt tatsächlich völlig unsichtbar.
Das Futter hingegen, obwohl um ein Vielfaches leichter, war eine wahre Qual zu nähen, weil es so glatt und glänzend war, dass die Teile quasi übereinander geschwommen sind. Ohne Halt aufeinander war es wirklich schwer, eine vernünftige Naht hinzubekommen. Ich habe am Ende einfach eine Masse Stecknadeln darin versenkt – aber … kein Spaß.
Das Schnittmuster wollte am Schluss, wenn ich es recht verstanden habe, von mir, dass ich das Futter am unteren Saum per Hand mit Blindstich einnähe. Allerdings misst dieser ganze 2,5 Meter, und das per Hand? Und zwar so vorsichtig, dass man nachher von außen keine Naht mehr erkennen kann? Ich fürchte, dafür war ich dann doch notorisch zu faul.
Ich habe, einem anderen Mantelschnittmuster folgend, am Schluss alles auf Links mit der Maschine aneinander genäht, und hatte schlicht Glück, dass nach dem Wenden alles so perfekt fiel, dass das Futter jetzt tatsächlich nur von innen sichtbar ist und nicht etwa unten heraushängt.
Schritt 3: Fazit und Ausblick
Alles in allem war das ein einigermaßen problemloses Modell, wenngleich auch nicht ganz so „easy“, wie auf der Schnittmusterpackung angegeben. Die meisten Schwierigkeiten bereiteten mir persönlich der Ärmel (die sind ein wenig schief, was sich beim Tragen aber nicht mehr so bemerkbar macht), das rutschige Futter und die schieren Masse an Stoff im unteren Teil. Möbelstoff eignet sich eben nur bedingt für Mäntel, und die feste Bindung hat mich am Schluss beim Einnähen der Knopflöcher eine Nadel gekostet, die währenddessen einfach in drei Teile zerbrochen ist.
(Die Ärmel sind übrigens gewollt so lang, auch wenn sie jetzt ein bisschen viele Falten schlagen. Ich liebe das einfach, wenn die Manschette bis zum Daumengelenk geht.)
Da das Endprodukt zwar schön, aber eben auch so schwer geworden ist, habe ich mir vorgenommen, den Mantel noch einmal zu nähen. Diesmal aus Jeansstoff und einlagig, ohne Futter, also eher etwas für die Übergangszeit. Damit der Mantel auch mal die Chance hat, so locker-leicht zu schwingen, wie er es eigentlich kann.
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Außer vom Flicken hab ich vom Nähen keine Ahnung, da halt ich mich raus. Was ich aber sagen kann: Der Mantel sieht toll aus!
Vielen Dank!