„All that matters is order versus chaos.“
Loki und Mobius spüren Renslayer im Jahr 1893 auf und treffen dort auch auf den Kang-Variant Victor Timely. Spoiler!
I don’t do partners
Miss Minutes bringt Renslayer ins Jahr 1868 der heiligen Zeitlinie, wo sie dem jungen Victor Timely eine Ausgabe des TVA-Handbuchs zuspielen soll. 1893 hat sich dadurch eine neue Zeitlinie gebildet, in der Timely ein nicht ganz so erfolgreicher Erfinder ist und gerade seinen Prototyp eines Temporal Loom vorstellt, der angeblich Zeit in Energie umwandeln kann. Loki und Mobius wollen Timely zur TVA bringen, doch Renslayer und Miss Minutes haben eigene Pläne und machen sich mit ihm auf den Weg zu seiner Werkstatt. Auch Sylvie verfolgt Timely und will ihn töten, bevor er zu „He who remains“ werden kann.
Langweilig und weitgehend überflüssig
Meine erste und ehrlichste Reaktion auf diese Folge lautet: gähn. Es war ein Fehler, den Fokus vollständig auf Victor Timely zu legen, denn Jonathan Majors ist beim besten Willen nicht in der Lage, die Geschichte zu tragen. Sein Spiel ist ermüdend und das für diese Variant gewählte Sprachmuster extrem nervig. Und bei all dem ist die Folge – gemessen an ihrem Inhalt – auch noch gut zwanzig Minuten zu lang. Was hier passiert, hätte man in einer halben Stunde abhandeln können, und die wäre dann vielleicht sogar interessant gewesen.
„Time is everything. It moves through each and every one of us. It shapes our lives. Our futures. But perhaps we can shape … it.“
Der große Plan bleibt undurchsichtig
Wenn Miss Minutes Renslayer zu Beginn aufträgt, dem jungen Victor das Buch durchs Fenster zu werfen, behauptet sie, das geschähe im Auftrag von „He who remains“. Wir wissen bereits, dass er davon ausging, dass er sehr wahrscheinlich durch einen Loki-Variant sterben würde. Insofern ergibt es Sinn, dass er gewisse Vorkehrungen getroffen hat. Was genau der Plan dahinter ist, bleibt zumindest im Augenblick aber noch im Dunkeln.
Ich las Spekulationen, dass es sich hierbei um einen geschlossenen Kreis handelt, dass also Timely immer schon „He who remains“ war/ist/sein würde. Aber dem widerspricht meiner Ansicht nach die Tatsache, dass die Zustellung des Handbuchs einen neuen Zweig an der Zeitlinie geschaffen hat. Timely muss also in jedem Fall ein anderer Variant sein, vielleicht das geringste Übel, aber wer weiß das schon, Macht verändert jeden.
Eine etwas kuriose Dreiecksgeschichte
Der interessantere Aspekt ist ohnehin die Dynamik zwischen Timely, Renslayer und Miss Minutes. Ich schrieb schon zum Ende der letzten Staffel, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, hätte sich Miss Minutes als das wahre Mastermind hinter allem herausgestellt. Und in gewisser Weise bewahrheitet sich hier, dass sie durchaus eine wichtigere Rolle spielt als wir vielleicht ahnen. Sie erklärt, „He who remains“ habe sie noch vor der TVA erschaffen und ihr anschließend völlige Autonomie über ihre Weiterentwicklung gegeben.
Wir dürfen Miss Minutes nicht länger als Hilfsprogramm oder etwas ähnliches missverstehen, sie ist eine eigenständige Person mit freiem Willen und eigener Agenda. Und einer dezidiert eifersüchtigen Persönlichkeit, die sie in „1893“ mehrfach unter Beweis stellt, als Timely offenkundig romantisches Interesse an Renslayer zeigt. Mehr noch, sie macht ihm (stellvertretend für „He who remains“) sogar Vorwürfe, weil er ihr nie einen Körper gegeben hat, um wahrhaft gleichberechtigt an seiner Seite stehen zu können.
„I do not want to light a city. I aim to light, to power the entire planet.“
In der eigenen Serie zur Seite geschoben
Wie schon gesagt, die Folge wird im Wesentlichen aus der Perspektive von Victor Timely erzählt, was leider dazu führt, dass Loki in seiner eigenen Serie zur Nebenfigur degradiert wird. (Jetzt mögt ihr einwenden, das war mit Sylvie in der ersten Staffel zeitweise nicht anders, aber da ging es im Kern ja wenigstens um die gleiche Person.) Er und Mobius rennen der Handlung eigentlich nur hinterher und haben dabei nicht mal genug Zeit für ihre üblichen Kabbeleien.
Was auch deshalb schade ist, weil zumindest die ersten zwei Folgen der Staffel eine Art „Time Agents“-Konzept zu etablieren schienen, bei dem die beiden einfach Abenteuer in verschiedenen Epochen der Geschichte erleben. Meine Güte, sie kleiden sich für ihren Ausflug ins Jahr 1893 sogar angemessen, so viel Hingabe muss doch für irgendetwas gut sein! Dass sie Timely am Ende tatsächlich zur TVA bringen können, verdanken sie aber einzig dem Zufall (und Sylvies nicht nachvollziehbarem Sinneswandel).
Ich bin verwirrt
Was mich zu guter Letzt dazu bringt, dass sie Timely dazu nutzen wollen, den Temporal Loom aufzurüsten, damit er mehrere Zeitlinien fassen kann. Ouroboros hat schon in der letzten Folge erklärt, dass das nur mit Hilfe von „He who remains“ geht, weil der alles gebaut hat, oder mit Miss Minutes, die das wohl irgendwie überschreiben könnte. So weit, so gut, aber heißt das jetzt im Umkehrschluss, dass alle Variants einer Person dieselbe „Temporal Aura“ haben? Das hatte ich bisher nämlich anders verstanden. Wie konnte dann genau diese Loki-Variant mit dem „Temporal Aura Extractor“ aus dem Zeitstrahl gefischt werden?
Notes of the year 1893
• Mein Lieblingsmoment war, als Mobius ganz stolz ein Tandem präsentiert, um Timely zu verfolgen, und Loki nur meint: „Absolutely not.“
• Fandet ihr es nicht auch seltsam, dass Renslayer und Miss Minutes am Ende der Zeit die schon halb verweste Leiche von „He who remains“ vorfinden? Ich ging irgendwie davon aus, dass auch das ein Ort außerhalb der Zeit ist und er dort gewissermaßen für alle Ewigkeit eben erst gestorben ist.
2 von 5 eifersüchtigen Bananen in Schwarz-Weiß.