„You’re inviting me to your hunger club? Thanks.“
(„The Last of Us“)
Starke Frauen und gefährliche Pilze dominierten meinen Serienmonat und stellten auch zwei meiner persönlichen Highlights. Der Rest war zumindest nicht uninteressant und wird also weitergeguckt. Mehr dazu wie immer im Schnelldurchlauf. Spoiler!
The Last of Us (Staffel 1)
2003 bricht eine Pilz-Epidemie aus, die die Menschen zu willenlosen Zombies macht, die in einem gigantischen Netzwerk miteinander verbunden sind. Zwanzig Jahre später ist die Welt eine andere, die wenigen Nichtinfizierten leben in streng isolierten Quarantäne-Camps oder haben sich zu mehr oder weniger friedlichen Kommunen zusammengeschlossen. Joel Miller, der in den Anfangstagen seine Tochter verloren hat, übernimmt widerwillig den Auftrag, die vierzehnjährige Ellie zur Untergrundorganisation Fireflies zu bringen. Das Mädchen könnte ihrer aller Rettung sein, da es offenbar gegen den Pilz immun ist.
Nach dem ganzen Wirbel, der um „The Last of Us“ gemacht wurde, habe ich halb damit gerechnet, die Serie zu hassen. Ich könnte nicht weiter danebenliegen! Die ersten zwanzig Minuten habe ich praktisch nicht geatmet, denn etwas derart Spannendes habe ich seit Jahren nicht gesehen. Die Ausgangslage ist zwar ein klassisches Endzeitszenario, wird durch die Pilz-Infektion aber spannend variiert. Und in letzter Konsequenz lebt die Geschichte freilich auch vor allem von den beiden Hauptdarstellern Pedro Pascal und Bella Ramsey, deren Beziehung im Laufe der Serie komplex ausgearbeitet wird.
5 von 5 Bananen, die die Tüte bitte wiederhaben möchten.
The Expanse (Staffel 2)
Der vom Protomolekül befallene Asteroid Eros wurde unter Quarantäne gestellt. Holden und seine Crew sind entschlossen, ihn zu zerstören, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann, und erhalten dabei Unterstützung von Fred Johnson. Im entscheidenden Moment aber ändert Eros selbstständig seine Richtung und steuert nun direkt auf die Erde zu. Unterdessen spitzt sich der Konflikt zwischen Erde und Mars zu, als es über Ganymed zu Auseinandersetzungen kommt. Dabei werden auch die Gewächshäuser auf dem Mond zerstört, die einen Großteil von Erde und Mars mit Lebensmitteln versorgen.
Für die zweite Staffel von „The Expanse“ hatte ich immer eher gemischte Gefühle. Die erste Hälfte davon ist grandios, das ganze Drama um Eros ist hochspannend und wahnsinnig dicht erzählt. Vor allem aber bildet sie die Grundlage für die Katharsis von Joe Miller. Bei der zweiten Hälfte war ich streckenweise gelangweilt, und zwar nicht von den politischen Winkelzügen (die sind entlarvend realistisch), sondern von Prax und seiner Suche nach seiner Tochter. Das alles hängt am Ende zwar mit dem Protomolekül zusammen, wirkt aber oft einfach nur fehl am Platz.
3 ½ von 5 Bananen, die versuchen, langsamer zu bluten.
„I have a file with 900 pages of analyses and contingency plans for war with Mars, including 14 different scenarios about what to do if they develop an unexpected new technology. My file for what to do if an advanced alien species comes calling … it’s 3 pages long, and it begins with ‚step one: find God’.“
(„The Expanse“)
His Dark Materials (Staffel 1)
Die Waise Lyra Belacqua wächst im Jordan College in Oxford auf, in einer Parallelwelt, in der sich die Seele jedes Menschen als Tier manifestiert, dem sogenannten Dæmon. Marisa Coulter bietet ihr an, sie als ihre Assistentin nach London zu begleiten, was Lyra gerne annimmt – ohne zu ahnen, dass sie ihre Mutter ist. Doch Lyra findet heraus, dass Marisa zu den Gobblern gehört, die Kinder entführen, um an ihnen eine Methode zu testen, den Dæmon „abzuschneiden“. Sie flieht und landet so beim Nomadenvolk der Gypter, die auf dem Weg in den Norden sind, um die entführten Kinder zu befreien.
Als Nichtkenner der Romanvorlage habe ich mich mit „His Dark Materials“ ehrlicherweise schwergetan. Viele der Begrifflichkeiten werden nur en passant oder überhaupt nicht erklärt, dadurch fand ich lange nicht in die Welt hinein. Andere Dinge hat man für meinen Geschmack wiederum zu stark ausgewalzt, so dass ich zeitweise extrem gelangweilt war. (Nicht zu reden vom langsam wirklich überbeanspruchten „Chosen One“-Tropus.) Drangeblieben bin ich vor allem wegen der Idee von miteinander verbundenen Parallelwelten, auch wenn da vieles bislang nur angedeutet wird. Ich hoffe, die zweite Staffel holt mich besser ab.
3 von 5 gepanzerten Bananen.
And just like that … (Staffel 1)
Carrie, Miranda und Charlotte sind mittlerweile in ihren Fünfzigern und glauben, das Leben hielte keine größeren Überraschungen mehr für sie bereit. Doch als Carries Ehemann John unerwartet stirbt, wirft sie das völlig aus der Bahn. Sie zieht wieder in ihre alte Wohnung und beginnt, ein Buch über John zu schreiben. Miranda hingegen ist zunehmend unzufrieden mit ihrer lieblosen Ehe und ertränkt den Frust in Alkohol. Und Charlotte hat damit zu kämpfen, dass sich Tochter Rose nicht als Mädchen fühlt und künftig Rock genannt werden möchte.
Herzinfarkt, Hüft-OP, Midlife-Crisis. Das größte Problem von „And just like that …“ ist, dass es eine Fortsetzung von „Sex and the City“ sein will, sich aber noch nicht einmal im selben Genre bewegt. Während das Vorbild damals frech und mutig war, nimmt sich der Nachfolger reichlich deprimierend aus. Statt dem Alter mit dem gleichen Witz zu begegnen, müht man sich mit politischer Korrektheit und Gender-Gedöns ab. Es ist nicht alles schlecht, weshalb ich die zweite Staffel wohl auch noch schauen werde, aber der große Wurf wie damals „Sex and the City“ ist es definitiv nicht.
2 ½ von 5 Bananen, die über Botox nachdenken.
Charlotte: „Ist es stressig, wieder Studentin zu sein?“
Miranda: „Jetzt, wo ich alle Pronomen gelernt habe, nicht mehr.“
(„And just like that …“)
Big little Lies (Staffel 1)
Anlässlich eines Mordfalls bei einer Spendengala der örtlichen Grundschule wird das enge Beziehungsgeflecht der vier Hauptverdächtigen beleuchtet. Im Zentrum steht Madeline Mackenzie, die sich in alles einmischt und die neu zugezogene alleinerziehende Jane Chapman unter ihre Fittiche nimmt. Als deren Sohn Ziggy beschuldigt wird, eine Klassenkameradin gewürgt zu haben, positioniert sich Madeline sofort gegen deren Mutter Renata Klein, die sie ohnehin verachtet, weil sie Karriere gemacht hat. Ruhender Pol der Gruppe ist Celeste Wright, deren Ehe jedoch nur nach außen perfekt scheint.
„Big little Lies“ ist, was „And just like that …“ gerne wäre: eine Charakterstudie über Frauen und ihre komplexen Lebensgeschichten. Die Besetzungsliste liest sich dabei wie das Who’s who Hollywoods: Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Laura Dern, Shailene Woodley, Zoë Kravitz. Mit jeder Folge tauchen wir tiefer in das Leben jener Frauen ein, die trotz eines scheinbar sorgenfreien Lebens mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Die Rahmenhandlung um den Mord hätte ich persönlich nicht gebraucht, die Auflösung ist aber dennoch ein gelungener Schocker.
5 von 5 Bio-Bananen mit Minzgeschmack.
Poker Face (Staffel 1)
Charlie Cale hat eine besondere Gabe: Sie kann zu hundert Prozent sicher erkennen, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt (ihr „Bullshit-Radar“). Nachdem sie sich mit einem Casino-Boss angelegt hat, der für den Mord an ihrer besten Freundin verantwortlich ist, befindet sie sich auf der Flucht vor dessen Handlanger Cliff LeGrand. Charlie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, doch wo immer sie auch Station macht, wird sie unweigerlich in Kriminalfälle verwickelt und kann einfach nicht anders, als die Wahrheit aufzuspüren. Dabei ist ihr LeGrand ständig dicht auf den Fersen.
Trotz des kleinen Kniffs ist „Poker Face“ im Kern eine klassische Krimiserie. In jeder Folge findet sich Charlie in einem neuen Setting mit neuen Leuten wieder und muss einen Mord aufklären. Da mag eine Folge interessanter sein als die andere, doch in Summe nutzt sich das Konzept leider recht schnell ab, zumal es sehr unglaubwürdig ist, dass eine normale Person, die eben kein Polizist ist, permanent in Mordfälle verwickelt wird. Was das Ganze über zehn Folgen rettet: die wie immer großartige Natasha Lyonne und eine tolle Auswahl bekannter wie unbekannter Gastdarsteller.
3 von 5 Bullshit-Bananen.
Und jetzt hatte ich endlich auch die Chance, „The Last of us“ zu sehen und damit eine Wissenslücke in Sachen Spielverfilmungen zu schließen. Ich bin auch schwer begeistert, wie vermutlich die meisten, und auch die Fans des Spiels dürften sehr zufrieden sein.
Ich habe mich beim Gucken teilweise an Spielszenarien erst wieder erinnert, so nah am Original ist die Umsetzung. Künstlerische Freiheiten wurden sich kaum genommen, natürlich ist alles etwas schneller und straffer erzählt, wie sollte es anders gehen.
Ich bin sehr gespannt, wie sich Staffel 2 (und 3, evtl. sogar 4) entwickelt, und wie nah sie weiterhin an der Vorlage dran bleiben.
Meiner Meinung nach werden sie sich dabei deutlich mehr Freiheiten nehmen, das ein oder andere sehr viel detaillierter darzustellen und gewisse Ereignisse etwas hinauszuzögern oder vielleicht sogar ganz und gar anders anzugehen.
Wahrscheinlich ist das auch ziemlich einzigartig in der Branche, dass etwas sowohl die eingefleischten Fans als auch die Newbies rundum abholt. Für mich war es definitiv die Atmosphäre und die beiden Hauptdarsteller. Schade, dass sie für die zweite Staffel so lange brauchen, aber wenn dabei erneut so ein Highlight herauskommt, ist es das Warten allemal wert.