ZSSD | Review: STAR WARS: Jedi Survivor

„I wanted to prove to the galaxy that the Empire isn’t invulnerable. That you can resist. That you have to fight if things are gonna get better. But then they just listen to the propaganda and they pretend they’re free anyway.“

Eine Spoilerwarnung vorweg: Auf ein paar Entwicklungen der Geschichte gehe ich ein, den großen Plottwist spoilere ich nicht.

Worum geht es?

Der Vorgänger, STAR WARS: Jedi Fallen Order, wurde erst 2019 veröffentlicht (hier von mir besprochen), und schon versorgt uns Entwickler Respawn mit der Fortsetzung STAR WARS: Jedi Survivor.
Das Spiel startet fünf Jahre nach den Ereignissen von Fallen Order, und die Protagonisten von damals, Cal Kestis, Cere, Greez und die mächtige Nachtschwester Merrin haben sich in alle Winde zerstreut. Cal hat ein kleines Team von Söldnern um sich geschart und verübt für Saw Gerrera – vielleicht bekannt aus Rogue One oder Clone Wars – Attentate im Namen der Rebellion. Anders als in vielen ähnlichen Spielen hat Cal dabei nicht alle Fortschritte, die man sich im ersten Teil erarbeitet hatte, verlernt, sondern baut von Anfang an auf sie auf. Man startet also bereits sehr mächtig, als erfahrener Jedi und nicht mehr als der eingeschüchterte, gejagte Junge vom letzten Mal. Ihm gehört nun das Raumschiff aus dem ersten Teil, die Mantis, auch wenn sie gleich zu Beginn in einem Feuergefecht schwer beschädigt wird. Für die Reparatur rettet er sich nach Koboh, wo der ehemalige Pilot, Greez, inzwischen eine Cantina betreibt.
Koboh ist wie gewohnt sehr detailreich gestaltet, und so macht es viel Spaß, Cal durch die Landschaft und alte Ruinen der bereits vor Hunderten von Jahren vergangenen Hohen Republik der Jedi zu steuern. In letzteren stößt er auf eine alte Droidin, die in ihren Erinnerungsschaltkreisen ein paar sehr interessante Informationen gespeichert hat. Die alten Jedi suchten zu ihrer Zeit nämlich einen idealen Platz für eine Akademie und fanden sie auf einem mythischen und bislang nicht kartographierten Planeten namens Tanalorr.
Cal, der das ewige Weglaufen vor dem Imperium satt hat, fasst den Entschluss, Tanalorr zu suchen und den alten Plan umzusetzen: Dort, so ist er sich sicher, wären die letzten überlebenden Jedi nach der Order 66 endlich sicher und könnten mit der Zeit zu alter Größe zurückfinden.
Für diese Mission muss Cal sein altes Team versammeln. Greez ist schnell überzeugt, ist er doch von seinem Job als Cantina-Betreiber deutlich gelangweilt. Cere leitet inzwischen auf dem Wüstenplaneten Jedha einen Orden und ein altes Jedi-Archiv, und auch Merrin, die Cal im ersten Teil auf Dathomir aufgelesen hatte, stößt dort zu ihnen. Fünf Jahre nach Teil Eins wird diesmal etwas ausführlicher erzählt, was zuvor nur angedeutet wurde: Cal und Merrin verbindet mehr als nur Freundschaft. Was ihm – strenggenommen – als Jedi nicht erlaubt ist. Diese Einschränkung wischt er allerdings schnell beiseite, da es nach der Order 66 keinen Orden mehr gibt und es ihm freisteht, auch als Jedi zu lieben, wen er will.
Gemeinsam verschreiben sie sich der neuen Mission: Einen sicheren Hafen für Jedi auf Tanalorr zu schaffen. Wozu sie den Planeten, der nur noch in alten Aufzeichnungen existiert, aber erst einmal finden müssen.

Wie ist es?

Gewohnt gut. Was im ersten Teil begonnen wurde, wird in der Fortsetzung konsequent weiterentwickelt. Cal ist stärker, erwachsener und abgeklärter geworden, aber nicht zuletzt auch durch seinen ständigen Kampf gegen die Schergen des Imperiums desillusioniert und wütend. Was, wie nach Anakin Skywalker allgemein bekannt ist, sich nicht besonders gut mit dem Jedisein verträgt. Je weiter er sich entwickelt, desto ambivalenter wird seine Figur. Als ihm vermeintliche Freunde in den Rücken fallen und er schwere Verluste zu verkraften hat, wird deutlich, dass er für die Dunkle Seite anfällig ist. Auch wenn ihm die teilweise unkontrollierte Rage noch mehr Macht verleiht – das übliche Star Wars-Dilemma, also.
Die Gegner sind wie immer zahlreich: Imperiale, wilde Tiere, Plünderer, und auch Kopfgeldjäger, die gezielt auf Cal angesetzt wurden. Neben der Geschichte, die von Beginn an fesselt, gibt es auch wieder Möglichkeiten, sich seinen persönlichen Cal anzupassen: Von der Frisur, über Bart, Hemd, Jacke und Hose. Und natürlich, wie zuvor, das Lichtschwert und BD-1, den kleinen Droiden, der auch jetzt nicht fehlen darf.
Diesmal gibt es zwar weniger Planeten, die man erkunden kann, dafür sind die vorhandenen größer und weitläufiger, sodass man jetzt sogar Reittiere benötigt, um sie zu durchqueren.
Alles in allem also ein würdiger Nachfolger, der das bewährte Prinzip des ersten Teils noch vielseitiger und spannender umsetzt. Cal bekommt endlich eine Profiltiefe, einen Schatten auf seiner Seele, der ihn sehr nahbar und sympathisch macht.
STAR WARS: Jedi Survivor ist also absolut empfehlenswert.

Was kommt danach?

Wenn STAR WARS: Jedi Survivor endet, sind bei Weitem noch nicht alle Plotstränge zu Ende erzählt. Mindestens ein weiterer Teil ist also definitiv geplant und nötig, um Cals Reise zu vollenden.
Darüber hinaus folgt man auch hier dem Trend der heutigen Unterhaltungskultur, Figuren aus verschiedenen Serien zu vermischen und abseits ihres eigenen „Universums“ auftauchen zu lassen. So haben unter anderem wieder Darth Vader und auch Boba Fett kurz einen Auftritt im Spiel.
Da der Darsteller von Cal, Cameron Monaghan, seiner Figur bis aufs Haar ähnelt, ist daher nicht undenkbar, dass er auch in der ein oder anderen Realverfilmung anderer Franchises seine Rolle verkörpern könnte. Fans der Spiele warteten beispielsweise sehnsüchtig auf sein Erscheinen in Obi-Wan Kenobi, leider umsonst.
Eine Einheit seines Begleiterdroiden, BD-1, war hingegen bereits in The Mandalorian zu entdecken. Für weitere Auftritte dort wäre Cal zwar regulär zu alt, aber Star Wars bietet ja mehr als eine Möglichkeit, einen Alterungsprozess aufzuhalten und eine Figur zu konservieren … Nun ja. Da spricht wohl eher Wunschdenken aus mir. 😉
So oder so, ich bin gespannt, wo Cals Reise noch hingeht.