Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es im Leben einer „Plant Lady“ zwei Phasen gibt. In der ersten betüdelt man seine Lieblinge, hat schlaflose Nächte wegen eines einzelnen braunen Blatts und trauert um jeden eingegangen Ableger. Irgendwann kommt man dann wieder zu Sinnen und lässt seine Pflanzen vor allem in Ruhe.
Die Tatsache, dass ich nur noch sehr sporadisch von meinen Balkon-Abenteuern berichte, verrät: Auch ich sehe das mittlerweile sehr pragmatisch. Ja, ich mag meine Listen zum Abhaken, und ja, ich stöbere im Frühjahr auch immer noch gerne durch die Pflanzenkataloge. Aber dass meine Anzucht bislang eher meh läuft? Ist es nicht wert, sich deswegen verrückt zu machen, dann versuche ich es eben noch mal, wenn’s wärmer wird.
Beeren & Gemüse
Die ganz großen Experimente wird es dieses Jahr jedenfalls nicht geben, ich werde mich aber erstmalig an Tomaten versuchen (voraussichtlich „Cherry Lady“ F1). Da ich Tomaten so für sich nicht esse, stand das bisher nie zur Debatte, inzwischen habe ich sie aber als leckere Zutat beim Kochen entdeckt. Und dafür wäre ein Vorrat direkt auf dem Balkon dann ja schon ganz praktisch.

- Bei den Stangenbohnen bleibe ich der „Neckarkönigin“ treu, die Sorte scheint für meinen Standort optimal zu sein und hat in der Vergangenheit immer viel Ernte gebracht.
- Nachdem meine Erdbeerpflanzen letztes Jahr trotz erfolgreicher Überwinterung keine Früchte trugen, muss ich mich nach neuen umsehen. Aktuell schwanke ich zwischen Balkon-Erdbeere „Rimona“ und einer neuen „Sengana“-Züchtung, vielleicht teste ich auch beide.
- Zuversichtlicher bin ich bei meinem kleinen Himbeerstrauch, da sich hier schon seit März viel neues Grün zeigt. Ich habe eine mehrfachfruchtende Sorte, das heißt, sie treibt jedes Jahr frisch aus der Wurzel aus und trägt dann nur an den neuen Trieben Früchte.
- Ich bin hin und her gerissen, ob ich nicht doch mal den Pflück-Blumenkohl für den Balkon probieren soll. Hat damit jemand Erfahrung? Vor Jahren wurde mir mein Blumenkohl-Experiment von Raupen weggefressen, seither habe ich es nie wieder gewagt.
- An Karotten hatte ich mich schon mal versucht, die sind auf dem Balkon nicht so einfach, weil man tiefe Gefäße braucht. Deshalb habe ich mich dieses Jahr für die alte Sorte „Duwicker“ entschieden, die kurz und knollig wächst.
- Und schließlich gebe ich auch den Radieschen eine letzte Chance. Nach viel Pech in den vergangenen Jahren teste ich nun die Sorte „Sora“.

Kräuter & Co.
Wie schon gesagt, in puncto Vorzucht habe ich mir mehr erhofft, doch irgendwie scheinen die Pflanzen das Klima in meinem Wohnzimmer nicht sonderlich zu mögen. Von den im März reichlich ausgesäten Lavendel-, Pfefferminz- und Kamillensamen haben bislang nur jeweils einer bzw. zwei gekeimt. Da werde ich nach den Eisheiligen im Mai also noch einen Frischluft-Versuch wagen.
Jetzt im April stehen jedenfalls die meisten Kräuter auf dem Plan: Thymian, Petersilie, Schnittlauch und Anis sollen es dieses Jahr sein. Kerbel hatte ich schon im März gesät, der kommt bisher nur langsam in die Gänge. Basilikum und Zitronenmelisse mögen es offenbar wärmer und wollen bis Mai warten.

Blumen
Nach meinem initialen Traum vom reinen Selbstversorger-Balkon habe ich in den letzten Jahren Blumen wahnsinnig zu schätzen gelernt. Sie sorgen nicht nur für Farbe zwischen all dem Grün, sondern locken auch Bienen und Hummeln an. Es ist kein Sommer ohne das geschäftige Summen und Brummen!
Auch hier setze ich dieses Jahr aber auf Bewährtes und werde diesmal nur die Zauberglöckchen „Cappuccino“ kaufen. Der Farbverlauf der Blüten von Orange zu Weiß ist einfach wunderschön, vor allem aber habe ich bislang keine Petunien-Art gefunden, die auch nur annähend so wuchsfreudig ist.

Hinzu kommen wie üblich ein paar bunte Mischungen und – als kleiner Versuch – Stevia. Funfact: Das Süßkraut ist in Deutschland nicht als Lebensmittel zugelassen, sondern wird ausschließlich als Zierpflanze verkauft. Wenn ich also schon keinen Hanf anbaue, so ziehe ich mir jetzt wenigstens Stevia. 😏 Mir geht es ohnehin mehr um den Wow-Effekt, und wenn das eine oder andere Blatt für den Tee dabei abfällt, ist das natürlich ein Bonus.
Fazit
Der April ist in puncto Balkon traditionell so ein bisschen die Zeit der Ruhe vor dem Sturm. Es tut zwar gut, die Planung schon abgeschlossen zu haben, aber wenn mir jetzt noch eine schöne Idee kommt, ist es noch nicht zu spät. Die Jungpflanzen bestelle ich erst nach Ostern, mit etwas Glück können sie tagsüber dann schon draußen ein wenig Sonne tanken. Aber ihr wisst, der eigentliche Startschuss ist erst Mitte Mai nach den Eisheiligen. Bis dahin lasst also gerne noch Tipps da!
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Ich frag mich ja immer, wie groß dein Balkon ist, oder ob du überhaupt noch einen Schritt nach draußen machen kannst. Du hast wieder sooo viel in der Mache/Planung, Respekt!
Bei uns steht diesen Frühling alles im Zeichen der Insekten, wir haben ein zweites Insektenhotel aufgehängt, das sehr emsig frequentiert wird, und wollen noch schnellblühende, bienenfreundliche Blumen säen.
Ansonsten explodiert unsere zitrisch duftende Rose („Annapurna“) in ihrem zweiten Jahr fröhlich vor sich hin, dagegen verkümmern die Heidelbeeren, sodass ich sie nächstes Jahr vermutlich ersetzen muss. Mit Obst hatten wir nie so wirklich Glück. Mal gucken, wie es dem Birnbäumchen ergeht, das sah letztes Jahr gar nicht gut aus, blühte dieses Jahr aber sogar.
Das ist ja das schöne an Pflanzen – man weiß Anfang des Jahres noch nicht, was einem das Folgejahr noch erhalten bleibt.
Schön Jes das du uns an deinen Balkongartenplänen ein wenig teilhaben lässt.
Weil du schreibst, weniger Experimente. Also ich finde Radieschen sind ja oft schon Experiment genug. Man denkt sich zwar, hm? was soll bei diesen roten Knollen schon sein. Aber ich finde dieses Gemüse hat mitunter durchaus seine Tücken.
Mir geht es manchmal so, da habe ich einfach nur Blätter und keine Frucht. Dann kommen die Pflanzen auf den Kompost oder ich verwerte die Blätter, und dann säe ich nach, genau dort wo die anderen Pflanzen waren und sie gedeihen als wäre nichts gewesen.
Deine Radieschenpflänzchen sehen ja doch schon ganz ordentlich aus und Sora ist denke ich eine robuste und kräftige Sorte. Sollte schon klappen. Aber ja. Radieschen.
Bei deinen Tomaten bin ich schon gespannt wie die werden. Beim ersten Versuch ist ein Erfolgsmoment durchaus etwas was man sich wünscht. Ein Tipp vielleicht. Basilikum und Tomaten sind Nachbarn die sich mögen. Aber du weist ja, Raupen mögen auch Basilikum. Obwohl, es ist ja kein Schatten ohne Licht und mit diesen Tierchen hast du mit Sicherheit die ausdauernsten und unermüdlichsten Erntehelfer.
Viel Erfolg jedenfalls und ein glückliches Händchen. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich immer über eine Balkongeschichte.