Interview with the Vampire | I want you more than anything in the World (2×04)

„Well, what is vampire life but poor decisions, stacked next to better ones?“

Claudias Freude über das Coven-Leben währt kurz, während Armand zunehmend in Erklärungsnot gerät, was Louis betrifft. Spoiler!

Oh, I forgot! Love makes you stupid!

Obwohl Claudia zunächst überglücklich ist, Teil des Covens zu sein, macht sich nach der 500. Vorstellung von „Baby Lu“ dann doch Frustration breit. Jede Nacht aufs Neue an ihren kindlichen Körper erinnert zu werden, zehrt an ihr. Der Coven nimmt ihre Klagen zum Anlass, ein eigenes Anliegen vorzubringen: Was genau ist Louis nun eigentlich für Armand? Die Frage ist heikel, denn Armand betrachtet Louis längst als „Companion“, während der sich schwer tut, sich festzulegen. Zunehmend einsam, freundet sich Claudia mit der Schneiderin Madeleine an, während Santiago gegen die zwei Neuankömmlinge intrigiert, weil er ahnt, dass sie etwas verbergen.

Eine clevere erzählerische Klammer

Mit „I want you more than anything in the World“ zieht „Interview with the Vampire“ bewusst eine Parallele zur vierten Folge der vorherigen Staffel, „The ruthless Pursuit of Blood with all a Child’s Demanding“. Beide Folgen stellen Claudia in den Mittelpunkt, doch wo die eine den Anfang markiert, scheint sich hier das unvermeidliche Ende abzuzeichnen. Aber wir erfahren auch ein wenig mehr über Armand, wodurch sich der Eindruck nur verstärkt, dass Daniel und damit auch uns entscheidende Details vorenthalten werden.

„I’m a fierce vampire trapped in the body of a little girl. I’m reminded of it every night of my existence buttoning up this dress and singing and smiling, while the mortals laugh and point. I relive every condescending look or fucking comment I have ever had to suffer.“

Claudia steckt erneut zwischen zwei Liebenden

Die Serie emanzipiert sich jedenfalls zusehends von der Buchvorlage und findet neue Wege, der Geschichte Tiefe zu verleihen. An keiner anderen Stelle wird das deutlicher als bei Claudia, die hier erneut zwischen die Fronten gerät. Dieses Mal aber ist sie nicht das verbindende, sondern das trennende Element einer Beziehung, denn Armand sieht in ihr definitiv den Grund für Louis’ Zurückhaltung. Ich jedenfalls kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hinter der ihr zugewiesenen Bühnenrolle ein gewisses Kalkül steckt, ein Versuch, ihren Zusammenbruch zu beschleunigen.

„You picked another one over me“ ist der vielleicht traurigste Satz der Folge. Claudia hat immer damit gerungen, dass sie niemals in derselben Form Liebe erfahren wird wie Louis. Ihr Versuch, zumindest eine erwachsene Freundschaft aufzubauen, spricht Bände. Und natürlich ist es egoistisch von ihr, zu erwarten, dass Louis ihr zuliebe genauso einsam bleibt, aber sie hat recht, dass er darüber völlig den Kopf verliert. Vor ihr geheimzuhalten, dass Armand längst weiß, dass sie Lestat getötet haben, bringt sie mehr in Gefahr als ihn.

Armands Absichten bezüglich Louis bleiben undurchsichtig

Übrigens finde ich es ganz lustig, dass sich bei Lestat und Louis alle sofort einig waren, dass die Beziehung toxisch ist, während wir bei Armand und Louis alle so ein bisschen verwirrt dasitzen und denken „ääääh“. Die Dynamik ist seltsam, ich habe sogar das Gefühl, dass sich die Machtverhältnisse mehrmals verlagern. Dass Louis Lestat endgültig hinter sich gelassen hat, nehme ich ihm nicht ab, auch wenn das Bild seiner sich im Regen auflösenden Erscheinung recht wirkungsvoll ist. Ich denke, die Aussage dahinter ist eher, dass Louis eine bewusste Anstrengung unternimmt, sich für Armand zu entscheiden.

Armand auf der anderen Seite kommt mir bis zu einem gewissen Grad berechnend vor. Er erkennt etwas in Louis, was ihm von Nutzen sein kann. Das schließt echte Zuneigung nicht aus, aber er benutzt Louis in ähnlicher Weise wie damals Lestat. Die Frage ist: Warum? Was sieht er, was uns bislang entgeht? Zugegeben, die Schnelligkeit und Stärke, die Louis an den Tag legt, als er Santiago angreift, kam etwas überraschend. Fähigkeiten, die vielleicht erst jetzt, da er sich fern von Lestat frei entfalten kann, zutage treten?

Und dann ist da auch noch diese hinterhältige Seite, die wir an ihm noch nicht kannten, als er Armand vorschlägt, Santiago mehr Macht zu geben, damit er vor aller Augen scheitern kann. Das wird alles grandios in die Hose gehen, oder? Daniel spricht einen Brand im Theater an und fragt, ob sie die Einzigen sind, die überlebt haben. Armand geht sofort in die Defensive und fragt, woher er diese Information hat, denn er hat sie ihm nicht gegeben. (Ups.) Noch interessanter ist aber Louis, der hörbar verwirrt fragt: „The Fire?“

„Who am I, Louis? Am I my history I have endured? Am I the job I do not want? I do not know anymore.“

Was ist 1973 wirklich passiert?

Mittlerweile ist, denke ich, klar, dass das entscheidende Puzzleteil, das uns fehlt, das erste Interview von 1973 ist. Daniel erhascht immer wieder Erinnerungsfetzen von Armand, der ihm die kuriosesten Fragen stellt. Und dann findet er in den Daten von Raglan James auch Originalmitschnitte jenes Interviews, an die er sich offenbar nicht mehr erinnern kann.

Was ist damals wirklich passiert? Was kann so schlimm gewesen sein, dass Armand sowohl Daniels als auch Louis’ Erinnerung daran manipuliert hat? Und, darauf kam ein anderer Reviewer: Was genau hat Louis eigentlich dazu bewogen, dieses zweite Interview zu geben? Vor allem erneut Daniel?

I want Notes more than anything in the World

• „Are you schizophrenic, Louis?“ Ich bin mir noch nicht sicher, ob diese Frage wichtig ist oder nur ablenken soll, aber ich halte sie vorsichtshalber mal hier fest.
• Ow, habt ihr Armands Gesichtsausdruck gesehen, als Louis beschreibt, dass er die Erscheinungen Lestats auch körperlich empfindet? Das ist nicht der Blick eines Mannes, der seinem Partner vertraut.
• Das mit den vertauschten Fotos war einfach nur schräg. Armand streitet zwar vehement ab, dass er dafür verantwortlich ist, aber wie viel wollen wir ihm zu diesem Zeitpunkt wirklich noch glauben?
• Und die beste Szene hat einmal mehr Lestat, der eines der besagten Fotos einfach aufisst.

4 von 5 Bananen, die Nachts ins Museum gehen.

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