Interview with the Vampire | No Pain (2×03)

„The coven is envious of your independence. It’s a problem. You outside looking in.“

Claudia wächst in den Theaterbetrieb des Pariser Covens hinein, während Armand mehr und mehr Zeit mit Louis verbringt. Spoiler!

How long are we going to play games, Louis?

Während sie auf Louis warten, erzählt Armand Daniel, wie Lestat im 18. Jahrhundert in sein Leben trat – und es mit seinen revolutionären Ideen völlig auf den Kopf stellte. Das „Théâtre des Vampires“ war seine Idee, um direkt vor den Augen der Menschen und dennoch unerkannt leben zu können. Noch vor Eröffnung des Theaters aber verschwand Lestat. Louis greift den Faden auf und erzählt, wie Claudia ein neues Zuhause im Theater findet, während er weiterhin allein durch Paris streift – sehr zum Ärger des Covens. Louis’ Unabhängigkeit zieht Armand unweigerlich an, aber er weiß auch, dass Louis wegen Lestat gelogen hat.

Die Erzählung wird immer vielschichtiger

Mache ich mich lächerlich, wenn ich gestehe, dass mich „Interview with the Vampire“ mit seinen zahlreichen Plots und Erzählebenen langsam ein wenig überfordert? Tja, so was weiß man halt vorher nie, wenn man sich auf ein Review-Projekt einlässt. „No Pain“ jedenfalls liefert uns gleich drei Geschichten: die Begegnung zwischen Armand und Lestat, die aufkeimende Romanze zwischen Armand und Louis, und – völlig überraschend – einen Spionagekrimi mit Daniel. Allons-y, les amis, verschwenden wir keine Zeit!

„I had to bring him under my control by any means. I followed him for weeks. His rejections only inflamed me. And the longer I allowed him to exist outside the coven, the more unsettled my children became. They watched in secret, fascinated by his disregard for the laws I told them could never be broken.“

Armands Erzählung ist genauso fragwürdig

Starten wir mit dem größten Brocken der Geschichte, der auch der zweifelhafteste sein dürfte: Armands Zusammentreffen mit Lestat. Ich weiß vom Hörensagen, dass hier Informationen aus „The Vampire Lestat“ vorgezogen werden, gelesen habe ich diesen Roman nie. Aber auch ohne Hintergrundwissen ist offensichtlich, dass Armands Erzählung bestenfalls lückenhaft, wahrscheinlich sogar stark redigiert ist. Es ist jedenfalls auffällig, dass sowohl Louis als auch Armand Lestat zum alleinigen Bösewicht erklären, während uns dessen Perspektive weiterhin explizit vorenthalten wird.

Armand lässt seine Geschichte im Jahr 1556 beginnen, als er von Rom nach Paris geschickt wurde, um den dortigen Coven anzuführen. Über sein Leben davor erfahren wir nichts; auch nicht, welche Rolle er innehatte, dass man ausgerechnet ihn schickte. Klar ist nur, dass die Vampir-Gemeinschaft zu jener Zeit praktisch am Ende war, erdrückt von uralten Ritualen, die niemals der sich ständig verändernden Welt angepasst wurden. Und dann kam Lestat und hat auf gut Deutsch auf die Regeln geschissen. Was sehr nach Lestat klingt.

Im Grunde erfahren wir hier nur, dass Armand ein miserabler Anführer ist. (Ich sage ist, nicht war, weil ich mir noch nicht sicher bin, ob er aus der Sache was gelernt hat.) Er wusste, dass es mit seinem Coven so nicht weitergehen konnte, tat aber nichts dagegen. Und statt sich mit Lestat zu verbünden, von dem er wusste, dass er das Potenzial zur Erneuerung hat, hat er ihn benutzt. Mit der Konsequenz, dass quasi sein gesamter Coven ausgelöscht wurde. Und das will er uns allen Ernstes als Beweis für seine Führungskraft verkaufen?

Louis‘ Schicksal ist von Armands Launen abhängig

Worauf ich hinaus will, ist im Kern folgendes: Ich habe nicht den Eindruck, dass Armand seinen Coven zu dem Zeitpunkt, als Louis und Claudia bei ihm aufschlagen, besser im Griff hat. Er versteckt sich noch immer hinter den ach so heiligen Regeln und dem angeblichen Unmut der anderen statt klar zu sagen, was er will. Klar findet er es nicht cool, dass sich Louis seiner Kontrolle entzieht. Denn wenn uns die Gegenwart eines gezeigt hat, dann, dass der Mann ein Kontrollfreak ist.

Die interessantere Frage ist, was wird Armand diesmal tun? Als er Lestat wollte, hat er dafür einen ganzen Coven geopfert. Noch mal funktioniert das nicht, zumal Louis kein Revolutionär mit großen Ideen ist. „Did he break you, Louis?“ fragt Armand, doch vielleicht will er einfach nur wissen, ob man Louis brechen kann. Auch wenn die Dinge mit Lestat so geendet haben, wie sie geendet haben, bin ich noch nicht überzeugt, dass Armand Louis mit diesem Mord ungestraft davonkommen lässt.

Armand: „You broke one of the Great Laws.“
Lestat: „I don’t know any Great Laws. Lestat never told me shit.“

Ab jetzt mit Fakten-Check

Der ganze Themenkomplex um „The Great Conversion“ ist mir im Grunde zu hoch, um wirklich schon eine Meinung dazu zu haben. Daniel wird in einem Restaurant von einem gewissen Raglan James angesprochen, was so ziemlich der dämlichste Deckname sein dürfte, den ich je gehört habe. Wir wissen nicht, für welche Organisation er arbeitet, Daniel mutmaßt Mossad und schreibt in seine Notizen MI6, aber das ist alles nur Spekulation. James erzählt ihm, dass sich die Vampir-Population innerhalb nur eines Monats von 900 auf gut 1.600 fast verdoppelt hat.

Kurzfristig von größerer Bedeutung ist, dass er außerdem Daniels Laptop hackt und eine gewaltige Menge an Daten darauf lädt. Daten, mit denen er die Geschichten abgleichen kann, die Louis und Armand ihm auftischen. Ich bin gespannt, wie sie das in die Erzählung einflechten werden, und wie stark die Realität von der „Wahrheit“ der beiden abweicht. An Daniels Stelle wäre ich indes vorsichtig, allzu schnell durchblicken zu lassen, dass er diese Informationen besitzt.

Painless Notes

• Als Claudia und Louis ihre Hintergrundstory weiter ausschmücken, einigen sie sich darauf, dass ihr Maker in Shreveport gestorben ist. Kleine Hommage an „True Blood“, wo Eric Northman in Shreveport eine Vampir-Bar namens „Fangtasia“ hatte.
• Apropos, weil Lügen und unvorsichtige Wahrheiten schnell ein Eigenleben entwickeln, wird aus Bruce plötzlich der „opera-loving motorcyclist“.
• Ich bin nicht mehr drauf eingegangen, weil die Review schon so lang ist, aber Armand deutet an, dass Claudia zwangsläufig daran zerbrechen wird, dass sie so jung ein Vampir wurde. Deswegen auch Law Two: „The Dark Gifts must never be given to the crippled, the maimed or to children.“
• Die Rattenbox und die Körperbox. Niemals verwechseln!
• „Did you fucking sneeze at the end?“ Ein Vampir mit Heuschnupfen?! Ich kann nicht mehr. 😂

4 von 5 Bananen, die sich vor Google verstecken.

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