„Everything you’re about to see is real. Remember that when you leave here tonight. You are all complicit repugnant and appalling!“
In Paris treffen Louis und Claudia auf den Vampir-Coven von Armand und besuchen eine Vorstellung im „Théâtre des Vampires“. Spoiler!
Paris sucks
Als Louis’ Erzählung Paris erreicht, beschließt Armand, nun doch offiziell an Daniels Interview teilzunehmen. Fünf Monate vergehen, in denen Louis und Claudia sich akklimatisieren und argwöhnisch von Armands Coven beobachtet werden, weil sie so unhöflich sind, sich ihnen nicht vorzustellen. Schließlich spricht Armand Louis von sich aus an und lädt ihn und Claudia zu einer Vorstellung ins „Théâtre des Vampires“ ein. Ihrer beider Reaktion könnte kaum unterschiedlicher sein: Claudia glaubt, endlich eine Familie gefunden zu haben, doch Louis treibt noch immer ihr Mord an Lestat um.
Die Serie erhält eine neue Dynamik
Na, das ist doch schon mehr nach meinem Geschmack! „Do you know what it means to be loved by Death“ setzt das faszinierende Vexierspiel zwischen Louis, Armand und Daniel fort, doch diesmal kann auch der erzählte Part der Handlung mithalten. Vor allem deutet sich hier ein ganz extremer Wechsel in der Erzählung an, denn bislang beschränkte sich unsere Erfahrung auf diese kleine Familie von Vampiren. Ein ganzer Coven bedeutet eine viel stärkere Verstrickung untereinander, verlangt aber auch Regeln, die das Zusammenleben erst möglich machen.
„Vampire pride. Those Frenchies love being vampires. And they shamed us because we never felt that way and we fucking should!“
Diese Vampire sind satt und überheblich
Ehrlicherweise war ich überrascht, den Begriff Coven im Zusammenhang mit Vampiren zu hören, ich kannte ihn bislang nur als Bezeichnung für Hexenzirkel. Und ich kann zu meiner Schande nicht mal sagen, ob das auf Anne Rice zurückgeht, weil ich mit der Romanlektüre etwas hinterherhinke. Passend aber ist das Wort allemal, denn der Gedanke dahinter ist derselbe: Schutz des Einzelnen durch die Gruppe. Die Pariser Vampire sind wesentlich weniger angreifbar als ein Duo wie Louis und Claudia.
Es ist jedoch unübersehbar, dass diese Form der Sicherheit ihre eigenen Abgründe produziert. Die Mitglieder des Covens sind überheblich, großspurig, ja geradezu spöttisch dekadent. „Everything you’re about to see is real“, ruft Santiago dem Publikum zu Beginn der Vorstellung zu. Es ist ein Spiel, sie machen sich über die Menschen lustig, die zu ihnen kommen und sich am Ende angeekelt abwenden, aber dennoch alles für Kunst halten. Wer käme auch auf die abwegige Idee, dass das verängstigte Menschenopfer nicht zur Show gehört?
Lestat verfolgt Louis bis nach Paris
Ob diese Vampire die Antworten für Claudia haben, nach denen sie dürstet, bleibt abzuwarten. Louis jedenfalls kehrt nur ihr zuliebe zu ihnen zurück, denn bei der Vorstellung ist ihm deutlich anzusehen, wie sehr er diese Zurschaustellung von Gewalt und Grausamkeit verabscheut. Auf der anderen Seite ist er äußerst angetan von Armand – und wir erfahren schnell, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Die Frage ist jedoch, ob das wirklich das ist, was er will.
Dass Louis zu der Anwaltskanzlei geht, um sich nach Lestat zu erkundigen, kann man freilich so lesen, dass er einfach sicher gehen wollte. Ich denke, insgeheim hat er aber auf einen Hinweis gehofft, dass er noch leben könnte. Lestats Brief jedenfalls ist … nun, interessant. Entweder ist er unfassbar romantisch oder extrem berechnend. So oder so ist Louis sichtlich bewegt, und das sind keine guten Voraussetzungen für eine neue Beziehung.
Und warum nur hat es mich kein bisschen überrascht, dass Lestat einst Star des Theaters war? Jetzt wissen wir, woher seine großspurige Theatralik stammt. Wesentlich interessanter ist natürlich, dass Armand und Lestat mal was miteinander hatten, was Louis’ Unfähigkeit, seine Gedanken abzuschotten, umso gefährlicher macht. Armand mag ihm jetzt noch versichern, dass er ihm niemals wehtun würde, doch was, wenn er die Wahrheit über Lestats Schicksal erfährt?
Armand: „It’s custom and practice for traveling vampires to make themselves known to a local coven.“
Louis: „We didn’t get that memo.“
Armands Absichten bleiben undurchschaubar
Ist es nicht auch spannend zu sehen, wie sich Armand immer weiter in Louis’ Interview hinein windet? Erst war er der falsche Rashid im Hintergrund, dann nur moralische Unterstützung, und jetzt unterbricht er Louis nicht nur permanent, sondern nimmt Daniel streckenweise gleich die gesamte Gesprächsführung aus der Hand. Und er bemüht sich dabei so sehr um den Eindruck von Offenheit und Wärme, dass es erst recht gespielt wirkt.
Armand ist die ganz große Unbekannte in der Erzählung, weil wir seine Rolle bislang nicht kennen und noch nicht einmal darauf vertrauen können, dass Louis sich richtig erinnert. Oder Daniel, wenn wir schon dabei sind, denn es gibt in der Folge erneut einige Momente, in denen Armand dessen Erinnerungen verdreht. Inklusive eines kurzen Flashbacks, wo sie über Playboy-Hefte reden, die er als Junge seinem Vater geklaut hat?
Do you know what it means to be loved by Notes
• Uuuund die Titlecard zeigt die Skyline von Paris. Mit dem Eiffelturm als besonders imposantem Zahn.
• Santiago finde ich großartig, sein Monolog zu Beginn der Vorstellung ist geradezu hypnotisierend. (Ich kenne Ben Daniels bisher nur aus „Foundation“, wo er mit einer vergleichsweise kleinen Rolle ebenfalls extrem herausragte.)
• Ich musste so lachen, als Claudia ausgerechnet Bruce als ihren Maker nennt, um ihre Verbindung zu Lestat zu verschleiern. Und die Vampire nur so: „Is he Scottish?“
3 ½ von 5 Bananen, die gegenseitig ihre Sätze beenden.