2023 war ein komisches Jahr. Wenn klügere Menschen dereinst darauf zurückblicken, werden sie angesichts so vieler politischer Fehlentscheidungen und (offen gesagt) auch Blödsinnigkeiten wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Für den Normalbürger war es ein Jahr des Abwartens und Abwägens, ein Jahr ständig neuer finanzieller Belastungen und Horrormeldungen. Ich bin normalerweise nicht der Typ, der hier groß auf das sogenannte „echte“ Leben eingeht, aber ja, auch mich hat dieses Jahr verunsichert.
Was fehlt, ist vor allem ein Ziel, eine Aussicht auf Besserung, etwas, was die gegenwärtigen Mühen irgendwie rechtfertigt. So gesehen war 2023 ein verschwendetes Jahr. Vieles wurde aufgrund fehlender Planungssicherheit auf die lange Bank geschoben, und ich gebe gerne zu, dass ich mich oft nur allzu gern in mein persönliches Kleinklein vergraben habe statt mich mit realen Problemen zu beschäftigen. Wird 2024 besser werden? Angesichts der vielen gesellschaftlichen Baustellen darf das zumindest bezweifelt werden.
Aber ich will das Blogjahr nicht so negativ beenden. Es gab sie ja, die schönen Momente, die kleinen Erfolge, die unerwarteten Wendungen. Und vielleicht müssen wir uns auch einfach alle mal kräftig schütteln und Entscheidungen treffen, deren Ausgang gegenwärtig unsicher ist. In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen hoffnungsvollen Start ins neue Jahr und sage wie immer Danke für eure Treue!
Daten & Fakten
Besucher: 63.118
Seitenaufrufe: 391.102
Veröffentlichte Blogbeiträge: 147 eigene, 4 Gastbeiträge und 4 Kollaborationen
Spam-Kommentare pro Tag: durchschnittlich 100
Geschaute Serienstaffeln: 90
Reviewte Serienfolgen: 51
Meine Serien Top10
Wie ihr das von mir kennt, habe ich auch dieses Jahr wieder unerhört viele Serien geschaut. Darunter war sicher vieles, was ich mir hätte sparen können, doch es gab auch wieder ein paar echte Perlen. Interessant ist vielleicht, dass ich meiner Excel-Liste erstmals eine Spalte hinzugefügt hatte, um immer gleich markieren zu können, was ich für einen Top10-Kandidaten halte. Und siehe da, am Ende des Jahres waren exakt 11 Serien markiert. Die eine, die rausgeflogen ist, ist übrigens „Yellowjackets“. Übrig geblieben sind:
Irgendwie komm ich immer noch nicht darüber hinweg, dass „Star Wars“ so gut sein kann. Politisch, dreckig und wahnsinnig menschlich. Als Kommentar zum Thema Faschismus ist die Serie außerdem so relevant wie nie.
Existiert freier Wille oder ist alles vorherbestimmt und somit berechenbar? „Devs“ ist mehr eine Kontemplation als eine Serie, ragt aber gerade deshalb aus dem Einheitsbrei heraus. Und schwelgt dazu in einem wahren Bilderrausch.
Ich war spät bei der Party, habe „The Last of Us“ aber deshalb nicht weniger gefeiert. Pedro Pascal spielt, was er am besten kann: Vaterersatz für eine Waise. Das Ganze ist eingebettet in ein spannendes Endzeitszenario mit Pilz-Zombies.
Habe ich mich wirklich auf das nächste „Game of Thrones“-Großprojekt eingelassen? Hoffentlich verkacken sie es diesmal nicht, denn die erste Staffel ist wild. Und ziemlich großartig. Aber wild. (Außerdem: Drachen.)
Eigentlich ist es unfair, die beiden Staffeln in einem Aufwasch abzuhandeln, weil sie so verschieden sind. Doch im Kern geht es immer um eine Handvoll Menschen, die noch so viele Probleme haben können, aber einfach das Kochen lieben.
Geschichtsunterricht war nie spannender. „Chernobyl“ konzentriert sich auf die Fakten, kommt teils fast dokumentarisch daher – und ist wahrscheinlich genau deshalb so unfassbar spannend und bewegend.
Die wunderlichste Marvel-Serie, die ich je gesehen habe, aber sicher auch die am schwersten zugängliche. Mich haben vor allem die surreale Erzählweise sowie der ungewöhnliche Einsatz von Farbe und Musik in ihren Bann gezogen.
Die neueste Adaption von Anne Rices Vampirroman hat sicher ihre eigenen Probleme und Schwächen. Aber sie hat eben auch Sam Reid, der als Lestat einfach umwerfend ist. Außerdem brauchten wir alle mal wieder eine sexy Vampirserie.
Ist es gerechtfertigt, dass ich die Serie in meine Top10 gepackt habe, obwohl eigentlich nur die ersten beiden Staffeln wirklich gut sind? Aber die sind halt schon richtig gut. Villanelle jedenfalls ist eine der interessantesten Figuren der Seriengeschichte.
„Big little Lies“ hat zweifellos das größte Staraufgebot meiner Topliste. Aber auch das funktioniert nur, weil die Drehbücher einfach brillant sind. Eine komplexe Charakterstudie, die keine Guten oder Bösen kennt.
Drei Highlights (von vielen)
Der Bücherstapel 2023
Ich muss gestehen, als ich meinen Bücherstapel für diesen Rückblick noch einmal rekapituliert habe, war ich etwas ernüchtert. Was Lesestoff angeht, war 2023 kein allzu starkes Jahr. Sicher, es gab das eine oder andere Highlight und mit Marina & Sergey Dyachenkos „Vita Nostra“ sogar einen Roman, der mich komplett umgehauen hat und ohne Zwischenhalt zu einem neuen Lieblingsbuch geworden ist. Aber dazwischen? Viel Mittelmaß. Am Ende habe ich das natürlich nur mir selbst zuzuschreiben, und so hoffe ich einfach, dass ich 2024 ein besseres Händchen beweise.
- Neal Stephenson | Cryptonomicon ***
- Kris Brynn | The Shelter – Zukunft ohne Hoffnung **(*) [Rezension]
- Terry Jones | Raumschiff Titanic **
- Aldous Huxley | Brave New World Revisited **
- Theresa Hannig | Die Optimierer ***
- John Crowley | Little, big ***
- Theodore Dreiser | Schwester Carrie ***(*)
- Leigh Bardugo | Goldene Flammen ****(*)
- Marina Lewycka | Eine kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch **(*)
- Robert Charles Wilson | Spin ****(*) [Rezension]
- Robert Charles Wilson | Axis ** [Rezension]
- Robert Charles Wilson | Vortex *** [Rezension]
- Marion Zimmer Bradley, Julian May & Andre Norton | Die Zauberin von Ruwenda ***
- Marina & Sergey Dyachenko | Vita Nostra ***** [Rezension]
- Charlaine Harris | Dead until Dark ***
- D. H. Lawrence | Lady Chatterley’s Lover **(*)
- Gary Paulsen | Allein in der Wildnis ***
- J. K. Rowling | Harry Potter and the Deathly Hallows ****
12
Das letzte Jahr war irgendwie beides. Eines wovon man sich getrost auch abwenden kann, aber es war in mancherlei Hinsicht für mich auch ein Augenöffner. Und ja, man muss manche Dinge einfach Tun!
(Worauf ich wirklich besonders stolz bin; ich habe mich endlich dazu durchgerungen meine Arbeitszeit zu reduzieren. Statt der vierzig gibt es jetzt ’nur‘ noch zweiunddreißig Stunden. Mal schauen. Jedenfalls nächste Woche gehts los. Da ist der Montag dann in einem farbenfrohen Blau gehalten und Arbeitsfrei.)
Mit meinen Büchern da habe ich mir auch so die eine oder andere ‚Last‘ auferlegt. Aber im Grunde bin ich doch sehr zufrieden mit meiner letzten Lektüre.
Hm. Wenn ich eines davon herausstellen müsste dann eventuell ‚Der Historiker‘ von Elizabeth Kostova.
Neunzig Serienstaffel. Wow. Für mich hat das irgendwie schon beinahe kosmologische Dimensionen. Yeah.
Jedenfalls. Jes. Dir weiterhin alles Gute, Kraft und Ausdauer. Und vor allem bleib Gesund und Munter.
Zu meiner Verteidigung: Viele Serienstaffeln sind heutzutage nur noch 6 bis 8 Folgen lang, das schaut man auch mal an drei Tagen runter. (Wie überzeugend klinge ich? Ich bin selbst jedes Jahr schockiert über die Menge.)
Ein bisschen neidisch bin ich ja, wenn ich das mit der reduzierten Arbeitszeit lese. Denn genau das war mein Plan für 2023 gewesen. Dann kam die Inflation und die Unsicherheit, und jetzt scheint das erst mal in weite Ferne gerückt. Tja.
Boldly Go ist auf jeden Fall ein gutes Motto für 2024.
Ich versuche (wie jedes Jahr) mich mehr und mehr aus allzu komfortablen Komfortzonen zu wagen, auch wenn ich das Gefühl habe, es wird mit jedem Jahr schwerer. In meinem Umfeld gibt es so mutige, optimistische, regelrecht sorglose Menschen, da will ich auch mal hin.
So nachvollziehbar es im Moment auch scheint, in Schreckstarre zu verharren, so wenig zielführend ist es. Boldly Go, ne? Breites Kreuz und durch.
In diesem Sinn dem Blog + Besitzerin ein furchtlos, kreatives, möglichst optimistisches 2024.
Vieles ist ganz sicher Einstellungssache. Ich bin definitiv kein Optimist, sondern Realist durch und durch, aber ich versuche trotzdem, dem Leben positiv zu begegnen, und auch das macht schon eine Menge aus. Also mal schauen, was das neue Jahr so bringt. (Das für mich im Februar beginnt, denn der Januar ist der schrecklichste, längste und überflüssigste Monat des Jahres.)
Wenn du dem Leben positiv begegnest, ist das doch schon recht optimistisch. Ich meinte das auch nicht negativ, sondern mehr im Sinne von Resilienz. Eine echt wertvolle Eigenschaft.
Warum ist Januar überflüssig? Okay, er ist ein bisschen wie der Montag des Jahres, aber die Theorie ist mir neu. 😉
Ach, sei froh, wenn du den Januar nicht so empfindest, denn „Montag des Jahres“ trifft es ganz gut. Nur, dass dieser Montag qualvolle 31 Tage dauert. Wahrscheinlich ist das der kalte Entzug nach dem bunten, festlichen, gemütlichen Weihnachtsmonat, alles ist dunkel und nass und grau und kalt. Und der Frühling gefühlte Jahre entfernt.
PS: Keine Sorge, ich hatte deinen Kommentar gar nicht negativ aufgefasst. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass optimistisch und positiv sehr verschiedene Dinge sind. Ich gehe nicht automatisch davon aus, dass Dinge gut laufen, im Gegenteil. Aber wenn sie dann so richtig schief laufen, dann denke ich ganz positiv, hey, in einem Jahr gibt das wenigstens eine gute Anekdote ab. 😆