„We’ve got a bloody Martian in the shed!“
Der Doctor begegnet Donna Noble wieder, als London von Außerirdischen heimgesucht wird, die ein anderes Alien jagen. Spoiler!
What the hell?!
Nachdem der Doctor unerklärlicherweise wieder die Gestalt seiner zehnten Inkarnation angenommen hat, bringt ihn die TARDIS auf die Erde der Gegenwart. Genauer gesagt nach London, wo er prompt Donna Noble über den Weg läuft. Die verpasst zwar den Absturz eines Raumschiffs, doch ihre Tochter Rose gabelt kurz darauf ein süßes kleines Alien auf, das sie in der Scheune versteckt. Nicht für lange jedoch, denn kaum schlägt der Doctor bei ihnen auf, stürmen auch schon Soldaten das Haus. Da es sich dabei offenbar um zwei gegnerische Fraktionen handelt, wird der Doctor misstrauisch.
Eine zweite Chance
Früher, ja früher war „Doctor Who“ mal eine echt schöne Serie. Heute wird das Alien erst mal nach seinen Pronomen gefragt. Damit willkommen zu meinem Versuch, der Serie eine zweite Chance zu geben – und darüber zu schreiben. Für den Kontext, wer es nicht mehr weiß: Die Neuauflage von „Doctor Who“ war lange Zeit die Show, die meinen Blog mehr oder weniger im Alleingang am Laufen hielt. Ich habe die Staffeln 1 bis 10 komplett reviewt, wovon lediglich Staffel 7 aktuell nicht online ist, weil ich die noch überarbeite.
Staffel 11 habe ich mir damals zwar angeschaut, das Reviewen aber schon nach zwei Folgen aufgegeben (und das Schauen später dann auch). Es lag nicht nur daran, dass der Doctor plötzlich eine Frau war, was eindeutig eine politische und keine kreative Entscheidung war. Vielmehr kapitulierte ich vor den allzu versöhnlichen Geschichten, die keinerlei Reibungspunkte mehr lieferten, über die ich hätte schreiben können. Mit Staffel 14 kehrt nun nicht nur Russel T. Davies als Showrunner zurück, sondern für drei Specials auch David Tennant als Doctor. Hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass ich mich mal über Tennant freue …
Doctor: „Are you he or she or they?“
Meep: „My chosen pronoun is the definite article. I am always the Meep.“
Unheimliche Begegnung der politisch korrekten Art
Doch wie war es denn nun? Hm, okay? „The Star Beast“ ist nicht der ganz große Wurf, der es vielleicht gerne wäre, fühlt sich streckenweise aber doch wieder wie mein „Doctor Who“ an. Die Story ist wild und chaotisch, es wird viel gerannt, die Insekten-Aliens sind einfach nur Leute in Gummianzügen, und die Auflösung ist dünn. Also alles genau so, wie wir es von der Serie kennen und lieben. Außerdem profitiert die Folge natürlich von einem gewissen Nostalgie-Faktor, und das funktioniert sogar bei jemandem wie mir, die weder den zehnten Doctor mochte noch Donna so toll fand.
Nun ist die BBC quasi das britische Äquivalent zur ARD, weswegen ich mit einem gewissen Anteil an Diversitätsgedöns schon gerechnet habe. Ich hatte mir sogar ganz fest vorgenommen, das nicht von vornherein doof zu finden, aber dann wurde wie gesagt das Meep nach seinen Pronomen gefragt, und da verdrehte ich dann doch die Augen. Weniger wegen der Frage an sich, sondern weil das so völlig fehl am Platz wirkte. Wäre das eure erste Reaktion, wenn euch ein Alien begegnet? (Okay, blöde Frage, welches Alien spricht auch zufällig fließend Englisch?)
Strategische Logiklöcher, die niemand hinterfragt
Was mich daran am meisten ärgert, ist, wie schamlos hier ausgenutzt wird, dass sich bei solchen Themen grundsätzlich niemand traut, irgendwas zu hinterfragen – selbst, wenn es aus narrativer Sicht keinen Sinn ergibt. Der Doctor hatte Donnas Gedächtnis damals in „Journey’s End“ gelöscht, weil die Macht der Regenerationsenergie sie sonst umgebracht hätte. Nun stellt sich heraus, dass sie diese Macht teilweise an ihr Kind weitergegeben hat. Das allein ist eine schöne Idee, die auch irgendwie logisch klingt und den Gedanken eines Vermächtnisses in sich trägt, das an die nächste Generation weitergereicht wird.
Nur wieso muss das auch noch als Erklärung dafür herhalten, dass Rose trans ist? Erstens sagt man uns damit, dass es einen externen Grund gibt, was dem widerspricht, was man uns sonst so darüber erzählt. Und dann wird noch so darauf herumgeritten, dass der Doctor männlich oder weiblich oder nichts davon sein kann. Aber Rose hat sich explizit dafür entschieden, eine Frau zu sein, also …? Wie gesagt, ich hab keine Ahnung von der Materie, aber aus erzählerischer Sicht ist das Mumpitz. Außerdem: Wenn sie die Energie einfach abgeben können, weil sie Frauen sind, wieso konnte das Donna damals nicht?
„Nice to meet you, skinny man. Oh, word of advice: You can wear a suit that tight up to the age of 35 and no further.“
Beurteile ein Alien niemals nach seinem Aussehen
Der eigentliche Plot von „The Star Beast“ ist vergleichsweise simpel. Selbst wenn man irgendwie von Anfang an ahnt, dass das Meep zu niedlich ist, um wahr zu sein, funktioniert die Überraschung ganz gut. Wahrscheinlich, weil wir durch etliche Sci-Fi-Filme darauf trainiert wurden, immer zuerst die Aliens in Insektengestalt für die Bösen zu halten und nicht die plüschigen mit großen Augen. Abgesehen davon hab ich mich jedes Mal so was von beömmelt, wenn das Vieh „meep, meep“ sagt, als trüge das ernsthaft was zur Konversation bei.
Das zweite große Thema ist natürlich, warum der Doctor so aussieht, wie er aussieht. Ziemlich zu Beginn sagt er einmal: „I think the story hasn’t ended yet.“ Er bezieht sich dabei auf seine Begegnung mit Donna, spricht aber vermutlich auch von sich selbst. (Auch wenn ich persönlich finde, dass die Geschichte des zehnten Doctors vor allem zum Ende hin ja schon sehr genüsslich ausgewalzt wurde.) Ich hoffe einfach, dass sie dafür eine kluge Erklärung haben und nicht wieder alles in einem großen Kitschfest à la „I don’t want to go“ endet.
The Notes Beast
• Der entsetzte Blick des Doctors, als Donna nach „Rose!“ ruft. 😆
• Ach ja, der eine Soldat mit Turban? Nett gemeint, aber alle seine Kollegen tragen Helm, was mir angesichts eines Feuergefechts dann doch vernünftiger erscheint.
• Das neue Design der TARDIS ist … nun ja, gewöhnungsbedürftig. Vor allem die „mood lights“. Und eine Kaffeemaschine?! Sollte da nicht eher ein Teekessel stehen?
3 von 5 Bananen im Tuna Madras Curry.