Die Kunstfälscher | „Venus von Willendorf“ (ca. 27.150 bis 26.850 v. Chr.)

„Schematisch-degenerierte Figur, kein Gesicht, nur dick und feminin. Wohlstand, Fruchtbarkeit.“ (Tagebuch von Prähistoriker Hugo Obermaier, August 1908)

Wenn du ein plastisches Kunstwerk fälschen willst, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder du entscheidest dich für so was wie Michelangelos „David“ und blamierst dich bis auf die Knochen. Oder du fängst auf dem Niveau der Steinzeit an. So oder ähnlich war der Denkprozess, der die Kunstfälscher zur berühmten „Venus von Willendorf“ führte. In jedem Fall hatte jede von uns ihre eigenen Vorstellungen vom perfekten Material, um die berühmte Figurine ins 21. Jahrhundert holen.

„Venus von Willendorf“ (ca. 27.150 bis 26.850 v. Chr.)

Die ca. 11 cm hohe Venusfigur wurde am 7. August 1908 bei Ausgrabungen in der niederösterreichischen Gemeinde Willendorf gefunden. Sie befand sich etwa 25 cm unterhalb von Stratum 9, in einer Schicht aus Sand und Asche. Aufgrund der Radiokarbondatierung wurde lange Zeit angenommen, dass die Figurine vor 25.000 Jahren gefertigt wurde. Bei neueren Messungen wurde Stratum 9 jedoch auf 24.900 Jahre datiert, was kalibriert einer Entstehungszeit der Venus zwischen 27.150 bis 26.850 Jahren v. Chr. entspricht.
Was die Venus von Willendorf so einzigartig macht, ist das verwendete Material. Die meisten kultischen Venusfiguren wurden aus Elfenbein oder Knochen gefertigt, während der Künstler hier Oolith verwendet hat, ein Kalkgestein, das aufgrund seiner besonderen Struktur auch „Eierstein“ genannt wird. Oolith kommt in Niederösterreich nicht vor, Geologen fanden durch hochauflösende tomographische Aufnahmen heraus, dass das Gestein vermutlich aus Norditalien stammte. In ihm waren neben Resten von Muscheln auch sogenannte Limonite eingeschlossen, die bei der Herstellung herausgebrochen sind und die typischen Löcher in der Oberfläche der Venus hinterlassen hat. Beim Bauchnabel hat der Künstler diesen Effekt vermutlich bewusst genutzt.
Die Figurine war ursprünglich wohl vollständig mit Rötel überzogen, der durch das Waschen nach dem Ausgraben teilweise entfernt wurde. Rötel findet sich auf nahezu allen Venusfiguren, die in Europa gefunden wurden, was auf eine kultische Bedeutung hinweisen könnte. Stilistisch scheint die Venus von Willendorf am ehesten mit osteuropäischen Figuren verwandt zu sein, bei ihnen handelt es sich oft um Frauen mit dickem Bauch, großen Brüsten und Bändern um den Körper.
Wer mehr über die Venus erfahren möchte, findet hier, hier und hier einen Einstieg in den aktuellen Forschungsstand. Seit diesem Jahr gibt es außerdem ein hochauflösendes 3D-Modell, das ihr euch hier ansehen könnt.

Fälschung von Jes: Modelliermasse mit Wasserfarben

Fälschung von Rosi: Fimo, Styrodur, Plastiktüte, Bügelperlen, Moosgummi und Pappe

Fälschung von Helen: Erdnussflips auf Zahnstocher und Stecknadeln

Hinter den Kulissen

Die Kunstfälscher gönnen sich jetzt erst mal eine kleine Auszeit, um die kreativen Batterien aufzuladen und darüber zu kontemplieren, welches Kunstwerk wir uns als nächstes vornehmen. Eines aber können wir euch schon versprechen: Es wird auf jeden Fall wieder moderner.