„Fühlte sich eher wie aggressive Akupunktur an.“
(aus meinem Tagebuch)
Und plötzlich ist Herbst
Geht das nur mir so oder war der September dieses Jahr irgendwie meh? Ich hab den Verdacht, dass es am übergangslosen Wechsel von brütender Hitze zu Sturm und Regen lag, der goldene Herbst war wohl nur ein frommer Wunsch. Jetzt lacht bestimmt keiner mehr darüber, dass ich meinen Wintermantel schon im August habe reinigen lassen, den brauche ich vielleicht früher als mir lieb ist. (Übrigens ja, ich habe meinen Kleiderschrank die Tage schon umgeräumt, ich war so frei.) Aber gut, auf in den Oktober, den Monat der Gummistiefel, Gespenster und Gruselfilme.
Die Haut als Leinwand
Wie ich schon in einer meiner Sonntagslisten berichtet habe, hab ich mir endlich das seit Jahren geplante „Per Anhalter durch die Galaxis“-Tattoo stechen lassen. Die 42 ist natürlich selbsterklärend, den Wal und den Petunientopf dürften aber wirklich nur Fans verstehen. Beim Einsatz des sogenannten Unwahrscheinlichkeitsantriebs verwandeln sich an einer Stelle nämlich zwei Raketen in einen Wal und einen Blumentopf. Dem Wal gehen daraufhin etliche philosophische Gedanken durch den Kopf, während der Petunientopf nur denkt: „Nicht schon wieder.“
Ab hier wird es esoterisch, denn ich hatte immer die Vorstellung vom eigenen Körper als Leinwand. Wenn wir geboren werden, ist sie noch leer, doch nach und nach hinterlässt das Leben Spuren darauf. Sei es die Narbe von der Pockenimpfung als Baby oder die kleine, kreisrunde Stelle, wo ich mir in der Schule beim Linolstich versehentlich das Werkzeug in meine Hand gerammt habe. Und dann gibt es auch Menschen, die ihre Leinwand ganz bewusst füllen, womit wir beim Thema Tattoos wären.
Meine erste Tätowierung hab ich mir mit zwanzig stechen lassen, und während das Motiv selbst keine tiefere Bedeutung hat, ist seine bloße Existenz mit etlichen Gefühlen und Erinnerungen verbunden, die diesen Lebensabschnitt für mich ausmachten. Das neue ist anders, denn der Zeitpunkt ist eigentlich egal, hier geht es allein um das Motiv und darum, was es aussagt. Es geht um das Chaos unserer Existenz, und um ein Universum, in dem alles möglich ist. Okay, und um meine Verehrung für Douglas Adams.
Der September in Bildern
Lesen schadet der Gesundheit
Ich sollte wirklich aufhören, Science-Fiction-Klassiker der 1970er und 80er zu lesen. Egal, welches Buch ich derzeit auch zur Hand nehme, immer gibt es darin Elemente, die eindeutig dystopisch gemeint, heute aber teils schon Realität sind oder zumindest als erstrebenswertes Ziel angesehen werden. Ich weiß nicht, was das über unsere Gesellschaft aussagt – oder über die Autoren, die offenbar doch keine Pessimisten, sondern Realisten waren. Joe Haldemans „Der Ewige Krieg“ hat mich jedenfalls einigermaßen deprimiert, nur um mit „Mockingbird“ von Walter Tevis direkt das nächste Weltuntergangsszenario aus meinem Lesestapel zu picken. Ich glaube, für den Winter nehme ich mir einfach Jane Austen aus dem Regal, da ist die Welt wenigstens noch in Ordnung.
„Reading is too intimate“, Spofforth said. „It will put you too close to the feelings and ideas of others. It will disturb and confuse you.“
(Walter Tevis „Mockingbird“)
Wie war das noch gleich mit dem Klopapier?
Ach, aber an dem Gerücht um die Mangellage beim Klopapier ist wohl was dran – oder die Leute haben aufgrund der Meldung wieder mit dem Hamstern angefangen. Bei Edeka jedenfalls war das Regal mit dem dreilagigen (und damit noch halbwegs bezahlbaren) komplett leer. Ich brauchte keins, fand das aber interessant. (aus meinem Tagebuch)
25
Ich wüsste zu gerne mal, wie sich Tätowierungen anfühlen. „Aggressive Akupunktur“ klingt anschaulich, aber ich hatte auch noch nie eine Akupunktur. Nadelstiche allerdings zur Genüge, schon allein durchs Nähen. Aber ein Stich in den Finger ist sicher nicht vergleichbar, oder?
Wo auf einer Skala von 1 (kaum spürbar) bis 10 (starke Schmerzen) würdest du es verorten? Wobei der Schmerz sicher zunimmt, wenn ein und dieselbe Stelle länger bearbeitet wird, kann ich mir vorstellen.
Wie gesagt, ich hab auch schon mal daran gedacht, aber ich kann mich noch nicht für den Rest meines Lebens auf ein Motiv festlegen.
In einer Serie fragte letztens auch jemand eine Frau mit Tattoos, ob es schmerzhaft gewesen sei, und ihre vielleicht etwas seltsam anmutende Antwort war: „Ja, aber es war ein guter Schmerz.“ Letzten Endes ist da nicht nur jeder Mensch verschieden, auch Stelle und Motiv machen natürlich einen Unterschied. (Und das Adrenalin!) Bei diesem Fineline-Tattoo ist mir selbst 1 zu hoch gegriffen, da hatte ich schon schlimmere Regelbeschwerden. 😅 Das erste war heftiger, weil da die Kontur ausgefüllt wurde, was immerhin drei Stunden dauerte. Da stumpft man mit der Zeit dann auch ein bisschen ab, so absurd es klingt. Vielleicht eine 5? Ist lange her, keine Ahnung.
Vor kleinen Motiven muss man bezüglich Schmerz keine Angst haben, würde ich sagen. Aber ich versteh’s total, wenn man sich unsicher ist, was und wo. Lustigerweise lässt das nach dem ersten nach, weil man feststellt, dass es nach den ersten zwei, drei Wochen komplett unwichtig wird. Dann ist es einfach ein Teil des Körpers. (Und führt dazu, dass einem immer mehr einfällt, was man haben möchte, ähem.)
Die Erdbeere ist ja lieb.😊
Das erinnert mich wieder daran, als Kind bin ich immer über die herbstlichen Erdbeerfelder gezogen, auf der Suche nach den letzten kleinen und kleinst großen Früchten. Die Ausbeute war zwar sehr oft überschaubar aber der Geschmack, ‚Wow‘; kriegt man nirgends zu kaufen.
Der Übergang in den Herbst. Wie du sagst, da war keiner. Hat es bei dir tatsächlich nennenswert geregnet? Sturm gibt es bei mir auch. (Dieser ewige Wind… wahhh). Aber Regen? Wir haben hier dermaßen Trockenheit. Liegt vielleicht am pannonischen Klima (ich wohne da sozusagen an seinem Rand), welches sich immer weiter ausbreitet. Wer weis.
Hm. Die Haut oder der Körper als Leinwand. Interessanter Gedanke. Die Haut ist ja das was den Körper von der Umwelt trennt. Und so im laufe der Zeit, die könnte ja wohl schon dicke Bände über ihr dasein an unserem Körper schreiben, über das angenehme wie auch weniger angenehme.
Tattoos. Ich bin da irgendwie emotionslos und frei von einer Meinung. Auch nach einigem Nachdenken darüber. Aber es ist auch spannend das einem gewisse Dingen einfach nichts sagen.
Ob lesen der Gesundheit schadet?😋
Bei mir ist oder wahr es jetzt nichts ‚dystopisches‘. Ich war nur sozusagen wie blattgewalzt vom Dunklen Turm. Ich konnte da nicht einfach zum nächsten anderen Buch greifen und ‚weiter lesen‘. Bücher die ich schon was weis ich wie oft gelesen habe, das ging. Aber etwas neues das ist mir tatsächlich zuerst schwer gefallen. (Eine Lücke habe ich aber mittlerweile geschlossen. Ich habe Krabat gelesen. Und das war auch das erste Neue nach der wahrlich epischen Reise durch Mittwelt).
Hamstern? Na, das passt doch zum Herbst! Erntezeit. Hamsterzeit. Es lebe der Hamster.🐹
Ja, die Erdbeere war ein kleiner Mutant. 😁 Lustigerweise wollen sie’s jetzt noch mal wissen, denn obwohl ich den Balkonkasten schon gegen die nächtliche Kälte eingepackt hab, kommen plötzlich wieder Blüten.
Übrigens ja, hier hat es tagelang wie aus Kübeln gegossen, zeitweise schwamm die ganze Straße. Aktuell hat es sich aber beruhigt und es scheint sogar die Sonne, also kriegen wir vielleicht doch noch ein paar goldene Tage.
„Krabat“, puh, Kindheitserinnerungen, das hab ich hoch und runter gelesen und jedes Wort geglaubt. Was, wie ich immer betone, auch der Grund ist, warum ich das Buch heute nicht noch mal lesen würde. Ich fürchte, damit würde ich mir all die Erinnerungen zerstören.
Ja, manche Bücher sind wie Zaubergärten. Man ist da oft wie bestrickt und verwirrt, was ich aber nicht negativ gemeint haben will. Vielleicht ging es mir da so ähnlich mit dem Herrn der Ringe und Mittelerde.
(Beim ersten Lesen da war etwas, was ich dann aber beim noch und nochmals lesen nicht mehr wieder gefunden habe. Es war da streckenweise dieses Gefühl von ‚Märchen‘, oder was ich jedenfalls mit dem Begriff Märchen in Verbindung bringe).
Was ich sagen möchte, ich kann das verstehen das es Bücher gibt die so sehr eine Erinnerung formen welche man für sich erhalten möchte.
Was habe ich da geschrieben von wegen kein Regen? Gestern habe ich meine Fenster geputzt und heute, voilà.🤣 Ich bin aber auch gespannt ob es diesmal tatsächlich etwas mehr ‚ausgiebigeren‘ Niederschlag geben wird.
Der Wetterbericht dazu ist eher vage.🤨