„Je höher du bei Horizon aufsteigst, desto mehr zwielichtigen Scheiß machst du. So läuft’s im Kapitalismus.“
Nora und Aleesha nehmen Nathan und Luke per Bildschirm mit auf eine Sightseeingtour durch New York. Spoiler!
Das ist der längste Tag meines ganzen Lebens
Als Nora erfährt, dass sich Choak für eine wichtige Abstimmung in einen Roboterkörper herunterladen lässt, startet sie online einen Hashtag, der es ihr erlaubt, ihn zu verfolgen. Sie überredet Aleesha, dass sie mit Nathan und Luke quasi remote einen Ausflug in die echte Welt machen, weiht sie aber nicht in ihren wahren Plan ein. Sie finden in ganz New York nur eine einzige Filiale von Freeyond, während es in anderen Staaten offenbar bis zu hundert gibt. So kommen Nathan und Nora dahinter, dass es Choak und Kannerman darum geht, dass arme Leute durch das Hochladen ihr Wahlrecht verlieren.
Was war noch gleich der Punkt?
Lasst mich ehrlich sein, ich musste nachlesen, was der große Aufreger der Folge (der Staffel?) ist. Amerikanische Zuschauer verstehen die Zusammenhänge vermutlich schneller, es geht nämlich offenbar darum, dass sich Freeyond gezielt an arme Menschen in Swing States richtet. Sobald die sich hochladen lassen, verlieren sie ihr Wahlrecht, was wiederum den Republikanern nutzt, die mehrheitlich von den Reichen gewählt werden. Nimmt man das weg, war die Story reichlich dünn, ein bisschen Sightseeing und Gestänker zwischen Aleesha und Luke. Da fand ich Ingrids Plot ausnahmsweise mal spannender.
Nathan und Nora treten auf der Stelle
Wie gesagt, lässt man den großen Plot um Freeyond und Choak einmal außen vor, passiert in „The Outing“ nicht wirklich viel. Tatsächlich kam es mir sogar ein bisschen billig vor, dass man ausgerechnet jetzt, wo es relevant ist, das Feature einführt, dass Engel Uploads auch in der Außenwelt spazieren tragen können. Ganz abgesehen davon, dass ich dachte, Nora sei jetzt in einer ganz anderen Abteilung und daher gar nicht mehr für Uploads zuständig. Es ist alles etwas undurchsichtig.
Die größte Enttäuschung dieser Staffel, und ich denke, bei der vorletzten Folge kann ich das nun schon sagen, ist dieser seltsame Stopp in der Beziehung zwischen Nathan und Nora. Die beiden sind ineinander verliebt und können inzwischen sogar Witze darüber reißen, was echt bizarr ist. Beide sind auch absolut unglücklich in ihren jeweiligen Beziehungen, unternehmen aber nichts, um etwas daran zu ändern. Das ist alles so unbefriedigend. Entweder die Autoren sagen, nope, oder sie sagen, hell yeah, aber dann will ich bitteschön auch eine Story, die sich mit den Problemen einer Beziehung zwischen den Welten auseinandersetzt.
„Warum hast du nicht eine normale Sucht wie Kokain oder Badesalz statt erbärmlich vor dich hinzusiechen? Das ist demütigend.“
Für immer vereint, egal wo
Was mich unweigerlich zu Ingrid bringt, denn ihr Fazit lautet ja, dass eine solche Beziehung nicht möglich ist. Das sagt sie so zwar nie, aber dass sie für Nathan so tut, als sei sie ebenfalls tot, spricht natürlich Bände. Und wie es aussieht, will sie das Verhältnis bald wieder umdrehen, denn sie lässt in der Zwischenzeit einen Klon von Nathan züchten, in den er heruntergeladen werden kann, sobald die Technik mal funktioniert. Ich frage mich gerade, ob sie Nathan die Lüge dann gestehen wird oder für immer so tun will, als sei ihr Körper ebenfalls geklont.
Der Baby-Plot wird jedenfalls immer abstruser. War das letzte Woche nur eine Art Test? Und hab ich das richtig verstanden, dass es eben nicht so gedacht war, dass das Kind innerhalb nur eines Tages sein gesamtes Leben durchlebt? Dann was hat sie falsch gemacht? Und wieso zieht man dennoch in Betracht, ihr ein Baby zu geben? Verdammt, wenn wir schon mal dabei sind: Da Ingrid offensichtlich plant, in absehbarer Zeit zusammen mit Nathan in die reale Welt zurückzukehren, wieso gibt sie sich überhaupt den Stress eines digitalen Babys?!
The outed Notes
• Luke und Aleesha spielen „Titanic“ nach und können sich partout nicht einigen, wer in dem Szenario Rose ist.
• Detective Sato ermittelt noch immer irgendwas und betrachtet Nathan als „Verdächtigen“? Ehrlich, dieser Plot baumelt nur lose herum.
• Als die KI so nett zu Ingrid ist, fiel mir der Avatar der Technikfeinde wieder ein. Haben die eigentlich mal irgendwas mit dem gemacht? Hab ich das verpasst?
2 ½ von 5 Robo-Bananen.
Die Beziehung Nathan-Ingrid wird nicht sehr gut umgesetzt, finde ich. Klar, Nate fühlt sich ihr verpflichtet, weil er denkt, sie habe sich für ihn uploaden lassen. Und es gibt „Lichtblicke“, wie nach der Robin Hood-Aktion, wo er sich neu in sie zu verlieben scheint. Aber die Macher gehen da nie in die Tiefe. Was findet Ingrid am immer abwesenden und teilweise schlicht abweisenden Nathan? Er will die gesamte Staffel über nichts von ihr wissen und nutzt jede Möglichkeit, um ihr zu entgehen. Er sagt zwar, dass er an ihrer Beziehung arbeiten will, aber er tut es nicht.
Mir ist das zu offensichtlich, dass er als „guter Kerl“ charakterisiert werden soll, aber gleichzeitig ist klar, dass Nora sein Liebespartner sein soll. Ingrid ist nur noch gut für ein paar Lacher, und dass Nora-Nate nicht zu schnell und problemlos passiert.
Und das finde ich irgendwie sehr unfair ihrem eigentlich vielschichtigen Charakter gegenüber.
In dieser Staffel hatte ich oft das Gefühl, dass das Format nicht wirklich für die Geschichte taugt, die sie erzählen wollen. Einerseits, weil es zu wenige Folgen gibt, die noch dazu zu kurz sind, andererseits, weil man sich partout nicht festlegen will, ob das alles nun lustig oder ernst ist. Und in einer zweiten Staffel erwarte ich eigentlich mehr Substanz. 😕
Mir kommt vir wie die klassische Fillerstaffel, auch hinsichlich ihres Endes (haben wir beide gesehen, du weißt was ich meine). Ein paar Folgen mit nichtiger Story, von 1 zu 3 überzuleiten.
Aber optimistisch für Staffel 3 stimmt es jetzt auch nicht.