„So, this is how the book ends …“
Die Kolonie wird von den Robotern angegriffen, die mit dem gestohlenen Antrieb den gesamten Planeten zerstören wollen. Spoiler!
Every robot can be free
Als die Roboter angreifen, versuchen die Kolonisten, die Energie ihrer Jupiter-Schiffe zu nutzen, um das Verteidigungssystem wieder hochzufahren. SARs Schiff kann jedoch gerade noch durchschlüpfen. Will, der zusammen mit den anderen Kindern aus der Gefahrenzone gebracht werden soll, erkennt, dass die Roboter hinter dem Antrieb her sind, weil dieser auch als Planeten vernichtende Waffe genutzt werden kann. Auch Penny folgt einer Eingebung und hilft einem der beim Absturz beschädigten Roboter, woraufhin dieser die Seite wechselt. Will weiß nun, was zu tun ist, und fliegt mit Smith und seinem Roboter zu dessen Heimatplaneten.
Spannung gefolgt von Kitsch
Ist das Serienfinale der Zeitpunkt für milde Verklärung? Die letzte Folge einer Serie zu bewerten, ist seit jeher schwer, denn es ist praktisch unmöglich, sie alleinstehend zu beurteilen, auch wenn das unfair ist. Mehr zu meinem Gesamteindruck von „Lost in Space“ also später, für sich genommen ist „Trust“ eine solide Folge, die sich erst gegen Ende von jeder Spannung verabschiedet und hoffnungslos in Kitsch abgleitet. Was bei einer Familienserie vermutlich zu erwarten war. Nun ja.
„So, less than 24 hours after the Robinsons get here, Alpha Centauri is trashed.“
SARs Motivation bleibt löchrig
Eine konkrete Antwort darauf, was SAR nun eigentlich wollte, erhalten wir jedenfalls nicht. Sein Hass auf Will war geradezu menschlich – und mindestens genauso irrational. SARs „Kill all masters“-Attitüde und Wills Überzeugung, dass sich die Roboter von ihrer Programmierung lösen können, haben eigentlich einen gemeinsamen Nenner, der von den Autoren jedoch konsequent ignoriert wurde. (Oder mir ist etwas Entscheidendes entgangen.)
Am Ende bleibt SAR der nicht überzeugbare Feind, der vernichtet werden muss. Das ist eine für eine Familienserie geradezu fatalistische Einstellung, die ihre Erfüllung auf die grausamste nur denkbare Weise erfährt. Denn SAR wird nicht getötet oder abgeschaltet, nein, seine Persönlichkeit wird mit der von Wills Roboter überschrieben! Unter dem Gesichtspunkt, dass jeder Roboter ein eigenständiger Charakter ist (das wurde in dieser Folge sogar noch mal extra hervorgehoben), ist diese Strafe sogar schlimmer als der Tod.
Zusammenhalt und Opferbereitschaft … oder so
„Trust“ hat in meinen Augen genau zwei Schwächen. Zum einen ist es arg vereinfachend, dass die Kinder bloß ein paar beschädigten Robotern dabei helfen müssen, ihre verlorenen Teile wiederzufinden, damit die sich gegen ihren Anführer wenden. Mir ist schon klar, dass es hier um die Aussage geht, dass man in einer Familie einander hilft – quasi als Abgrenzung zur rein zweckgebundenen Gemeinschaft der Roboter. Aber wie vertrauenswürdig ist ein Roboter, der wegen einer paar verschmorter Kabel die Seiten wechselt, wirklich?
Die zweite erzählerische Enttäuschung ist das Opfer von Wills Roboter, das am Ende keines ist. Versteht mich nicht falsch, bis zu dem Moment, wo er sich quasi als Kuppel über den schwer angeschlagenen Will ausbreitet und mithilfe seiner Technologie dessen Herz „repariert“, ist das alles überwältigend emotional. Ja, Tränen sind geflossen, keine Frage. Aber dabei hätte man es belassen sollen, denn in dem Augenblick, als sich herausstellt, dass der Roboter seine Persönlichkeit in Will quasi „abgespeichert“ hat, um SAR bei passender Gelegenheit zu „überschreiben“, verliert dieses Opfer jegliche Bedeutung. Es war nie eines, es war von Anfang an ein hinterhältiger Plan.
Judy: „I don’t have words for this.“
Penny: „That’s okay, this is my department.“
Die Serie ist eigentlich eine Mogelpackung
Ich weiß nicht, ob sich noch irgendjemand daran erinnert, dass ich anfangs ziemlich angetan war von der Idee einer Science-Fiction-Serie, die sich vom zunehmend dystopischen Genre abhebt. Rückblickend ist mir das selbst ein bisschen peinlich, aber wer konnte auch ahnen, dass sich das langfristig zu einem solchen Kitschfest entwickelt? Doch ich will die Serie nicht kleiner machen als sie ist, ich hatte streckenweise viel Spaß dabei, und hier und da war ja sogar mal eine gute Idee versteckt.
Das größte Minus ist übrigens mitnichten die Tatsache, dass es sich um eine Familienserie handelt, die auf die Sehgewohnheiten jüngerer Zuschauer Rücksicht nehmen muss. Zumindest für mich war es vielmehr die Unklarheit, was man eigentlich bezweckt. Oder sagen wir es so: Beim Titel „Lost in Space“ erwarte ich abwechslungsreiche Abenteuer auf fremden Planeten. Für das, worum es tatsächlich ging, wäre der Titel „Threatened by Robots in Space“ treffender gewesen.
Ganz konkret ging für mich im Laufe der Serie der Aufbruchsgedanke verloren, mit dem sie einst gestartet war. Ursprünglich handelte sie nämlich eben nicht von Robotern, die sich gegen ihre Schöpfer auflehnen und diesen Groll aus reichlich konstruierten Gründen auf die Menschheit ausweiten. Es ging darum, dass die Menschen die kaum noch zum Leben geeignete Erde verlassen, um sich ein neue Zukunft aufzubauen. Klar, am Ende sind wir zwar trotzdem irgendwie bei dieser Utopie angelangt, aber wirklich erzählt hat man uns diese Geschichte nicht.
Trust Will Robinson!
• Smiths ganzer Gewissenskonflikt mit der Spritze ging total an mir vorbei, weil ich auch bei diesem Typen längst vergessen hatte, wer er ist.
• Penny und Vijay sind wieder ein Paar. Keine Überraschung hier.
• Süß, wie sich John und Maureen mitten im Kampf zu einem Date beim Italiener verabreden. Und jetzt bin ich doch etwas unsicher, ob es nicht vielleicht doch einen Edeka auf Alpha Centauri gibt …
3 von 5 Bananen, die überschrieben werden.
Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht
Also, sagen wir mal, die Folge war ein Abschluss, der der Serie würdig war – und das ist KEIN Kompliment.
Ich will jetzt gar nicht mehr auf die Details eingehen, oder wie blöd es war, als alle SAR mithilfe ihrer Arm-Lautsprecher fertigmachen …
Aber die Vorstellung, dass man einen traumatisierten Geist, der – aus welchem Grund auch immer – voller Hass ist, quasi lobotomisiert und mit dem Liebes-Code des Roboters überschreibt, ist geradezu widerwärtig.
Es bestätigt alles, was SAR befürchtet und gehasst hat: Dass die „Schöpfer“ am Ende, wenn sie sich nicht zu helfen wissen, ihre Feinde einfach umprogrammieren. Quasi „Hack‘ dir einen Freund“. Oder „gehirnwasche, wen du nicht verstehst“.
Ich stellen mir gerade vor, dass irgendwo in dem blau-leuchtenden Freund-Vertrauen-Roboter noch ein verzweifelter SAR steckt und zusehen muss, wie seine Kidnapper am Thanksgiving-Tisch selig grinsen, weil jetzt endlich alles gut ist. Und er tut mir dann einfach unendlich leid.
Aber zumindest ist die Serie damit um. War also nicht alles schlecht. 😉
Dem ist nichts hinzuzufügen, diese Lösung durch Überschreiben des Codes hat mich auch entsetzt. Das sollte sich der Autor wirklich nicht als Glanzpunkt in den Lebenslauf schreiben.