Im Schnelldurchlauf | Serien im Januar

„It took me to the fourth verse to understand there were different timelines!“
(„The Witcher“)

Ja, bevor ihr entsetzt aufschreit, weil hier diesmal so viele Serien stehen: Zwei davon habe ich dank wöchentlicher Ausstrahlung bereits seit November/Dezember verfolgt. Das ist aber auch schon die einzige Ausrede, die ich neben den faulen Feiertagen anführen kann. 😳 Also ja, viel los in meinem Schnelldurchlauf diesmal. Spoiler!

Das Rad der Zeit (Staffel 1)

Die Aes Sedai Moiraine durchstreift zusammen mit ihrem Behüter Lan auf der Suche nach dem wiedergeborenen Drachen das Land. Der Drache ist der Einzige, der den Dunklen König vernichten kann, der die Welt vor 3.000 Jahren ins Chaos gestürzt hat. Egwene, Rand, Perrin und Mat sind bisher die besten Kandidaten, und als ihr Dorf angegriffen wird, nimmt Moiraine sie mit zur Weißen Burg, dem Sitz der Aes Sedai. Damit sie nicht zum Spielball der Politik werden, wollen sie zum Auge der Welt reisen, um sich dem Dunklen König zu stellen. Eine Reise, die womöglich nur derjenige von ihnen überlebt, der tatsächlich der Drache ist.

Okay, diese Zusammenfassung kann nur an der Oberfläche kratzen. Was als klassische Fantasy in der Tradition von „Herr der Ringe“ beginnt, entwickelt sich recht schnell in eine ganz eigene Richtung (mit noch spannenderer Vorgeschichte). Obwohl ich gestehe, dass mich die vier „Auserwählten“ im Vergleich zu Moiraine und Lan (und später auch Nynaeve) eher wenig interessierten, sind die acht Folgen der ersten Staffel so dicht erzählt, dass sie praktisch wie im Flug vergehen. Überraschend war, dass wir so bald erfahren, wer der Drache ist, doch das zeigt wohl, dass das nur eine Station einer weitaus größeren Reise ist.

4 ½ von 5 Bananen, die nicht der Drache sind.

The Witcher (Staffel 2)

Geralt bringt Ciri nach Kaer Morhen, wo sie seiner Meinung nach am sichersten ist. Als sich herausstellt, dass Ciri Älteren-Blut hat, mit dem endlich wieder das Hexer-Mutagen hergestellt werden kann, will sie selbst ein Hexer werden. Geralt versucht herauszufinden, was es mit den neuen Monstern auf sich hat, die aufgetaucht sind, nachdem Ciri den Monolithen bei Cintra zerstört hat. Yennefer, die bei der Schlacht von Sodden ihre Kräfte verloren hat, glaubt, dass Ciri der Schlüssel zu ihrer Wiederherstellung sein könnte. Nilfgard geht nach seiner Niederlage derweil eine Allianz mit den Elfen ein.

Ehrlich, ich verstehe nicht, warum sie der Serie nicht einfach mehr Folgen geben. Staffel 2 von „The Witcher“ ist so dicht erzählt, dass es streckenweise anstrengend ist, aufmerksam zu bleiben, der Geschichte fehlt einfach Raum zum Atmen. Das sicher auch, weil, wie ich im Nachgang erfuhr, die Story um Voleth Meir für die Serie dazu erfunden wurde, um die Charakterlastigkeit der Buchvorlage mit Action auszugleichen. Immerhin, ich lebe für die Vater-Tochter-Beziehung von Geralt und Ciri, die ist einfach alles. Enttäuscht hat mich hingegen der austauschbare Soundtrack (der zur ersten Staffel war zum Niederknien).

4 von 5 aufsässigen Teenager-Bananen.

God: „I’m sure everything will turn out just fine.“
Lucifer: „That’s what you said about the bloody dinosaurs!“
(„Lucifer“)

Lucifer (Staffel 5)

Während Lucifer die Hölle bewacht, gibt sich sein Zwillingsbruder Michael als er aus. Von Amenadiel gewarnt, kehrt Lucifer auf die Erde zurück, um das Chaos zu richten, das sein Bruder angerichtet hat. Dass dahinter ein größerer Plan steckt, offenbart sich erst, als Gott höchstpersönlich vorbeischaut und praktisch aus dem Nichts verkündet, dass er sich zur Ruhe setzen will. Amenadiel, der die logische Wahl als Nachfolger wäre, lehnt ab, worauf sich Lucifer in den Kopf setzt, dass er selbst Gott werden will. Michael aber hat ihre Geschwister längst auf seine Seite gezogen und plant nichts weniger als einen Krieg.

Ich war fest entschlossen, den gesamten Michael-Plot zu hassen, weil ich fürchtete, der wäre nur eine weitere Methode, um Lucifer und Chloe zu trennen. Doch dann durchschaut Chloe das Spiel praktisch sofort, der echte Lucifer kommt zurück und sie werden endlich ein Paar. Ein absolutes Highlight sind zudem die Folgen mit Gott, vor allem das Familiendinner, bei dem die kaputte Vater-Sohn-Beziehung schonungslos aufbricht. Und die für solche Serien inzwischen obligatorische Musical-Folge war übrigens gar nicht mal übel. Ungünstig: Durch die kurzfristige Verlängerung fühlt sich das Staffelfinale krass nach Serienfinale an.

4 ½ von 5 Bananen, die Gott für Servietten danken.

The Expanse (Staffel 6)

Die Nerven liegen blank. Nach Monaten, in denen Marco Inaros getarnte Asteroiden auf die Erde geschickt hat, drohen inzwischen ernsthafte Nahrungsmittelengpässe. Auch die Rocinante ist rund um die Uhr im Einsatz, um weitere Asteroiden aufzuspüren. Derweil befindet sich der Gürtel im Freudentaumel, ohne zu merken, wie wenig Marco die praktischen Fragen seiner Anhänger kümmern (auch hier: Lebensmittel). Nur wenige wagen es, sich Marco zu entziehen, darunter Camina Drummer, die dadurch bald vor der schwierigen Frage steht, ob sie mit Erde und Mars zusammenarbeiten soll.

Es ist bitter, das ausgerechnet über die finale Staffel sagen zu müssen, aber im Grunde war das eine Enttäuschung mit Ansage. Sechs Folgen, um diese epische Geschichte zu beenden? Ernsthaft? Klar, die letzte Folge war packend bis zum Schluss, aber Fakt ist auch, es ging irgendwann nur noch um den Krieg. Das Protomolekül, wegen dem ich überhaupt erst Fan der Serie wurde, hat man einfach beiseitegeschoben. Letzten Endes war „The Expanse“ in seinen ersten zwei bis drei Staffeln am stärksten und hat mit der Übernahme durch Amazon dann zunehmend an Originalität verloren. Schade.

3 von 5 Bananen mit entschärftem Sprengkopf.

Kate: „Ich hab mit Kampfsport angefangen, da war ich fünf.“
Clint: „Also ungefähr vor einem Jahr.“
(„Hawkeye“)

Hawkeye (Staffel 1)

Triff niemals deine Helden? Die junge Bogenschützing Kate Bishop schleicht sich in eine geheime Auktion, die prompt von der Trainingsanzug-Mafia gesprengt wird. Als sie kurzerhand ins versteigerte Kostüm des Ronins schlüpft, klebt sie sich praktisch eine Zielscheibe auf die Brust. So gerät sie an ihren großen Helden Hawkeye, der eigentlich nur ein ruhiges Weihnachten mit seiner Familie feiern will. Als Partner wider Willen versuchen sie, das Durcheinander aufzuräumen – und stoßen dabei auf noch viel größere Probleme in Gestalt von Kingpin.

Ich bin sicher nicht die Einzige, die Hawkeye immer für den langweiligsten Avenger gehalten hat. Nun, das hat sich gerade um 180 Grad gedreht, Clint ist erschöpft, er ist traumatisiert, und er ist durch die vielen Explosionen fast taub. Kate auf der anderen Seite ist übermütig und fühlt sich unverwundbar. Gemeinsam sind sie ein unfassbar chaotisches Duo, das sich die sarkastischen Dialoge nur so um die Ohren haut. Oh, entschuldigt, ich meinte natürlich Trio, denn vergessen wir nicht Pizzahund Lucky. Ein weiteres Highlight: Natashas (Black Widows) Schwester Yelena, die Clint töten will, dabei aber so verdammt nett ist.

5 von 5 Bananen im Bällebad, Bro!

The Mandalorian (Staffel 2)

Der Mandalorianer hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kind zu seinesgleichen zu bringen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn es gibt nur noch wenige Jedi. Um sein Ziel zu erreichen, braucht er Hilfe und macht sich zunächst auf die Suche nach anderen Mandalorianern. Doch auch das Imperium unter Moff Gideon ist Mando weiterhin auf den Fersen, denn mit dem Blut des Kindes will der eine völlig neue Generation von Klonkriegern erschaffen. Als das Kind entführt wird, muss der Mandalorianer sämtliche Verbündete mobilisieren, um es zu befreien.

Obwohl die beiden Staffeln von „The Mandalorian“ im Grunde nur zwei Teile einer Geschichte sind, muss ich gestehen, dass ich die zweite Staffel als schwächer empfand. Ihr fehlte irgendwie die kompromisslos klare Linie der ersten, die Handlung etlicher Folgen lässt sich auf „geh dahin und triff den und den“ reduzieren. Der Mandalorianer kommt einfach viel zu lange nicht voran, sondern fliegt nur von einem Planeten zum anderen. Wenn im Finale dann alle Fäden zusammenlaufen, ist das dennoch befriedigend. Vor allem, was das Kind angeht, schließt sich am Ende gewissermaßen der Kreis.

4 von 5 Bananen, die gerne Eier futtern.

Charles: „Wissen Sie von der Katze in Ihrem Gefrierfach?“
Howard: „Ja, das weiß ich. Ich denke, Tim hat Evelyn vergiftet und sich dann umgebracht. Ich kriege einen toxikologischen Befund.“
Charles: „Empfehle ich sehr. Denn sie liegt da ja genau neben Ihrem Essen … und
fasst es an.“
(„Only Murders in the Building“)

Only Murders in the Building (Staffel 1)

Schauspieler Charles-Haden Savage, Theaterregisseur Oliver Putnam und die junge Mabel Mora lernen sich bei einem Feueralarm in ihrem Haus kennen und stellen fest, dass sie Fans desselben True-Crime-Podcasts sind. Als kurz darauf bekannt wird, dass Hausbewohner Tim Kono während des Alarms angeblich Selbstmord begangen hat, beschließen sie, den mysteriösen Tod aufzuklären – und selbst einen Podcast darüber zu machen. Was die beiden Männer nicht ahnen: Mabel kannte das Opfer nicht nur, sie waren vor zehn Jahren auch beide in einen tragischen Todesfall in ebendiesem Haus verwickelt.

Also, ich kann mit True Crime wirklich gar nichts anfangen und hab mich eigentlich nur auf die Serie eingelassen, weil sie in der Presse so überschwänglich gelobt wurde. Plot Twist: Sie ist genial. Eine fast schon klassische Krimikomödie mit lakonischem Humor, etlichen Wendungen (ich wusste bis zum Schluss nicht, wer denn nun der Mörder ist), bestens aufgelegten Schauspielern, raffinierten Stilmitteln (Folge 7!) und einer Liebe zum Detail, die ihresgleichen sucht. Der Cliffhanger am Ende ist trotzdem fies, auch wenn die zweite Staffel bereits in Produktion ist.

5 von 5 Bananen im Batik-Hoodie.

Emily in Paris (Staffel 2)

Dumm gelaufen: Nachdem Emily mit Gabriel geschlafen hat, beschließt der, doch nicht in die Normandie zu gehen und eröffnet stattdessen ein Restaurant in Paris. Seine Ex Camille ist verständlicherweise irritiert und wendet sich Trost suchend ausgerechnet an Emily. Als die „ménage à trois“ schließlich auffliegt, hat das auch Auswirkungen auf Emilys Job, denn Camille ist eine ihrer Kundinnen in der Werbeagentur. Im Französischkurs lernt sie derweil den attraktiven Engländer Alfie kennen, und endlich scheinen sich die Dinge einmal zu ihren Gunsten zu entwickeln …

Was die erste Staffel von „Emily in Paris“ noch prickelnd machte, ist in der zweiten Staffel leider ein einziges Ärgernis: Die Werden-sie-oder-werden-sie-nicht-Beziehung zwischen Emily und Gabriel. Abgesehen davon aber sind die zehn neuen Folgen überdreht und witzig wie eh und je, garniert mit gelegentlichem, völlig übertriebenem Drama. Und wenn am Ende Emilys Chefin aus Chicago anreist, merken wir erst, wie sehr sich Emily längst an die französische Lebensart angepasst hat. Erfreulich: Die nächsten beiden Staffeln wurden von Netflix bereits bestellt.

3 ½ von 5 Bananen, die den Anfängerkurs wiederholen müssen.