„My first love was never Eve. It was you, Chloe. It always has been.“
Für Deckerstar-Shipper war die vierte Staffel von „Lucifer“ eine wahre Achterbahn der Gefühle. In der Tradition von delayed gratification stand dem Liebesglück nicht nur ein renitenter Priester mit düsterer Prophezeiung im Weg, sondern auch Eve, die allererste Frau. Und selbst wenn das Ende zunächst mal ordentlich runterzieht, ist es doch unser Garant dafür, dass in der nächsten Staffel alles anders wird. Ganz bestimmt. Spoiler!
Kommt ein Priester in eine Bar
Als wir Chloe und Lucifer im letzten Staffelfinale verließen, hatte sie gerade zum ersten Mal sein wahres Gesicht gesehen. Wir erfahren, dass sie seither keine Gelegenheit hatten, darüber zu sprechen, weil Chloe mit Tochter Trixie auf eine Europareise geflüchtet ist. Einen mehr als besorgten Lucifer zurücklassend. Als Chloe endlich zurückkommt, versichert sie Lucifer zwar, dass sie damit klar kommt, dass er der Teufel ist, bleibt aber spürbar auf Distanz.
Was wirklich passiert ist: Chloe hat sich in Rom dem Priester Kinley anvertraut, der ihr ihre irrwitzige Geschichte nicht nur glaubt, sondern in Chloes Nähe zu Lucifer auch die Chance wittert, den Teufel in die Hölle zurückzuschicken. Blöd nur, dass Chloe nach und nach wieder Vertrauen zu Lucifer fasst und den von Kinley entwickelten Plan in den Wind schießt. In einem letzten Versuch, sie umzustimmen, verrät er ihr eine Prophezeiung: „When the devil walks the earth and finds his first love, evil shall be released.“
Eine für beide Seiten destruktive Beziehung
Wer ist Lucifers erste Liebe? Weil kurz darauf Eve auftaucht, die sich im Himmel langweilt, sollen wir glauben, dass sie es ist. Und in gewisser Weise ergibt das sogar Sinn, denn sie war schließlich die erste Frau, die jemals auf Erden wandelte, und damit logischerweise auch die erste Frau, mit der Lucifer was hatte. (Der Apfel, erklärt Eve, war in Wirklichkeit auch gar kein Apfel, sondern eine Banane. *zwinker*) Was wir stattdessen erleben, ist eine Beziehung, in der sich beide verbiegen müssen, um die Erwartungen des anderen zu erfüllen, und dadurch gleichermaßen unglücklich sind.
Ich weiß, der Begriff der „toxischen“ Beziehung wird inzwischen übermäßig strapaziert. Doch wie soll man es sonst nennen, wenn Lucifer für Eve den rastlosen Partylöwen gibt und Orgien veranstaltet, obwohl er eigentlich nur seine Ruhe will? Oder wenn Eve, die ständig darüber klagt, dass sie nur erschaffen wurde, um jemandes Ehefrau zu sein, wieder in dasselbe Schema verfällt und die eigenen Wünsche zugunsten von Lucifer zurückstellt? Es ist teilweise schmerzhaft mitanzusehen, was die beiden einander antun, ohne in der Lage zu sein, offen zu kommunizieren, dass sie einander nicht lieben.
Lucifer sucht die Schuld nicht länger bei anderen
Den Autoren ist es hoch anzurechnen, dass sie nicht den einfachen Weg gehen und Eve die Schuld geben. Denn obwohl Lucifer ihr an den Kopf wirft, dass er nicht mag, wer er ist, wenn er mit ihr zusammen ist, erkennt er schließlich, dass der Nebensatz überflüssig ist. „Why do I hate myself so much?“ ist die wichtigste Frage, die Lucifer sich jemals gestellt hat. Dass er Chloe von sich stößt, weil sie (verständlicherweise) Zeit braucht, um zu verarbeiten, dass er der Teufel ist, ist genauso vorgeschoben wie sein Vorwurf, Eve wolle ihn zu jemandem machen, der er nicht mehr ist. Keine der Frauen ist Schuld daran, dass er sich selbst hasst.
In der Hinsicht leidet die Staffel ein wenig darunter, dass sie so kurz ist, denn nachdem Lucifers psychische Verfassung so genussvoll seziert wurde, kommt die Auflösung dann etwas plötzlich. Sein Selbsthass manifestiert sich darin, dass er nach und nach seine menschliche Form verliert, was er erst durchbrechen kann, als er sich selbst verzeiht. Gleichzeitig gelingt es Chloe, da sie nun unmittelbar mit seiner wahren Gestalt konfrontiert ist, ihre Furcht davor zu überwinden und es als das zu erkennen, was es ist: oberflächlich.
Hab dich lieb, tschüs
Und die Prophezeiung? Nun, die fällt ihnen am Ende auf die Füße. Während alle in Eves Richtung schauen, kann sich die Katastrophe in aller Ruhe anbahnen. Denn Herrgott noch mal, natürlich ist es Chloe! Und so ist der vorläufige Höhepunkt zugleich das vermeintliche Ende dieser Liebeshandlung. Chloe gesteht Lucifer ihre Liebe, er tut irgendwie so was ähnliches (dass er nicht die drei magischen Worte sagt, ist zumindest auffällig), und dann kehrt er in die Hölle zurück, um die Erde vor weiteren Amok laufenden Dämonen zu schützen.
Ein Ende, das wenig Hoffnung verspricht, würde man meinen. Und so wäre es wohl auch, wenn es nicht zwei weitere Staffeln gäbe, die nahelegen, dass Lucifer seinen Verpflichtungen in der Hölle irgendwie doch wieder entkommt. Und mit diesem Liebesgeständnis im Gepäck dürften es die Autoren künftig nicht mehr so leicht haben, Deckerstar zu trennen. Okay, machen wir uns nichts vor, denen werden noch genug Steine einfallen, die sie ihnen in den Weg werfen können, aber ich bin dennoch zuversichtlich. Prognose für die fünfte Staffel: Viele Küsse und ziemlich sicher Sex. Und dann wird es endlich auch bei dieser Artikel-Reihe mal interessant.