„Don‘t die isn‘t a plan, it‘s a general demand of living.“
Im Void trifft Loki auf weitere Variants. Sylvie folgt ihm, um denjenigen zu finden, der hinter allem steckt. Spoiler!
Why the hell is there an alligator in here?
Loki wird von weiteren seiner Variants aufgegabelt und erfährt, dass er sich im sogenannten Void befindet, einer Art Müllhalde für gelöschte Zeitlinien. Bewacht wird dieser Ort von einem Rauchmonster namens Alioth, das alles vernichtet, was ihm in die Quere kommt. Loki will Alioth töten, wofür ihn die anderen Lokis aber nur auslachen. Derweil trifft auch Sylvie im Void ein und trifft dort Mobius wieder. Sie hat von Renslayer erfahren, dass, wer auch immer die TVA geschaffen hat, hinter dem Void ist – und hält Alioth für einen Wachhund. Statt ihn zu töten, plant sie, „the angry cloud“ (Zitat Mobius) zu verzaubern.
Eine Frage der Einstellung
Einer der spannendsten Aspekte dieser Serie ist, wie unterschiedlich sie von den Fans aufgenommen wird. Speziell zu „Journey into Mystery“ habe ich neben vielen lobenden Reviews auch echte Verrisse gelesen, die kein gutes Haar an Story, Dialogen und Schauspielern lassen. Und ich denke, das ist heute mal ein ganz guter Einstieg, denn vieles an „Loki“ hängt sicher auch an der eigenen Einstellung. Ich als Loki-Fangirl möchte, dass die Serie gut ist, und sehe hier und da vielleicht etwa zu großzügig über Plotlöcher hinweg. Andere sind schon von vornherein enttäuscht, dass der Titelheld nicht so queer ist wie er der Mythologie nach sein sollte, und finden deshalb an allem etwas auszusetzen. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte, denn „Loki“ erfindet das Genre sicherlich nicht neu, unterhält aber auf konstant hohem Niveau.
Sylvie: „How do I know that, in the final moments, you won‘t betray me?“
Loki: „Listen, Sylvie, I betrayed everyone who ever loved me. I betrayed my father, my brother, my home. I know what I did. And I know why I did it. And that‘s not who I am anymore.“
Die etwas andere Liebesgeschichte
Ich möchte deshalb einmal mehr bei dem einen Punkt beginnen, der sich im Fandom immer und immer wieder als Spaltpilz erweist. Ja, es ist simpel, dass die Grundaussage der Serie lautet „liebe dich selbst“. Aber seien wir ehrlich, es gab schon seichtere Storys, und alles in allem ist die „Moral“ immerhin angenehm humorvoll verpackt. Außerdem können wir uns doch sicher darauf einigen, dass Tom Hiddleston auch das Telefonbuch vorlesen könnte, und wir wären gefesselt. Mir jedenfalls gibt es tatsächlich sehr viel, dass sich die Serie mehr als die Filme Zeit dafür nehmen kann, einzelne Charakteristika Lokis näher zu beleuchten – und auch seine Widersprüche zu zeigen.
„Loki“ ist eine Liebesgeschichte, das hat Autor Michael Waldron offen zugegeben. Sylvie ist Lokis erste Liebe, und das kann man blöd oder peinlich finden, oder man kann es als das sehen, was es ist: eine Metapher. Denn es geht nicht darum, dass die beiden ein Paar werden oder sich küssen oder was auch immer, obwohl die Chemie definitiv da ist. Es geht um die spürbare Verbindung zwischen ihnen, die manchmal unbeholfen wirkt, weil das eben für beide ein völlig neues Gefühl ist. Das aber umso mehr Stärke entwickelt, wenn sie sich schließlich gemeinsam, Hand in Hand, Alioth entgegenstellen und zum ersten Mal wissen, dass jemand wirklich an sie glaubt.
Das einzig valide Argument bei der ganzen Diskussion ist, dass es schon sehr typisch Disney ist, dass Lokis Variant nur deshalb weiblich ist, damit diese wie auch immer geartete Beziehung eindeutig heterosexuell bleibt. Nach außen hin zumindest, denn da sowohl Loki als auch Sylvie zumindest andeutungsweise bisexuell sind, ist es real natürlich etwas komplizierter. Während es also grundsätzlich ein interessanter Twist ist, einen weiblichen Loki zu zeigen, hat die Intention dahinter doch irgendwie einen bitteren Beigeschmack.
Echte Freunde
Wie auch immer man das Ganze im Detail interpretieren möchte, ist die grundlegende Thematik von „Journey into Mystery“ jedenfalls Freundschaft. Trotz der teils gravierenden Unterschiede freundet sich Loki mit seinen anderen Variants an und lernt so Facetten (und Kräfte) kennen, die vielleicht auch in seiner eigenen Persönlichkeit stecken. Und er ist endlich in der Lage, ohne jeden Sarkasmus die Freundschaft zwischen sich und Mobius anzuerkennen. Was die Umarmung der beiden übrigens zu einer der schönsten Szenen der Folge macht. (Nicht zuletzt deshalb, weil Mobius Sylvie über Lokis Schulter hinweg ein „you‘re my favorite“ zuraunt.)
Mobius: „I mean, the TVA arrested a lot of Lokis, but no, I don‘t remember an alligator. I mean, who‘s to say he‘s even a Loki Variant?“
Classic Loki: „He is green, isn‘t he?“
Müllkippe am Ende der Zeit
Von der TVA sehen wir diesmal nur am Anfang ein wenig, als Sylvie von Renslayer Antworten fordert. Die scheint auch tatsächlich selbst wissen zu wollen, wer hinter allem steckt, haut Sylvie dann aber doch übers Ohr, was schon ehrlich eine Leistung darstellt. Renslayer jedenfalls verdanken wir den Infodump, dass sich der Void am „Ende der Zeit“ befindet, wo die abgeladenen alternativen Zeitlinien und Variants nicht weiterwachsen und deshalb auch kein Unheil mehr anrichten können. Tatsächlich frage ich mich aber, wieso sie sich überhaupt die Mühe machen und die Variants nicht einfach töten.
Journey into Notes
• Die Folge lebt ganz entscheidend von ihren One-Linern und absurden Wendungen. Sei es der Loki-Variant als Krokodil, das hysterische Kreischen des „Präsident Loki“ Variants, als selbiges Krokodil ihm die Hand abbeißt, oder Mobius‘ wohlgemeinter Rat an Sylvie, dass sie niemals einfach so zu Fremden ins Auto steigen sollte.
• Als Renslayer Sylvie anbietet, sie in ein Memory Prison zu einer guten Erinnerung zu stecken, meint Sylvie, dass sie überhaupt nur eine einzige schöne Erinnerung hat. Was mag das sein?
• Darf ich mal sagen, dass Tom Hiddleston ganz besonders britisch klingt, wenn er wütend spielt? Was dem Ganzen natürlich so ein bisschen die Gravitas nimmt. 😀
• Richard E. Grant ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Er verleiht seinem Loki innerhalb nur einer Folge unglaubliche Tiefe und eine anrührende Traurigkeit.
• Ist es eine Tischdecke oder eine Kuscheldecke? Bitte diskutieren.
5 von 5 Bananen, die Thor getötet haben.
Die Folge war eine Zusammenfassung all dessen, was die Serie für mich so schwer fassbar macht.
Ich fand das slapstickige Element diesmal fast etwas störend, die kämpfende Lokischar, der komische Alligator (zu allem Überfluss auch noch mit Hörnern!), das kleine Pizzataxi und die Wolke mit Gesicht … ich weiß nicht. War etwas viel.
Die Chemie zwischen Loki und Sylvie ist zwar da, hat aber für mich ganz klar geschwisterliche Tendenz. Die reingeprügelte Liebesgeschichte kam mir daher fast etwas … inzestös vor. Wie sagt der Engländer so schön? „Cringeworthy“. Ich hätt’s nicht gebraucht.
Insgesamt, wie gesagt, war es wie die ganze Serie: In Ansätzen toll, unterhaltsam, Loki allein reißt es raus – aber irgendwie doch nicht so wirklich meins. Gerade das Comedyelement ist sehr oft zu drüber.
Aber man will dann halt trotzdem wissen, wie es weitergeht.
P.S. Die Enttäuschung mancher Fans über mangelnde Queerness hätte man umschiffen können, indem man halt einfach mal keine Liebesgeschichte reinzimmert. Es muss dich nicht immer gleich sowas sein. Platonische, geschwisterliche oder rein freundschaftliche Zuneigung ist doch auch schön.
Aber nein … *seuftz*
Ja, ich gebe zu, diese Folge war ziemlich chaotisch und „over the top“, aber aus irgendeinem Grund gefiel mir das. Für mich passt das zur Figur, aber ich bin wie gesagt auch sehr nachsichtig. 😅
Letzten Endes bin ich bei der Beziehung zwischen Loki und Sylvie hin und her gerissen. Für mich ist sie in erster Linie eine Metapher, und womöglich wäre es besser gewesen, es dabei zu belassen statt was Handfestes draus machen zu wollen. Andererseits ist mir schon klar, dass sie da die „Shipper“ bedienen wollten, zu denen ich mich unter normalen Umständen sicher auch gezählt hätte. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich dir zusammen, dass die Verbindung zwischen ihnen eine andere als eine romantische ist. Ich würde sie noch nicht mal auf geschwisterlich festlegen wollen, sie ist eigentlich etwas ganz eigenes, neues. Dass man nicht den Mut hatte, das zuzulassen, ist etwas schade.