„I can’t do this without Bareil. If he dies, then peace with Cardassia dies with him.“
Trotz lebensgefährlicher Verletzungen weigert sich Vedek Bareil, von wichtigen Verhandlungen zurückzutreten. Spoiler!
You’ve performed nothing less than a miracle here
Vedek Bareil wird bei einem Shuttle-Unfall lebensgefährlich verletzt und überlebt wie durch ein Wunder. Da er und Kai Winn jedoch mitten in Friedensverhandlungen mit den Cardassianern stecken, möchte Bareil nicht in Stasis versetzt werden, sondern lässt sich von Bashir mit einem experimentellen Medikament behandeln, das langfristig seinen Tod herbeiführen wird. Während Bareils Organe nach und nach versagen und durch künstliche ersetzt werden, versucht Bashir vergeblich, Winn dazu zu bringen, dem Vedek sein Pflichtgefühl auszureden.
Drama mit Logiklücken
„Life Support“ ist eine schwierige Folge. Die ganze Problematik wird streckenweise arg vereinfacht und scheint an vielen Stellen nicht restlos durchdacht. So ist zwar durchaus nachvollziehbar, dass Bashir den Wünschen seines Patienten nachkommen muss, selbst wenn diese seiner ärztlichen Einschätzung widersprechen. Doch hätte er nicht argumentieren können, dass Bareils Urteilsvermögen längst beeinträchtigt war? Nicht wegen Kai Winn, die hier erneut zur verbiesterten Egoistin stilisiert wird, sondern weil bei den Wiederbelebungsversuchen nachweislich sein Gehirn geschädigt wurde? Das ist in meinen Augen eine dermaßen große erzählerische Lücke, weil es nie auch nur angesprochen wird, dass ich insgesamt von der Folge leider enttäuscht bin.
„One of my professors at medical school used to say that the brain has a spark of life that can’t be replicated. If we begin to replace parts of Bareil’s brain with artificial implants, that spark may be lost.“
Zwei unvereinbare Positionen
Bashir fragt Bareil: „Why risk your life for a few days?“ Und Kai Winn behauptet: „There is more at stake than one man’s life.“ Es sei einmal dahingestellt, ob sie die gleiche Meinung auch dann verträte, wenn es um ihr eigenes Leben ginge, grundsätzlich aber umreißen diese beiden Zitate das Problem perfekt. Bashir weiß nicht, ob es überhaupt eine Rettung für Bareil gibt. Aber er ist sich dessen bewusst und möchte daher den Ist-Zustand erhalten, was eine völlig logische Reaktion ist, wie wir sie von einem Mediziner erwarten würden. Ehrlich gesagt bin ich maximal verwirrt, warum sich Kira nicht auf seine Seite schlägt.
Winn dagegen geht es niemals um Bareil. Allerdings sollte man anmerken, dass das vermutlich nicht auf den Vedek beschränkt ist, da sie dessen Verstand und Fähigkeiten durchaus zu schätzen weiß, solange er beides für sie einsetzt. Winn ist jemand, der andere nur nach ihrem Nutzen bewertet, das wurde auch schon damals bei der Wahl des Kai angedeutet, als sie Siskos Unterstützung nur genau so lange möchte, wie sie ihr nützlich erscheint. Sie sieht auch jetzt nicht die Person Bareil, sondern ausschließlich seinen Beitrag zu den Verhandlungen.
Der Wert eines Lebens
Natürlich wirft das die Frage auf, kann überhaupt irgendein Vertrag wichtiger sein als ein Leben? Es ist schließlich nicht so, als hinge davon der Ausgang eines Krieges ab, es herrscht bereits Frieden zwischen Bajor und Cardassia (obwohl einzelne Vertreter beider Seiten das vermutlich bestreiten würden). Es gibt kein Zeitlimit, niemanden interessiert ernsthaft, ob der Vertrag heute oder in drei Monaten unterschrieben wird. Wieso also macht Winn solchen Druck? (Das ist eine ernstgemeinte Frage, ich hab das wirklich nicht verstanden.) Und wenn wir schon dabei sind: Wieso leitet eigentlich die Kai (die religiöse Führerin Bajors!) derart wichtige Verhandlungen und kein Mitglied der Regierung?
Bashir: „Eminence, you’re the Kai. These are your negotiations. Let this be your moment in history. Finish the talks on your own, and you won’t have to share the credit with anyone.“
Winn: „You say that as though success is guaranteed.“
Bashir: „Of course. If the talks fail, you’ll need someone to accept the blame. A scapegoat. You’re a coward. You’re afraid to stand alone.“
Unangebrachte Nebenhandlung
In einer Nebenhandlung lässt sich Jake von Nog zu einem Doppeldate überreden, was zum wahrscheinlich peinlichsten Abendessen führt, das je im Fernsehen zu sehen war. Obwohl der Grundgedanke dahinter (echte Freundschaft sieht über Unterschiede jedweder Art hinweg) ganz klar in der Tradition von „Star Trek“ steht, hatte die Geschichte doch nur wenig in einer Folge verloren, die sich mit schwerwiegenden Fragen der Menschlichkeit beschäftigt. Abgesehen davon fällt es schwer, Nogs Verhalten gegenüber Frauen als rein kulturelle Besonderheit abzutun. Das war sicher auch schon in den 1990ern der Fall, und es überrascht doch sehr, dass die Autoren hier nicht etwas mehr Feingefühl bewiesen haben.
Note Support
• Im ersten Entwurf der Story sollte irgendein Botschafter sterben, doch die Autoren entschieden, dass das die Zuschauer emotional nicht genug investieren würde. Auf Bareil fiel die Wahl vor allem deshalb, weil sie nicht wussten, was sie mit der Figur künftig noch anfangen sollen.
• Ich persönlich finde es schade, dass es keine Folge mit Bareil zwischen „Fascination“ und „Life Support“ mehr gab. Die Liebe zwischen ihm und Kira war hier für mich nicht fühlbar.
2 ½ von 5 kleingeschnittenen Bananen.