Jeder kennt es: Irgendwann ist das Seifenstück so zusammengeschrumpft, dass es einem beim Waschen permanent aus den Händen flutscht oder einfach durchbricht. Auf die Dauer verschwendet man so sehr viel Seife, was nicht nur schade, sondern auch unnötig teuer ist. Wieso also nicht einfach eine neue Seife daraus machen?
Ich gebe zu, ich war mir kein bisschen sicher, ob es funktioniert. Es war schlicht eine logische Schlussfolgerung, da man Seife ja auch von Grund auf selbst herstellen kann. Und ja, ich war ein bisschen genervt davon, dass es bislang keine sinnvolle Lösung für dieses Problem gibt. Seifensäckchen find ich absurd, und hat das mit dem Draufkleben auf ein neues Seifenstück schon mal bei irgendwem geklappt? Also Spoiler, ja, man kann Seifenreste einschmelzen und zu einem neuen Stück formen. Hier ist, wie‘s geht:
Das benötigt ihr dafür
Das Beste ist, dass ihr die meisten Hilfsmittel vermutlich schon zu Hause haben werdet. Denn zum Einschmelzen der Seifenreste benötigt ihr lediglich einen Topf, eine Schüssel, die bequem in den Topf passt und etwas zum Rühren. Das kann ein normaler Löffel sein, ich empfehle aber etwas mit weniger Fläche wie beispielsweise ein Essstäbchen. Und keine Sorge: Da wir mit Seife hantieren, lässt sich hinterher alles ganz einfach reinigen.
Die einzige Investition, die ihr im Vorfeld tätigen müsst, ist der Kauf einer Silikonform. Die findet ihr zuhauf online, in allen nur denkbaren Formen, Größen und Mustern. Ich hab mich für eine vergleichsweise einfache entschieden, da es mir in erster Linie darum ging, hinterher ein handliches Seifenstück zu haben.
Doch zunächst etwas Vorarbeit
Bis es für eine Seife von nennenswerter Größe reicht, werdet ihr eine Weile sammeln müssen. Ich habe die Stücke in einer alten Seifenschachtel in meinem Haushaltsschrank aufbewahrt, das hatte den schönen Nebeneffekt, dass er immer gut duftete. Es kann auch sinnvoll sein, die gleiche oder wenigstens ähnliche Sorten zu verwenden. Nicht nur wegen des Dufts, sondern auch wegen teilweise unterschiedlichen Schmelzverhaltens. (Etwas, was mir im Vorfeld nicht bewusst war, wie man an der Auswahl sieht.)
Als nächstes müssen die Seifenreste so klein wie nur irgend möglich gehackt werden. Das kann ich gar nicht genug betonen, es sollten wirklich nur noch kleine Flöckchen sein. Meine Krümel waren viel zu groß und schmolzen nur langsam, einige haben sich bis zum Schluss gar nicht aufgelöst. Ich las in dem Zusammenhang, man solle eine Küchenreibe verwenden, was nach einem guten Tipp klingt. Da ich ein bisschen Bedenken habe, dass ich die nie wieder richtig sauber kriege und mein Gemüse künftig nach Seife schmeckt, werde ich mir dafür jedoch noch eine extra anschaffen.
Nun geht’s ans Einschmelzen
Die kleingehackte Seife gebt ihr anschließend in die Schüssel und stellt diese in den Topf mit heißem Wasser. Fügt eine winzig kleine Menge Wasser zur Seife hinzu, dadurch schmilzt sie besser. Aber seid sparsam und gebt wirklich nur nach Bedarf mehr zu, denn je mehr Wasser in der Mischung enthalten ist, desto schlechter wird die Seife hinterher wieder fest. Dann heißt es warten und gelegentlich umrühren, bis ihr eine homogene Masse habt.
Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass dieser Schritt vermutlich schneller mit einer Mikrowelle geht. Da ich keine Mikrowelle habe, kann ich euch dazu keine Einschätzung oder Tipps geben.
Dann gießt ihr die neue Seife
Beim Gießen der Seifenmasse in die Silikonform solltet ihr flott sein. Hetzen müsst ihr nicht, denn sie wird natürlich nicht sofort fest, aber je länger ihr braucht, desto dickflüssiger wird die Masse. Und dann wird es zunehmend schwerer, sie sauber in die Form zu kriegen. Bei mir seht ihr hier übrigens auch die kleinen Brocken, die sich partout nicht gelöst haben. Das klappt hoffentlich beim nächsten Mal besser.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen
Sobald sich die Seife einigermaßen fest anfühlt, könnt ihr sie vorsichtig aus der Form lösen. Bis sie vollständig durchgetrocknet ist, dauert es je nach Größe aber schon mal einen Tag. Zu klären wäre, ob es einen Unterschied macht, ob man sie zum Trocknen aus der Form nimmt oder darin belässt.
Ich bin mit dem Ergebnis dieses Experiments jedenfalls sehr zufrieden. Das Muster der Form hat sich leider nicht so hübsch übertragen wie erhofft, aber aus praktischer Sicht hat das Vorhaben wunderbar funktioniert und spart mir künftig eine auf vier Seifen. Probiert es doch auch mal aus und berichtet mir von euren Erfahrungen!
Nachtrag: Auch der Praxistest fällt überzeugend aus, denn das neue Seifenstück schäumt und reinigt wie gewohnt. Jetzt würde ich allerdings tatsächlich sagen, dass es besser ist, lieber nicht verschiedenen Sorten zu mischen, denn der Duft ist ganz schön wild.
Hm. Ob die Seife nach dem erhitzen noch immer so ihre ursprünglichen Eigenschaften besitzt hätte mich jetzt auch interessiert. Aber ich sehe die gute Deee hat ja schon danach gefragt. Spannend wird vielleicht auch noch wenn der wiederverwendete Anteil mit der Zeit weiter zunimmt.
Von Stückseife bin ich jetzt nicht unbedingt so der Freund davon. Ich finde feste Seife reinigt ganz anders als eben flüssige. Das Gefühl auf der Haut nach dem Waschen mit fester Seife ist so was wie (ich kann das schlecht in Worte fassen), das fühlt sich irgendwie so ‚rauh‘ und so ‚über die Maßen‘ gereinigt an. Wie auch immer.
Praxistest der alten neuen Seife steht ja noch aus. Bin gespannt!
Die Idee ist schön und sehr nachhaltig.
Nichts für mich, weil ich keine Stückseife mag, aber wenn man sowas nutzt, ergibt es definitiv Sinn, um alle Reste zu verbrauchen. Gerade, wenn es sich um Lieblingsseifen handelt, die man ja auch nicht immer findet.
Ändert sich durch das Erhitzen und Abkühlen eigentlich der Geruch? Oder die Schäumfähigkeit?
Mir hat das tatsächlich so ein bisschen die Augen geöffnet, weil ich dadurch erst gemerkt habe, dass ich auf vier Seifenstücke praktisch eins wegschmeiße. In der Hinsicht war Flüssigseife immer schon praktischer, die kann man einfach zusammenschütten.
Der Duft hat sich bei mir allein schon durch das Mischen unterschiedlicher Sorten verändert. Wie es sich bei gleichen Sorten verhält, muss ich definitiv noch testen. Und die Schaumfähigkeit reiche ich irgendwann nach, aktuell verwende ich noch ein gekauftes Stück und hab dieses hier noch nicht getestet.