Mittlerweile bin ich mit der Nähpraxis schon ein ganzes Stück weiter und möchte euch heute zeigen, wie man eine Kissenhülle mit Hotelverschluss näht. Der Hotelverschluss trägt seinen Namen, weil er häufig in Hotels anzutreffen ist, wo viele Kissenbezüge innerhalb kurzer Zeit gewechselt werden müssen. Reißverschlüsse oder Knöpfe wären da nur hinderlich, wohingegen das Kissen hier einfach nur wie in eine Tasche hineingesteckt wird.
Ich selbst habe mir eine ganze Reihe verschiedener Nähanleitungen angeschaut, um meine eigene Methode zu entwickeln. Die folgende Anleitung erhebt also nicht den Anspruch, die einzig wahre zu sein, sondern ist einfach nur das Vorgehen, das bei mir am besten funktioniert hat.
Material und Zuschnitt
Das Praktische an diesem Projekt ist, dass ihr es mithilfe einer einfachen Formel an die jeweilige Größe eures Kissens anpassen könnt:
» Höhe des Kissens in cm x 2,5 + 3 cm Nahtzugabe = Höhe des Zuschnitts in cm
» Breite des Kissens + 3 cm Nahtzugabe = Breite des Zuschnitts in cm
Für ein klassisches Sofakissen der Größe 40 x 40 cm benötigt ihr also einen Stoffzuschnitt von 103 x 43 cm. Beachtet bitte, dass bei diesem Zuschnitt das Muster auf der Rückseite des Kissens „auf dem Kopf“ steht. Soll es beidseitig richtig herum sein, benötigt ihr zwei Zuschnitte, die entsprechend zusammengenäht werden müssen.
Welchen Stoff ihr verwendet, bleibt ganz euch überlassen, es sollte aber Webware ohne Stretch sein. Für das Kissen, an dem ich euch die Schritte veranschaulichen will, habe ich ein Baumwoll-Cretonne mit einem Gewicht von 130 g/m² genommen. Cretonne ist ein leinwandgebundenes Gewebe mit etwas griffigerer Haptik, das grundsätzlich für Deko-Arbeiten wie für Kleidung geeignet ist.
Kissenhülle nähen
Grundsätzlich sollten für die Kissenhülle die Längsseiten des Zuschnitts zunächst mit einem Zickzackstich versäubert werden. Das trägt einerseits zur Haltbarkeit bei, sieht andererseits aber auch schöner aus. Wenn ihr den Zuschnitt clever anlegt, könnt ihr bei Stoffen von der Rolle auch einfach die feste Kante nutzen und spart dadurch Arbeit. Die beiden kurzen Seiten schlagt ihr doppelt ein und fixiert den Saum mit einem einfachen Geradstich.
Als nächstes muss der Stoff rechts auf rechts so zusammengelegt werden, dass ein dem Kissen entsprechendes Quadrat entsteht (oder Rechteck, wenn euer Kissen diese Form hat). Wichtig sind dabei zwei Dinge:
- Der kurze Umschlag gehört nach oben, darunter muss die Saumkante an den Falz der Hülle stoßen (siehe nächstes Bild).
- Gibt es beim Muster ein Oben und Unten, achtet beim Falten des Stoffs darauf, dass sich die Öffnung später unten am Kissen befindet. (Ja, den Fehler macht man nur einmal.)
Ist das erledigt und alles ordentlich mit Stecknadeln fixiert, könnt ihr die offenen Seiten mit einem Geradstich schließen. Durch die oben einberechnete Nahtzugabe sollte die Naht etwa 1,5 cm von der Kante entfernt liegen, messt aber vor dem Nähen noch mal nach. Ist die Kissenhülle etwas kleiner als das Kissen, macht das in der Regel nichts aus, da sich das Kissen dann einfach mehr bauscht. Zu groß sollte die Hülle allerdings nicht sein, sonst geht das Kissen regelrecht darin verloren und sieht platt aus.
Das Ergebnis
Seid ihr mit dem Nähen fertig, sollte eure Kissenhülle so aussehen und kann gewendet werden. Damit die Ecken schön nach außen gedrückt werden können, könnt ihr sie innen an der Nahtzugabe schräg abschneiden. Achtet aber darauf, keine der Nähte einzuschneiden. Zum Herausdrücken der Ecken eignen sich beispielsweise Essstäbchen oder das hintere Ende eines Filzstifts. Keinesfalls sollten dafür spitze Gegenstände verwendet werden, da diese den Stoff beschädigen könnten.
Was habe ich gelernt?
Wie gesagt, die Kissenhülle mit Hotelverschluss ist eine der einfachsten Näharbeiten und ideal, um Übung zu kriegen. Ich habe tatsächlich vier Stück in unterschiedlichen Größen angefertigt, bevor ich mich ans nächste Projekt gewagt habe. (Von den Stoffbeuteln, die ich beim letzten Mal gezeigt habe, sind übrigens ebenfalls vier entstanden.)
Was nicht heißt, dass man nichts falsch machen kann, und ich habe den ersten Versuch dann auch sehr zielsicher versaut. Da es keine der von mir genutzten Anleitungen für nötig hielt, darauf hinzuweisen, habe ich beim Zusammenlegen der Hülle nicht darauf geachtet, wie herum das Kissen später einmal stehen wird. Und die Öffnung natürlich prompt an der falschen Seite gemacht – nämlich oben. Das ist kein Drama, nur ärgerlich. Immerhin: So habe ich einen Grund, mich demnächst mit dem Knopffuß an der Nähmaschine vertraut zu machen. Denn mit ein oder zwei Knöpfen, um die Öffnung zu schließen, sieht es doch bestimmt gleich so aus, als sei das gewollt gewesen.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch das zweite Kissen aus dem Foto im Beitragstitel gezeigt. Hier kam ein Gobelinstoff aus Polyester und Baumwolle (Gewicht 350 g/m²) zum Einsatz. Gobelin ist fester und schwerer und wird deshalb gerne für Wohntextilien oder Taschen verwendet. Wichtigstes Merkmal ist das gewirkte (nicht gedruckte) Muster, das jedoch dazu führt, dass der Stoff stark franst und grundsätzlich immer versäubert werden muss. Hier musste ich auf oben und unten dann wenigstens nicht achten. 😂