„Now, unless you think I’ve got a pistol up my ass, we can both agree I’m unarmed.“
(„The Expanse“)
Es möge mir bitte keiner damit kommen, dass ich zu viele Serien gucke. Der Monat war hart, okay? Mental, psychisch, emotional waren die letzten Wochen ein Fiasko und Serien oft der letzte Ausweg in so was wie Normalität. Hier also mein (diesmal etwas längerer) Schnelldurchlauf durch Serien, die ich gebingt habe. Spoiler!
The Boys (Staffel 2)
Nachdem Butcher erfahren hat, dass Becca noch lebt und einen Sohn von Homelander hat, setzt er alles daran, sie zu finden und zu befreien. Dabei ist ihm nahezu jedes Mittel recht, weshalb ihm Hughies moralische Einwände eher lästig sind. Der steht dafür heimlich noch immer mit Starlight in Kontakt, die es schließlich schafft, den Compound-V-Skandal öffentlich zu machen. Derweil bekommen die „Sieben“ mit Stormfront ein neues Mitglied, und die hat eine überraschend weit zurückreichende Vergangenheit.
Die zweite Staffel von „The Boys“ ist eine seltsame Sache, denn obwohl ich zwischenzeitlich irgendwie einen Plan vermisst habe, machen die Folgen erneut wahnsinnig viel Spaß. Hinzu kommt, dass hier sehr viel mehr Psychologie drinsteckt, als es auf den ersten Blick scheint. Vor allem das „große Kind“ Homelander mit seiner Mutterfixierung ist wahnsinnig spannend, aber auch die konfliktreiche Freundschaft zwischen Butcher und Hughie. Unter der blutigen Action das krasse Highlight: spontan explodierende Köpfe. En masse.
5 von 5 Bananen mit Riesenpenis.
Star Trek: Lower Decks (Staffel 1)
Ensign Boimler hat nur ein Ziel: Captain eines Raumschiffs werden. Um das zu erreichen, hält er sich penibel an alle Regeln und schleimt sich bei Vorgesetzten ein, wo es nur geht. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass seine beste Freundin die auf Krawall gebürstete Mariner ist. Denn die hat es sich zur Aufgabe gemacht, bloß nicht im Rang aufzusteigen, um weiter ein gechilltes Leben zu führen. Während ihr Schiff, die Cerritos, wichtige diplomatische Missionen unternimmt, kümmern sich Boimler, Mariner und die anderen darum, dass alle Systeme laufen, der Konferenzraum geputzt ist und der Müll auf dem Holodeck fachgerecht entsorgt wird.
„Star Trek: Lower Decks“ ist die Trek-Serie, die wir Fans gebraucht haben, ohne zu wissen, dass wir es tun. Denn ihr gelingt endlich das, was ursprünglich auch mal die Idee hinter „Star Trek: Discovery“ war: Sie zeigt den unglamourösen Alltag jener Offiziere, die – oftmals unbemerkt von der Brückencrew – das Schiff am Laufen halten. Dass das Ganze als Comedy angelegt ist, ist sicherlich nicht jedermanns Sache, ich aber hatte meinen Spaß, vor allem an den vielen, vielen Easter Eggs. Besonderes Highlight: Folge 9, die auf dem Holodeck spielt und „Star Trek“-Kinofilme parodiert. Inklusive Lense Flares und spektakulärem Crash der Untertassensektion auf einem Planeten.
4 ½ von 5 Bananen ohne Zeitpuffer.
Holden: „There was a button. I pushed it.“
Fred: „Jesus Christ. That really is how you go through life, isn’t it?“
(„The Expanse“)
The Expanse (Staffel 5)
Während Holden auf Tycho die Reparaturen an der Rocinante überwacht und in den Diebstahl der letzten Probe des Protomoleküls hineingezogen wird, verstreut es die Crew in alle Winde. Naomi, die herausgefunden hat, wo sich ihr Sohn Filip aufhält, jagt ihm nach und landet schließlich bei Marco Inaros. Dem gelingt es unterdessen, getarnte Meteoriten auf die Erde abzufeuern. Das bringt auch Amos in Gefahr, der gerade Clarissa Mao im Hochsicherheitsgefängnis besucht. Auf dem Mars findet Bobby zusammen mit Alex heraus, dass altes Militärgerät an Marco verkauft wird, der auf diese Weise eine mächtige Flotte aufbaut.
Auch wenn die Staffel etwas schwerfällig in Gang kommt, spätestens wenn Marcos Asteroiden ihr Ziel erreichen, ist Hochspannung angesagt. Und die wird fast durchgehend gehalten, sei es bei Naomi, die auf einem zur Bombe umfunktionierten Schiff festsitzt, oder während Amos‘ und Clarissas Wanderung nach Baltimore. Holden, der vermeintliche Held der Serie, kommt dabei fast etwas zu kurz, das ist bei so viel Plot aber zu verschmerzen. Insgesamt ist die Staffel schwerpunktmäßig politisch, über die Erbauer der Ringe erfahren wir diesmal leider nichts Neues. Und dass man Alex‘ unspektakulärem Abgang die Querelen hinter den Kulissen anmerkt, hätte nicht sein müssen.
4 ½ von 5 getarnten Bananen.
Anne with an E (Staffel 3)
Annes sechzehnter Geburtstag steht an und sie treibt nur eine Frage um: Wer waren ihre Eltern? Marilla und Matthew machen sich zunächst Sorgen, dass sie Anne verlieren könnten, wenn sie Verwandte findet, helfen ihr schließlich aber doch bei der Suche nach ihrer Herkunft. Doch auch in der Schule gibt es viel zu tun, denn bald finden die Prüfungen fürs College statt. Unterdessen freundet sich Gilbert in der Stadt mit der jungen Winifred an, deren Familie ihm ein Medizinstudium an der Sorbonne ermöglichen möchte, wenn er sie heiratet.
Es ist geradezu tragisch, dass „Anne with an E“ gerade dann endet, wenn die Serie endgültig ihren Ton gefunden hat. Anders als zuvor war ich diesmal in praktisch alle Plots investiert. Ich wollte nicht nur wissen, ob Anne herausfindet, woher sie stammt, oder ob es zwischen ihr und Gilbert endlich doch noch funkt. Auch die bittersüße Geschichte von Bash und seiner Mary oder Dianas Versuch, es ihren Eltern recht zu machen und gleichzeitig ihren eigenen Weg zu finden, sind einfach toll erzählt. Das verfrühte Ende sorgt leider dafür, dass nicht alle Storys einen Abschluss finden, und insbesondere die letzte Folge lässt einen bedauern, dass wir nicht mehr sehen werden, wie es Anne und ihren Freunden auf dem College ergeht.
5 von 5 schottischen Bananen.
Nate: „Werden wir je über den Kuss reden?“
Sophie: „Ich erinnere mich an keinen Kuss. Dafür aber an eine Ohrfeige.“
(„Leverage“)
Leverage (Staffel 3)
Obwohl Nate fest entschlossen ist, seine Strafe abzusitzen, lässt er sich schließlich doch von seinem Team aus dem Gefängnis befreien – um einem Mitinsassen zu helfen. Dann aber tritt eine mysteriöse Italienerin an ihn heran und droht ihm, ihn und die anderen für immer hinter Gitter zu bringen, wenn er nicht den Schwerverbrecher Damien Moreau für sie ausfindig macht. Nate lässt sich auf den Deal ein und sucht die Fälle nun auch danach aus, ob sie damit Moreau näher kommen.
Machen wir uns nichts vor, die Moreau-Rahmenhandlung ist kaum mehr als Fassade und wird erst in den letzten paar Folgen überhaupt thematisiert. Das tut der Staffel indes keinen Abbruch, denn ansonsten ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Neben der unbeholfenen Flirterei zwischen Parker und Hardison ist diesmal vor allem Eliots Entwicklung interessant, denn wir erfahren viel über seine Grundsätze und seine nicht unbedingt glorreiche Vergangenheit. Highlight: Folge 11, wo jedes Teammitglied erzählt, wie es am selben Tag denselben Dolch gestohlen haben will.
3 ½ von 5 Bananen, die keine Waffen mögen (aber damit umgehen können).
Emily in Paris (Staffel 1)
Als ihre Vorgesetzte unerwartet schwanger wird, soll die junge Marketing-Expertin Emily an ihrer Stelle nach Paris reisen und die gerade übernommene Agentur Savoir auf Linie bringen. Doch die französische Lebensart verträgt sich nur schwer mit amerikanischer Schnelllebigkeit, Emilys Sprachkenntnisse sind praktisch nicht existent, und Agenturchefin Sylvie fühlt sich von Emilys Ideen geradezu persönlich angegriffen. Nur ihr Nachbar, der gutaussehende Koch Gabriel, ist definitiv ein Lichtblick.
„Emily in Paris“ ist Wohlfühl-Fernsehen wie aus dem Lehrbuch, schlachtet jedes noch so platte Klischee über Franzosen aus und ist in weiten Teilen vorhersehbar. Dass die Serie Spaß macht, ist aber kein „trotzdem“, sondern ein „gerade deshalb“, denn das Ganze ist mit so viel Witz erzählt, dass die zehn nur halbstündigen Folgen extrem kurzweilig sind. Und: Oft genug werden Klischees auch umgedreht und die Scheinheiligkeit einer von Social Media beherrschten Gesellschaft entlarvt. Und ja, die attraktiven Franzosen und Französinnen sind ein Plus.
4 von 5 sexy französischen Bananen.
Ja, wieder etwas gelernt. Diesmal ein wenig über das Wort ‚investieren‘. Bei Anne schreibst du, du warst in praktisch alle Plots investiert. Ich war zuerst ein wenig stutzig und habe mir im ersten Moment gedacht, hm? klingt irgendwie seltsam. Es hat mir dann aber nach einer Weile schließlich doch gedämmert wie es gemeint war.
Möglich und es geht nur mir so, aber ‚investiert‘, in diesem Zusammenhang war mir bis jetzt zumindest im Deutschen fremd. Aber nichts desto trotz, wie wäre ich sonst auch zum Begriffsursprung von investieren gekommen.
Und zwar vierzehntes Jahrhundert aus dem mittellateinischen investīre = bekleiden; zusammengesetzt aus Vorsilbe in- = ein- und dem Verb vestīre = kleiden, anziehen; dieses zu vestis = Kleid. Vergleiche Weste, Transvestit.
Interessant oder eben auch nicht. Ist wahrscheinlich genauso relativ wie wenig oder (zu) viele Serien. Obwohl, weniger als keine Serien geht ja kaum und nach oben hin wird ja das Ganze dann nur noch von den Naturkonstanten beschränkt.
Du hast natürlich recht, die letzte Zeit und für mich im besonderen die vergangenen beiden Monate, ich hatte da nicht nur wenige sondern viel zu viele düstere, dunkle Stunden. Obwohl, das Wetter wird etwas besser, der Tag gewinnt nun sehr sehr spürbar wieder an Kraft. Ein kleines Lebenszeichen von Frühling und sogar Wüste. Der Saharastaub ist dieser Tage auch bei mir zu Gast.
Und schließlich und endlich hilft einem der eine oder andere, auch längere Serienschnelldurchlauf über so manches hinweg.
An dieser Stelle ein kleines Dankeschön. Man soll es nicht glauben, aber ab und an da hilft mir das doch ein kleines bisschen. Und sei es auch nur, anstatt über das Ärgerliche dieser Tage, ein klein weing über das Verb investieren nachzugrübeln.
Oje, das ist einer dieser Fälle, wo selbst ich mich dessen schuldig bekennen muss, ein englisches Wort völlig unreflektiert ins Deutsche übernommen zu haben. (Ich reagiere normalerweise sehr empfindlich darauf, wenn Leute etwas „realisieren“.) Das Ärgerliche ist, es gibt keine wirklich treffende Übersetzung für „I’m invested“, Google schlug vor, es „läge mir am Herzen“. Nun ja, das klingt mir fast etwas zu intim, es geht hier schließlich um Serien!
Aber du hast recht, das schöne Wetter macht dieser Tage vieles einfacher. Statt vor den Fernseher setze ich mich jetzt lieber mal ein Stündchen auf den Balkon. 🙂
So viel also zu meinem gutem Vorsatz langsamer, genauer und aufmerksamer lesen… 🧐
Zum Wetter, Wüstensand war ja zu Besuch. Ein Arbeitskollege hat gemeint, in der Wüste? da gibt es ja nichts. Und ich so, ja das macht sie mir schon mal von Grund auf sympathisch und liebenswürdig. Stimmt, da gibt es NichTS.
(Kann sein bin ich Urlaubsreif. Urlaub aber irgendwie so vom gesamten Planeten, von der gesamten Spezies…🥺)
Es gibt dieses Meme aus „Futurama“ mit Professor Farnsworth, der sagt „I don’t want to live on this planet anymore.“ Mit dieser Aussage kann ich mich auch oft identifizieren. Kopf hoch, es kommen auch wieder bessere Zeiten. (Hoffe ich.)