Wenn der Lockdown auch sonst zu nichts gut war, so habe ich doch immerhin Zeit und Ruhe gefunden, mich endlich mit meiner Nähmaschine bekanntzumachen. Und weil ich niemand bin, der endlos Probenähte auf Stofffetzen macht, musste alsbald das erste richtige Projekt her. Ergebnis ist ein Stoffbeutel mit französischer Naht, dessen Herstellung ich euch heute hier zeigen will — inklusive Erkenntnissen, was ich hätte besser machen können.
Das ist übrigens keine Anleitung, auch wenn ich für die Zukunft nicht ausschließen möchte, mich daran zu versuchen. Aber das Video, das Grundlage für diesen Stoffbeutel war, ist bereits sehr gut, und mir geht es jetzt mehr um meinen Lernprozess und die vermutlich sehr typischen Anfängerfehler.
Das Material
Ich hab mich furchtbar schwer damit getan, den richtigen Stoff für den Beutel zu finden. Da ich schließlich nicht einfach in ein Fachgeschäft spazieren und mich beraten lassen konnte, mussten es also die Produktbeschreibung im Onlineshop und Google tun.
Wichtig war mir für den Anfang, dass es Webware ist, da die am einfachsten zu verarbeiten ist. Weil es kein Kleidungsstück werden sollte, war ich nach einer Weile dann auch nicht mehr so festgelegt auf Baumwolle und fand schließlich diesen Dekostoff aus 75 % Baumwolle und 25 % Polyester mit einem Gewicht von 200 g/m². Als er geliefert wurde, war ich dennoch etwas erschrocken, wie dünn und fein er ist, das Stoffgewicht hatte mich glauben lassen, er wäre griffiger. In der Hinsicht fehlt mir spürbar noch die Erfahrung.
Das Nähen
Ein Stoffbeutel bietet sich als erstes Projekt an, da er nur gerade Nähte hat und alles in allem recht übersichtlich ist. Eine kleine Besonderheit ist hier die französische Naht, die zwar etwas mehr Stoff verbraucht, dafür aber auch auf der Innenseite schön sauber aussieht. Hat man vorher alles ordentlich ausgemessen, kann an dem Punkt eigentlich nicht mehr viel schiefgehen, und das Nähen (mit Bügeln zwischendurch) dauerte bei mir vielleicht eine halbe Stunde.
Das Ergebnis
Grundsätzlich bin ich mit dem Stoffbeutel sehr zufrieden. Dafür, dass es meine erste Arbeit ist, ist er überraschend gut gelungen. Die französische Naht kaschiert kleinere Unregelmäßigkeiten, sieht professionell aus und ist dennoch sehr einfach. Rückblickend bin ich sogar mit der Wahl des Stoffs ganz glücklich, weil er sich gut verarbeiten ließ und hübsch aussieht.
Was habe ich gelernt?
Die Videoanleitung ist wirklich gut und hat mir als Anfängerin vermutlich mehr geholfen, als es eine schriftliche Anleitung gekonnt hätte. Ein paar Dinge würde ich beim nächsten Mal jedoch anders machen:
• Die Mühe, die Henkel links auf links zu nähen und dann zu wenden, lohnt sich meiner Meinung nach nicht, das ist eine mächtige Fummelei. Ich würde sie künftig gleich von rechts nähen, wie ich das inzwischen in anderen Anleitungen gesehen habe.
• Apropos Henkel: Es erscheint mir auch sinnvoller, sie schon beim ersten Absteppen nach oben zu klappen. Dadurch, dass ich das erst bei der zweiten Runde gemacht habe, ist einer leicht seitlich verrutscht. Über Haltbarkeit und Tragfähigkeit kann ich noch nichts sagen.
• Darüber lässt sich vermutlich streiten, aber wäre es eventuell besser, zuerst den Umschlag mit den Henkeln und danach die Längsseiten zu nähen? Sieht oben dann vielleicht nicht ganz so sauber aus, aber ich fand es ziemlich schwierig, den Umschlag über der französischen Naht zu nähen, weil es an der Stelle echt dick wird. Meinungen von Nähprofis hierzu?
Ist doch sehr hübsch geworden und schön sauber verarbeitet. Mein erstes Teil war ein T-Shirt, das sah deutlich krummer aus. (Hatte aber, zu meiner Verteidigung, auch viele runde Kanten, und das Ärmeleinpassen war eine Qual …)
Zu deinen Erkenntnissen aus meiner Sicht – wobei ich beileibe kein Profi bin:
Das mit dem Wenden der Henkel kann eine Erleichterung sein, je schmaler dein Henkel ist. Denn irgendwann ist das auf Rechts steppen einfach nur noch fummelig, oder man bekommt die Stoffkanten nicht mehr wirklich gleichmäßig nach innen geklappt. Zudem würdest du die Naht sehen, wenn du auf Rechts steppst, wohingegen sie nach dem Wenden innen verschwindet. Leg dir doch eine Stoff-Wendehilfe zu, die sieht aus wie eine lange Nadel mit Ring an einem, und kleinem Haken am anderen Ende. Damit geht es gewöhnlich leichter. (Außer deine Henkel sind wirklich eng, dann ist es so oder so eine Fummelei…)
Wenn du die Längsseiten zuletzt nähst, verschwindet der Abschluss, wie du schon gesagt hastm oben nicht mehr unter dem Umschlag. Du würdest dann an der Oberkante deines Beutels immer die aufeinandergenähten Enden sehen. Und ich glaube, das franst dann auch irgendwann aus, zumal der ganze Stoff dann oben so einen Knubbel bildet, den man immer sehen würde.
Ich glaube, für eine einfache Arbeitstasche ist das völlig okay, aber wir üblich ist es hübscher, wenn man etwas mehr Arbeit reinsteckt.
Wenn der Stoff dicker ausfällt, nimm dazu vielleicht eine dickere Nadel (z.B. für Jeans). Und näh mit etwas „Anlauf“ und Geschwindigkeit drüber. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Maschine dann besser damit zurecht kommt. Bei meinen Nähprojekten ist auch schonmal die Nadel im Stoff steckengeblieben, weil die Maschine einfach irgendwann auch nicht mehr genug Kraft hat. Sie ist halt auch keine Industriemaschine und für eine Nähmaschine auch relativ günstig. Dann habe ich den Teil halt mit viel Schweiß und Schmerzen per Hand durchgewürgt und die eine oder andere Nadel dabei verbogen. ^_^
Weiterhin viel Spaß dabei!
Wow, das war aber schon mutig, mit einem T-Shirt anzufangen. 😳 Ich bin nach einem Stoffbeutel und vier Kissenhüllen jetzt so weit, dass ich mich an einem Oberteil versuchen will. Wohlgemerkt ohne extra angesetzte Ärmel, aber hoffentlich mit Tropfenausschnitt am Rücken. *fingers crossed*
Solche Wendehilfen habe ich schon gesehen, es ist halt immer die Frage, wie oft werde ich so was brauchen, sprich lohnt sich die Anschaffung? Ich bin ja gerade dabei, mir eine gute Ausstattung zuzulegen, und oh mein Gott, es kommt ständig irgendwas um die Ecke, was total nützlich wäre. 😆