Daredevil | Reunion (3×11)

„Believe me, Daredevil is our true public enemy.“


Das FBI sucht in der Kirche nach Daredevil und Karen, während Fisk ganz offiziell freigelassen wird. Spoiler!

It’s called having faith in the system

Matt und Karen verstecken sich mit Schwester Maggies Hilfe in der Kirche, während Polizei und FBI anrücken, um Daredevil und seine vermeintliche Komplizin zu suchen. Dex dreht fast durch, weil er seinen Auftrag nicht ausführen konnte, und drängt Nadeem damit immer weiter in die Defensive. Da es keinen anderen Ausweg zu geben scheint, stellt sich Karen schließlich – allerdings der Polizei. Fisk, der nun offiziell freigelassen wurde, versucht unterdessen, das Gemälde zurückzubekommen, das Vanessa ihm geschenkt hat.

Das glorreiche Trio wiedervereint

In gewisser Weise entspricht diese Folge dem Zurechtrücken der Figuren bei einem Strategiespiel. Sie dient vor allem als Übergang zum großen Finale der Serie. Mit den jüngst gecancelten Marvel-Serien im Hinterkopf (und dem neuen Streamingdienst von Disney am Horizont) war im Grunde absehbar, dass wir auch von „Daredevil“ Abschied nehmen müssen. Noch vor zwei Jahren hätte mich das todunglücklich gemacht, aber die Serie hatte großartige drei Staffeln, und ja, es fühlt sich wirklich so an, als käme die Geschichte jetzt zu einem (versöhnlichen?) Abschluss.

Und es tut so gut, die Gang wieder zusammen zu sehen. Das Treffen auf dem Dach hätte angesichts all der Dinge, die zwischen ihnen stehen, ganz fürchterlich werden können. Aber Matt ist sich seiner Fehler bewusst und auch bereit, sie wiedergutzumachen. Er protestiert auch nur kurz, als Foggy darauf beharrt, der Gerechtigkeit zu vertrauen statt Selbstjustiz zu üben. Wenngleich ich nicht überzeugt bin, dass es für Fisk noch eine legale Lösung gibt, wärmt es mir das Herz, dass sowohl Karen als auch Foggy Matt davor bewahren wollen, dieses eine Opfer zu bringen, um das er bisher herumgekommen ist.

„Step 1: We work together. Step 2: We come up with a plan. Step 3: We execute the plan.“

Vormals Unausgesprochenes

Das Gespräch zwischen Matt und Karen ist zweifellos auch das Highlight ihrer kleinen Auszeit in der Kirche. Vielleicht lese ich zu viel in alles hinein, aber ich glaube wirklich, es hilft ihrer Beziehung ungemein, dass sie sich kurzzeitig gemeinsam in einem Sarg verstecken müssen. So nah waren sich die beiden seit Beginn der zweiten Staffel nicht mehr, und ich vermute, das hat einige der schöneren Gefühle zwischen ihnen zurückgebracht. Nicht, dass ich glaube, diese Romanze hätte noch eine Chance, aber es hat gewiss ein paar Erinnerungen heraufbeschworen, die sie dem jeweils anderen gegenüber etwas milder gestimmt haben.

Und dann erzählt Karen auch Matt die Wahrheit über Wesley, und er ist enttäuscht, dass sie nicht früher zu ihm gekommen ist. (Wirklich, Matt, willst du ihr da ernsthaft einen Vorwurf machen? Ausgerechnet du, der du immer strikt gegen das Töten selbst der Bösesten warst?) Als Matt sie in seine Pläne bezüglich Fisk einweiht, versucht sie nicht, ihn davon abzubringen. Sie hat genug erlebt, um zu wissen, dass sie damit auf taube Ohren stößt. Aber sie macht ihm klar, was das für ihn bedeutet. Für sein Seelenheil. Und diese Tiefe in der Charakterisierung von Karen ist es, die mir bei der vorherigen Folge so ein bisschen gefehlt hat.

„You saved Karen Pages life tonight. So I owe you one.“

Ein neuer Verbündeter

„Reunion“ markiert aber auch einen „leap of faith“: Matt gibt sich Nadeem zu erkennen. Das wäre selbst dann gefährlich, wenn er einfach nur ein FBI-Agent wäre, aber er ist darüber hinaus auch ein – wenngleich unfreiwilliger – Teil von Fisks Organisation. Matt, Foggy und Karen vertrauen hier einzig und allein auf ihr Gefühl.

Nadeem bleibt allerdings auch kaum noch eine andere Wahl, er und seine Familie stehen längst in der Schusslinie. Allein sein fortgesetzter Versuch, Dex an die Leine zu nehmen, dürfte ihn in Schwierigkeiten gebracht haben, wäre er nicht auch noch verwegen genug gewesen, Foggy dabei zu helfen, Karen der Polizei statt dem FBI zu überlassen. Wie Matt bereits sagte: Nadeem hat alles zu verlieren.

Fisk auf dem Höhepunkt

Für Fisk hingegen geht es gerade nur bergauf. Er wird von allen Anschuldigungen freigesprochen und ist nun wieder ein freier Mann. Seine Rede bei der Pressekonferenz war geradezu abstrus, denn er klang dabei finsterer denn je – und schafft es trotzdem, das zuvor noch buhende Publikum für sich einzunehmen. Man muss einfach anerkennen, dass dieser Mann ein unfassbares Charisma hat. Eines, das ihn wenn schon nicht sympathisch, so doch wenigstens kompetent erscheinen lässt.

Rätselhaft bleibt indes sein Besuch bei Mrs. Falb. Wie ich schon einmal schrieb, die Serie tut selten etwas, was nicht in irgendeiner Weise von Bedeutung ist. Es muss also wichtig sein, dass wir diese scheinbar sinnlose Szene haben, in der die beiden einander lang und breit erklären, warum ihnen das Gemälde so viel bedeutet. Aktuell wirkt es nur wie ein recht absurder Exkurs in die Familiengeschichte einer Frau, die wir nicht mal kennen.

Reunited Note

• Die Szene im Auto mit Fisks „give me your jacket“ erinnerte mich unangenehm an jene aus der erste Staffel, wo er jemandem mit der Autotür den Schädel einschlug. Die Ruhe, mit der Fisk vorgeht, erwischt mich jedes Mal wieder kalt.

4 ½ von 5 Bananen im Sarg.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht