Wenn es unter den Autoren solche gibt, die ausgeklügelte Plots voller überraschender Wendungen entwickeln, so bin ich das genaue Gegenteil davon. Meine Plots lassen sich in der Regel in zwei Sätzen zusammenfassen und sind völlig frei von jeglichen Wendungen, geschweige denn überraschenden. Ich verstehe mich als Charakter-Autor, denn jede meiner Geschichten beginnt im Grunde mit der Figur.
In ihren Grundzügen erblickte meine Heldin Akimané (Aki) Libertates Lavantin schon vor über fünfzehn Jahren das Licht der Welt. Damals allerdings hieß sie noch Padmé Libertates Skywalker Jade und führte meine „Star Wars“-Fanfiction an. Ich bin gewiss nicht die erste Autorin, die Figuren, Ideen oder ganze Plots recycelt, aber ich gebe zu, die Protagonisten-Riege bei „Dhenari“ ist auch für mich ein Sonderfall. Da besagte Fanfiction damals nämlich fast ausschließlich von selbst erfundenen Figuren bevölkert wurde (die allenfalls von den bekannten Filmhelden abstammten), konnte ich sie für meinen Roman beinahe unverändert übernehmen.
Außer dem Namen hat sich während der Transition von Padmé zu Aki indes nur wenig geändert. Sie ist auch weiterhin eine etwas zu kurz geratene junge Frau mit dunklen Locken und der Angewohnheit, erst zu reden und dann nachzudenken – vielleicht. Die Gefahr, dass sie zur Mary Sue mutiert oder (noch schlimmer!) dem überstrapazierten Tropus der „chosen one“ verfällt, bestand dabei immer. Sie ist nun mal die Tochter zweier wichtiger Persönlichkeiten, die die Dhen-Gemeinschaft nach Ende des Krieges geprägt haben. Sie ist als Heldin auch automatisch Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Und ja, manchmal fallen ihr die Dinge einfach zu. Aber Aki ist auch eine Getriebene, eine, die nicht weiß, wohin all das führen soll, die einen Menschen tötet und glaubt, dass sie alleine damit klarkommen muss. Die Verluste, die noch auf sie warten, wiegen all das nicht auf.
Statt euch nun aber Dinge über meine Figuren zu erzählen, die ihr im Roman ohnehin erfahrt, möchte ich euch stattdessen ein paar Notizen aus meiner Planung überlassen. Einiges davon ist nicht weiter überraschend, einiges hättet ihr euch sicherlich auch selbst zusammenreimen können. Das eine oder andere aber gibt euch Hinweise auf Kommendes, also Obacht vor eventuellen Spoilern!
Aki Libertates Lavantin
- Viele der Dhen-Fähigkeiten, die ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, sind für Aki ein Problem. Und das wird für sie noch schmerzhaft enden.
- Ihr Ehrgeiz grenzt an Wahn. Sie wird später sogar versuchen, mit ihrer schwächeren linken Hand kämpfen zu lernen.
Ezra Masana Lavantin
- Sie wollte von frühester Kindheit an eine Dhen werden und lag ihrem Vater damit jahrelang in den Ohren. (Sie fühlt sich bis heute betrogen, weil er Aki diese „Ehre“ ebenfalls zuteil werden ließ, obwohl diese sie nicht zu schätzen weiß.)
- Auch wenn sie betont, nicht abergläubisch zu sein, kennt Ezra praktische alle Dhen-Prophezeiungen auswendig und sieht in allem irgendein Zeichen. Das könnte eines Tages aber auch mal nützlich sein.
Mek’to-bar Evarankontelyys
- Da er als Kind von Handelsreisenden aufgewachsen ist, hat er zwar keine Schwierigkeiten, Anschluss zu finden, braucht aber lange, bis er sich jemandem öffnet. In gewisser Weise tut er das eigentlich nie.
- Ja, natürlich ist er in Ezra verliebt.
Yan-Ivo Tekwaran
- Seine Ehefrau Nyah war eine brillante Exobiologin und Biochemikerin. Sie starb vor gut drei Jahren bei einem Unfall, über den sich Yan-Ivo ausschweigt.
- Er weiß, dass Aki über ihn hinauswachsen wird (als Dhen wie auch als Mensch). Aber er hofft, dass es nicht so bald passiert.
Joon Amarelle Vek
- Joon wurde von Tcheky Delan ausgebildet, einem einst abtrünnigen und bis heute nicht wirklich rehabilitierten Dhen. Für Rafal war es keine leichte Entscheidung, sie als Lehrerin zurückzuholen, weil er fürchtet, dass sie einen schlechten Einfluss auf die Schüler haben könnte. (Und ja, ihr werdet Tcheky noch kennenlernen.)
- Joon verachtet Schwäche und kann ziemlich fies werden, wenn sie ihr begegnet. Man könnte argumentieren, weil sie darin ihre eigene wiedererkennt.
Trini Nahum
- Trini war Rafals Musterschülerin, und er gibt bis heute gerne mit ihr an. Sie war die Erste, die er wegen des Angkatar-Vorhabens um Rat gefragt hat.
- Als Tochter einer Politiker-Familie hat sie eine diplomatische Ausbildung genossen. Noch hat Ezra es nicht erkannt, aber Trini könnte ihre wichtigste Verbündete werden, wenn sie den Dhen wieder eine Stimme in der Regierung geben will.
Iram Duncan te Rik
- Iram hat seine Frau an die Schatten verloren und versank anschließend in schwere Depressionen. Gerettet hat ihn nur seine kleine Tochter, die aktuell bei seinen Eltern auf Namia lebt.
- Er liebt Aki. Das ist nicht näher definierbar, weil ihre Beziehung sehr komplex ist, aber er liebt sie.
Rafal Lavantin
- Rafal hat fürchterliche Angst davor, dass die Dhen wieder die Oberhand gewinnen könnten. Und das nicht wegen der öffentlichen Meinung, sondern weil er weiß, dass es in ihrer Natur liegt, andere Völker zu unterjochen.
- Deshalb hat er sich nie verziehen, dass er Tcheky Delan nicht getötet hat, als er die Gelegenheit dazu hatte. Insgeheim glaubt er, dass er diese Entscheidung eines Tages auch bei Aki treffen muss.
Roisin Elar
- Obwohl sie immer noch so tut, als sei sie Teil ihres Stammes auf Simintaar, ist ihr bewusst, dass sie dort längst vergessen ist. Das ist der eigentliche Grund, warum sie möchte, dass Aki ihm beitritt.
- Sie liebt Rafal über alles, aber sie glaubt mittlerweile, dass es ein Fehler war, ihn zu heiraten. Eines Tages will sie es ihm sagen.
Fandra Ryn-Raktild
- Fandra hat große Angst vor den Kräften, die ein Dhen entwickeln kann, wenn er die richtige Ausbildung erhält. Sie war gegen das Angkatar-Experiment.
- Sie hält Aki für eine ernsthafte Gefahr, traut sich aber nicht, mit Rafal darüber zu sprechen.
Deine Namenskreationen sind schon einzigartig. Natürlich lässt sich der Ursprung nicht verleugnen, aber das tut der Sache keinen Abbruch! Denn deine Protagonisten wurden gleich so detailliert mit Charakterbeschreibungen entwickelt, wie Lebenslauf, Werdegang und familiären Hintergrund, das es schon von viel Fantasie und vor allem Hingabe zeugt. Einfach toll!
Ich muss zugeben, als ich begann dein Buch zu lesen, da kam ich aber so was ins Schleudern. Bis ich die Namen einigermaßen verinnerlichte, musste ich einpaarmal zur Szene im Büro zurückblättern, als Schüler und Lehrer einander zugewiesen wurden, um nochmals zu schauen, wer ist wer. Aber jetzt hab ich’s drin, und oh Elend, das Buch ist fast zuende!
Wenn ich Bananen auf meiner Tastatur hätte, würde ich dir fünf davon geben. Plus einer für Originalität. Aber so musst du dich mit gewöhnlichen Daumen nach oben begnügen!
?????+?
Das ist natürlich das Dilemma von Büchern mit vielen Figuren. Als Autor ist es verdammt schwer, einzuschätzen, wie schnell ein Leser mit den Charakteren vertraut wird, denn ich kenne sie in- und auswendig und halte mittlerweile sogar Zwiesprache mit ihnen, um ihre Motive und Ziele kennenzulernen.