Er hatte seine frühere Existenz vollständig hinter sich gelassen, aber das machte den Verlust der zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben nicht vergessen, im Gegenteil. Und er hatte ein geradezu masochistisches Bedürfnis entwickelt, diesen Schmerz tief in seinem Inneren einzuschließen, wo der ihn weiter und weiter quälen konnte.
Ich mag komplizierte Persönlichkeiten. Was im wahren Leben vermutlich ziemlich anstrengend wäre, ist in der Fiktion einfach alles. Als ich damals mit zwölf meinen ersten Roman schrieb, waren alle Figuren irgendwie gleich, keiner hatte eine Geschichte, sie funktionierten reibungslos, und das war am Ende der Grund, warum dieser Roman nie etwas werden konnte. Der Held meines zweiten Romans war dagegen eine gescheiterte Existenz, ein gebrochener Charakter, dessen Schicksal bereits auf der ersten Seite besiegelt war.
Vermutlich liegt der Idealzustand irgendwo dazwischen. Fragt man mich nach meiner Lieblingsfigur, so lautet die Antwort ohne jedes Zögern Tcheky Delan, der ehemalige Sith aus meiner „Star Wars“-Fanfiction. Was ihn so faszinierend selbst für mich machte, war die Tatsache, dass ich ihn niemals ganz durchschaut habe. Er war keiner von den Bösen mehr, aber er war nicht gut, er hasste die Jedi und half ihnen dennoch, und er beleidigte jeden, sobald er nur den Mund aufmachte. Er litt unter seiner Vergangenheit und trauerte ihr gleichzeitig hinterher.
Der Grund, warum mich diese Thematik gerade jetzt umtreibt, ist natürlich Lorian. In „Die Detektelfe“ enthülle ich gerade so viel, wie ich mir selber über seine Geschichte im Klaren bin. Die Problematik liegt nicht etwa darin, dass ich keine Fantasie habe, denn wenn es nur danach ginge, machte ich ihn zum Obergangster. Nein, die Frage ist viel mehr, wie weit kann ich gehen, ohne dass die Leser ihn hassen? Und wie sicher bin ich mir, dass er jetzt ein guter Mensch ist bzw. es bleiben wird, wenn es hart auf hart kommt?
Ähnlich philosophische Fragen erwarten euch diese Woche auch im Review der ersten „Doctor Who“-Folge der achten Staffel. Peter Capaldi hat auf Anhieb all meine Erwartungen übertroffen, so viel sei an dieser Stelle schon mal verraten. Und da ich nun wieder wöchentlich einen festen Artikel im Kalender stehen habe, hoffe ich, dass es hier bald wieder etwas lebendiger wird.