Moriarty tut etwas für einen Bösewicht recht Unerwartetes: Er engagiert Sherlock, um einen Mord zu untersuchen. Obwohl Watson ihm abrät, darauf einzugehen, ist Sherlock nicht zu bremsen, winken als Belohnung doch Antworten auf einige seiner dringendsten Fragen. Ich warne vor Spoilern!
Nun, da Sherlock Moriarty endlich mal am Telefon hat, verlangt er Antworten, doch sein Widersacher ist nicht ganz so leicht zu knacken. Er verlangt von ihm, einen Fall für ihn zu lösen, erst dann wird er ihm alle Fragen beantworten, inklusive der, warum Irene sterben musste. Sherlock akzeptiert und klärt praktisch im Handumdrehen einen Mord aus Rache auf, doch Moriarty ist nicht zufrieden, denn es steckt mehr hinter dem Fall, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Und das ist nur recht, denn wie Sherlock am Ende erfährt, steckt auch mehr hinter seiner Frage nach Irene, als er selber ahnen konnte.
Okay, bringen wir’s hinter uns. Der Fall der Woche war solide konstruiert und ergab sogar für mich Sinn, deren Gehirn bei Krimis gerne mal abschaltet und tanzen geht. Allerdings hat die Möglichkeit, Antworten zu kriegen, irgendwie die ganze Folge überschattet, und das hat ihr einfach nicht gut getan. Erst das letzte Stück war wirklich spannend und hat uns genau mit dieser Mischung aus Unglauben und Freude zurückgelassen, mit der man einem Staffelfinale entgegenblicken sollte.
Ich glaube, für niemanden, der die Serie bis hierher verfolgt hat, kommt die Enthüllung überraschend, dass Irene Adler noch lebt. Ich schrieb bereits damals bei ihrer ersten Erwähnung, dass die Autoren dumm wären, sich diesen Plot entgehen zu lassen, oder ihren Namen zu nennen und dem Zuschauer kein Gesicht zu präsentieren. Man könnte höchstens argumentieren, dass sie den Mund nun ziemlich voll nehmen, indem sie uns zum Finale sowohl Moriarty als auch Irene präsentieren, was natürlich damit zusammenhängen könnte, dass die Zwei irgendwie gemeinsame Sache machen, aber eben auch zwei der großen Themen auf einmal angeht. Auf gut Deutsch: Was soll da noch folgen?
Doch so weit sind wir noch nicht. Ich glaube, was mich an Irene in dieser Folge am allermeisten fasziniert hat, ist die Art und Weise, wie sie mit wenigen Pinselstrichen charakterisiert wurde (pun intented). Auf der einen Seite bekommen wir eine fast klinische Auflistung ihrer Vorzüge von Sherlock, als Watson ihn fragt, wie sie eigentlich so war. Amerikanerin, eine begabte Künstlerin, kurzum „die Frau“. Das ist spannend, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht fühlen können, was sie ihm wirklich bedeutet hat, das kommt erst ganz zum Schluss, als er das Atelier betritt und sich die wenigen Worte, mit denen er sie beschrieben hat, plötzlich mit Leben füllen. Und dann bricht Sherlock regelrecht zusammen, das ist nicht mehr der Mann, der kühl analysiert, denn hier kommen nicht nur seine Gefühle ins Spiel, er erkennt auch, dass er reingelegt worden ist. Von wem, wieso, das ist in dem Moment nicht wichtig, aber diese Lüge hat sein Leben massiv beeinflusst. Und Irene? Sie schien mindestens genauso überrascht zu sein, ihn zu sehen, wie er sie, also glaubte sie bislang womöglich ebenfalls, er sei tot?
Moriarty bezeichnet sich selbst zu Beginn der Folge als Spinne in ihrem Netz. Das mag sogar stimmen, auch wenn die Vermutung, dass diverse Personen für ihn gearbeitet haben, lediglich geäußert, aber nie bestätigt wird. Was mir an diesem Teil des Plots fehlt, ist das Gefühl von Dringlichkeit und unmittelbarer Gefahr. Ich vergleiche „Elementary“ üblicherweise nicht mit dem „Sherlock“ der BBC (aus Gründen), aber in dem Fall muss ich einmal darauf hinweisen, dass Moriarty dort ein physisch greifbarer Gegner war, der Sherlocks Leben gefährdet hat. Hier jedoch erklärt Sherlock mehrmals, dass Moriarty ihn nicht umbringen will und er folglich keine Angst vor ihm haben muss. Also? Warum genau soll er mich jetzt noch mal interessieren?
Fragen und Notizen. Captain Gregson hat Watson einem Freund als Suchtbetreuerin für dessen Tochter vorgeschlagen. Die Geste hat für mich irgendwie nicht funktioniert, weil wie gesagt kein Gefühl der Bedrohung da war und es deshalb so wirkte, als wolle er nur eine inkompetente Kollegin höflich abschieben. „Vorname Er, Nachname Funden.“ Meine Highlights sind immer Szenen wie die, wo Sherlock die Lampe über der schlafenden Watson an und aus schaltet, bis sie aufwacht, und dann ruft: „Oh, gut, Sie sind wach.“ Oder: „Wenn Sie auf die Toilette wollen, dreh ich mich um. Sie haben doch keinen Spargel gegessen?“
Wie die meisten vermutlich schon mitbekommen haben, nimmt Sat.1 „Elementary“ kurz vor dem Finale wegen schlechter Quoten aus dem Programm. Und ist auch noch so dreist, „neue spannende Fälle“ fürs nächste Jahr anzukündigen. Na ja.
4 ½ von 5 doch nicht toten Bananen.
Mich regt sowas ohne Ende auf. Wenn ich unvorsichtigerweise in einen Spoilerthread gucke, ist es meine Schuld, klar. Aber wenn man nicht mal nachgucken kann, wann eine Folge läuft, ohne mitzubekommen, worum es darin geht (inklusive massiver Plottwists), ist das ärgerlich, weil unnötig.
Naja, bei Dingen, die mich wirklich interessieren, meide ich daher im Vorfeld konsequent alle Webseiten, die auch nur im Mindesten mit diesen Dingen zu tun haben. Leider passiert sowas doch häufiger. (Auch in Fanforen, die sogar Spoilertags und extra Spoilerthreads zur Verfügung haben, DAS ist dann echt nervig.)
Ach, das tut mir jetzt aber trotzdem leid. Ist aber auch eine Frechheit so was!
Ich sehe Spoiler inzwischen generell gelassener, weil es immer noch drauf ankommt, WIE eine Geschichte erzählt wird. Insofern bin ich auch hier noch gespannt.
Tja, ich habe gerade bei sixx geguckt, wann die Folge denn nun kommt, und mich auch verpoilert. sixx findet es wohl witzig, im Episodenguide in den ersten Satz der Zusammenfassung der letzten Folge das Geheimnis Irene-Moriarty auszuplaudern. Tsss…
Naja, zum Glück war mir Elementary eh nicht mehr so wichtig.
Wie gesagt, mit der Art und Weise, wie sie Moriarty hier präsentieren, bin ich auch nicht zufrieden. Allerdings wurde ich ja schon im Sommer gespoilt und will hier lieber meine Klappe halten.
Sherlock und Irene, das ist auch noch ein unbeschriebenes Blatt Papier, insofern sehe ich ihm seinen emotionalen Zusammenbruch nach. Ich hoffe irgendwie, es wird noch nachvollziehbarer, wenn wir mehr über ihre Beziehung erfahren.
Es fehlen übrigens nur noch zwei Folgen in dieser Staffel, insofern kann man über Sat.1 nur den Kopf schütteln. Wenn sich nun nicht kurzfristig noch was ändert, strahlt Sixx die aber aus, nächsten und übernächsten Dienstag.
Also, ich fand dein Review und die Ankündigung, dass Moriarty Holmes anheuert und Irene auftaucht, jetzt doch so interessant, dass ich mir die Folge angeguckt habe. Sat1-Website sei dank. ;P
Hm, den Fall selbst fand ich jetzt eher lahm, vermutlich, weil ich schon vorher die Frau von Sutter im Verdacht hatte, ihrem Mann den Täter zu liefern und ihm so "Frieden" zu bringen. Spätestens als sie sagte, sie sei nicht glücklich, dass er im Gefängnis sei, aber dass er jetzt damit abschließen könne.
No ja.
Moriarty … hm, mir fehlt auch seine Besessenheit von Sherlock, vor allem, da er anbietet, dass Sherlock nach Lösung des Falls das jetzt auch einfach beenden könne, und dann würden sich ihre Wege nie wieder kreuzen.
Dabei hielt ich Moriarty immer für jemanden, der Holmes in das Zentrum seines Lebens gestellt hat und völlig bessessen ist von ihm und dem Ziel, den Meisterdetektiv vorzuführen und besser zu sein als er. Der Elementary-Moriarty scheint eher abgeklärter Businessman zu sein, oder?
Wie auch immer … Irene! Irgendwie hab ich sie mir anders vorgestellt, dunkelhaarig und älter. Die Dame jetzt wirkte ein wenig wie ein College-Girl. Zumindest in den zwei Sekunden, in denen man sie gesehen hat. Holmes Zusammenbruch fand ich schräg, ich kann mir zwar vorstellen, dass er geschockt ist, aber in Tränen auszubrechen und kaum mehr sprechen zu können? Kam mir irgendwie falsch vor. Aber ich scheine diesen Holmes wohl wirklich etwas kälter und verkopfter machen zu wollen, als ihn die Macher angelegt haben.
Ich bin sehr gespannt auf die nächste Folge, wie Sherlock und Irene miteinander umgehen werden. Wenn Irene nicht auch gedacht hat, dass Sherlock tot sei, wieso hat sie dann nie nach ihm gesucht und ihn kontaktiert?
Bemerkung am Rande: Watsons Schuhe am Ende waren mal wieder aua.
Strahlt Sat1 jetzt die nächste Folge noch aus? Wie viele sind es denn noch bis Staffelende?