Star Trek: Deep Space Nine | The Storyteller (1×14)

„Once upon a time there was a Dal’Rok …“


Beim Besuch auf Bajor wird O’Brien sehr zu seinem Unwillen zum neuen Geschichtenerzähler eines Dorfs ernannt. Spoiler!

All right now … let’s really focus!

Bashir wird zu einem medizinischen Notfall nach Bajor gerufen, zu dem ihn O’Brien begleiten soll. So lernen sie den Sirah kennen, einen Geschichtenerzähler, der durch seine besonderen Kräfte dazu in der Lage ist, ein jährlich wiederkehrendes Monster zu besiegen. Doch der Sirah ist alt und bestimmt gerade noch rechtzeitig O’Brien zum Nachfolger, bevor er stirbt. Auf der Station leitet Sisko derweil die Verhandlungen zwischen zwei bajoranischen Clans, die sich um den Verlauf einer Grenze streiten.

Gute Idee, schwache Ausführung

„The Storyteller“ ist eine Folge, die die richtigen Intentionen hat, aber nicht in der Lage ist, die Idee zu vermitteln. Unter anderen Umständen hätte das eine wirklich gute Geschichte über die Macht des Geschichtenerzählens werden können, doch das Drehbuch ist spürbar nicht ausgereift und das Zusammenspiel zwischen Bashir und O’Brien bestenfalls holprig. Zu allem Überfluss kommt die Folge ein bisschen zu schnell nach „The Nagus“, die im Wesentlichen die gleiche Story hatte: Jemand wird zum Nachfolger einer wichtigen Person ernannt, was sich hernach als Test für den eigentlichen Erben herausstellt.

Bashir: „I mean, for all we know, you really were sent by the Prophets.“
O’Brien: „I was sent by Commander Sisko!“

Ein Fantasy-Plot im Sci-Fi-Setting

Das größte Problem, das „The Storyteller“ hat, ist jedoch, dass es im „Star Trek“-Universum spielt. Zugegeben, wir sind es gewohnt, mit allerlei fantastischen Dingen konfrontiert zu werden, innerhalb der Logik der Serie ist aber immer alles rational erklärbar. Es geht um Wissenschaft und Fortschritt, „Star Trek“ ist keine Fantasy. Ein Rauchmonster, das sich als Manifestation der Ängste der Dorfbewohner herausstellt, die nur mittels geeinter Gedankenkraft besiegt werden können, passt da schlicht nicht rein.

Vor allem aber hilft die Folge nicht gerade bei der Charakterisierung der Bajoraner. Ich zumindest hatte bisher nicht das Gefühl, dass es sich dabei um rückständige und abergläubische Dörfler handelt, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hatten. Ist die Besatzung an diesen Leuten denn völlig vorbeigegangen? Oder warum haben sie ihre erstaunlichen mentalen Kräfte nicht gegen die Cardassianer eingesetzt?

„Opportunity plus instinct equals profit.“

Altersgerechter Umgang

Das vielleicht Traurigste an „The Storyteller“ ist, dass es eine hervorragende Nebenhandlung gibt, die leider überhaupt nichts mit dem Hauptplot zu tun hat und deshalb in jeder anderen Folge besser aufgehoben wäre. Varis, die viel zu jung die Pflichten einer Anführerin übernehmen musste und niemanden an ihrer Seite weiß, der ihr Rat erteilt, ist eine überraschend komplexe Figur. Auf der einen Seite hat sie dieses überlebensgroße Bild ihres Vaters im Kopf und möchte ihm um jeden Preis gerecht werden – selbst wenn das bedeutet, ihre Leute in einen Bürgerkrieg zu führen. Auf der anderen Seite möchte sie doch immer noch ein Teenager sein und Dinge tun, die andere in ihrem Alter tun.

Dass sie Jake und Nog kennenlernt, hilft ihr am Ende gleich doppelt. Durch Jake ist sie in der Lage, Sisko nicht nur als Verhandlungsführer wahrzunehmen, der ihr das Leben absichtlich schwer macht, sondern eben auch als Vater. Als jemanden, zu dem Jake in gleicher Weise aufsieht wie sie das bei ihrem Vater getan hat. Aber es ist Nog, der sich als unerwartet hilfreich herausstellt, als er Varis den Rat gibt, die Grenze nicht als Problem zu betrachten, sondern als profitable Möglichkeit. Das ist besonders bemerkenswert, weil die Ferengi allzu oft als reine Karikaturen charakterisiert werden. Selbst Jake will Nog zunächst zum Schweigen bringen, als er davon anfängt, insofern sieht er seinen Freund jetzt vielleicht auch mit anderen Augen.

The Storyteller’s Note

• O’Brien versucht doch tatsächlich, sich herauszuwinden, als er Bashir begleiten soll. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft …
• Hm, hieß es kürzlich nicht noch, Odo müsse sich alle 18 Stunden verflüssigen? Jetzt sind es plötzlich nur noch 16.
• Tragen die Bajoraner ihren Ohrring nicht aus religiösen Gründen? Oder ist Varis am Ende etwa Atheistin? Sie trägt nämlich ziemlich offensichtlich keinen.

3 ½ von 5 erzählten Bananen.

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