Claras alter Freund Rigsy meldet sich wegen eines mysteriösen Tattoos, und das führt sie in eine Straße mitten in London, wo Aliens eine friedliche Koexistenz unter Ashildrs Aufsicht führen. Doch Rigsy ist wegen Mordes zum Tode verurteilt und kann sich an nichts mehr erinnern. Warnung vor Spoilern!
Clara erhält einen Anruf von Rigsy, bei dem über Nacht ein rückwärts zählender Countdown im Nacken erschienen ist. Mithilfe des Doctors machen sie ein geheimes Flüchtlingslager für Aliens inmitten von London aus und treffen dort überraschend Ashildr wieder, die ihnen erklärt, dass Rigsy aufgrund eines Mordes zum Tode verurteilt wurde. Rigsy kann sich an nichts erinnern, und so beschließen der Doctor und Clara, herauszufinden, was tatsächlich passiert ist.
Ich glaube, über die eigentliche Story dieser Folge brauchen wir nicht allzu viele Worte verlieren, sie war solide, aber nicht wirklich umwerfend. Die Idee einer direkt vor unseren Augen versteckten Straße erinnerte wohl nicht ganz zufällig an „Harry Potter“ und hatte sogar fast ein wenig die gleiche magische Optik. Ashildr kam für meinen Geschmack zu kurz, weil man vermutlich aus ihrem Leben eine komplett eigene Serie machen könnte, und am Ende ging es ohnehin nur um Claras Abgang.
Fangen wir aber einmal damit an, dass Clara vielleicht der umstrittenste Companion von New Who ist. So ganz kann ich mir das bis heute nicht erklären, es lag vielleicht auch an der gewaltigen Präsenz, die Amy und Rory damals hatten, und vermutlich konnte man danach nur noch scheitern. Ich persönlich mochte die Figur vor allem in ihrer ersten Staffel, weil die Idee des „Impossible Girl“ so faszinierend war und Jenna Coleman diesem Konzept Leben einzuhauchen vermochte. Die Probleme begannen dann, als der Plot aufgelöst war und Clara zum „normalen“ Companion wurde und die Autoren einfach vergaßen, ihr eine eigene Persönlichkeit zu geben. Mein Tiefpunkt war mehr oder weniger durch Danny erreicht, was auch der Grund dafür ist, warum ich mir gewünscht hätte, ihr vermeintlicher (und wunderbar bittersüßer) Abschied in „Death in Heaven“ wäre echt gewesen.
Ich glaube, irgendwie wusste man nie so recht, wohin man mit Clara eigentlich wollte. Oder es fehlte der Mut, es konsequent zu zeigen. Rückblickend ergibt ihre Todessehnsucht, die sich im Laufe der Staffel durch ihr unverantwortliches Verhalten zeigte, durchaus Sinn. Sie hat Danny verloren, und ob bewusst oder nicht, die Autoren haben uns nie den Trauerprozess gezeigt. Ich glaube nicht mal, dass sie wirklich sterben wollte, sie wollte wohl einfach nicht darüber nachdenken. Statt also zu trauern, hat sie sich ins Abenteuer gestürzt, neben ihrem Job als Lehrerin auch noch für UNIT gearbeitet und regelmäßig Reisen mit dem Doctor unternommen. Das Adrenalin hat verhindert, dass sie nachdenken muss, darüber, was sie verloren hat und wie leer ihr Leben geworden ist. (Eine Strategie, die sie sich vom Doctor abgeschaut hat?) Aber das sind alles Überlegungen, die man als Zuschauer selbst anstellen muss, gezeigt wurde es immer nur in verharmlosender Weise, und erst in dieser Folge, als sie an einer Stelle fast aus der TARDIS fällt und dabei noch hysterisch jubelt, bekam man so ein bisschen ein Gefühl dafür, was vorgeht.
Claras Tod ist überflüssig. Ich denke, das ist das Besondere an ihrer Geschichte. Nicht nur haben alle bisherigen Companions in New Who überlebt (mehr oder weniger glücklich), Clara reitet sich darüber hinaus auch noch selbst rein, wo es nicht nötig gewesen wäre. Hätte sie dem Doctor vertraut, hätte sie selbst vielleicht auch nur einen Ticken weiter gedacht, hätten am Ende sie und Rigsy als freie Menschen gehen können. Aber auch das ist etwas, was in unseren Köpfen passiert, weil die Serie es nicht schafft, das zu zeigen. Vier Kameraperspektiven von dem Moment, als ihr der Rabe in den Körper fährt, aber nicht eine Minute, um ein echtes Gefühl zu vermitteln.
Was am Ende bleibt, ist der ungewöhnliche Zeitpunkt ihres Todes. Sie ist eben nicht im Staffelfinale gestorben, sondern einige Folgen davor, und das zeigt mir, dass sie zumindest im Nachgang vorhaben, ein paar Dinge auch zu thematisieren statt sie der Fantasie der Zuschauer zu überlassen. Der Doctor hat nicht nur einen Companion verloren, der ihm mehr als andere ans Herz gewachsen ist, er hat auch die Person verloren, die ihn davon abhalten konnte, Rache zu üben. Wie sagt er am Ende zu Ashildr? „I’ll do my best, but I strongly advise you to keep out of my way. You’ll find it’s a very small universe when I’m angry at you.“
Face the Note. Dieser vorwurfsvolle Blick, als der Doctor Clara fragt, wer ihr eigentlich erlaubt hat, seine Telefonnummer überall zu verteilen. Der „Quantum Shade“ und Ashildrs Abmachung mit denen kam mir etwas kurz, ich hoffe, das wird noch vertieft. Das war so tragisch, als der Doctor durch seine Spickzettel blättert und merkt, dass es keine nette Art gibt, jemanden zu sagen, dass er sterben wird. Ashildr erinnert sich nicht mehr an Clara, nur an ihre Aufzeichnungen über sie in ihren Tagebüchern. „I’m good cop, you’re bad cop.“ – „Can I not be the good cop?“ – „Doctor, we’ve discussed this. Your face.“ Und um diese nie erzählte Geschichte wird es mir ewig leidtun: „There are some times Jane Austen and I prank each other. Oh, she is the worst, I love her.“ Rigsy bemalt die TARDIS mit Blumen und einem Portrait von Clara.
4 von 5 todessehnsüchtigen Bananen.