Um auf dem kaum mehr zu überblickenden Serienmarkt überhaupt noch aufzufallen, braucht man entweder große Namen oder eine neuartige Erzählweise. Mit „Falling Skies“ machen es sich die Autoren nicht leicht, denn was hier in die Form einer Serie gezwängt wird, das ist eigentlich der Plot eines ausgewachsenen Kinoblockbusters. Und wahrscheinlich der Grund, warum die Serie beim Publikum scheitert.
Es ist sechs Monate her, seit die Erde von feindlichen Aliens überrannt wurde. Allen Heldenfilmen zum Trotz gab es keine Rettung in letzter Sekunde, stattdessen wurde die Menschheit als solche vernichtet. Die Überlebenden führen ein Vagabundenleben, immer auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Medikamenten, den Feind dabei ständig im Nacken. Die Serie begleitet eine Gruppe Überlebender, bestehend aus Militärs und Zivilisten, die naturgemäß unterschiedliche Interessen haben, was das Zusammenleben zusätzlich erschwert. Eine Art Vermittlungsrolle kommt dabei dem ehemaligen Geschichtsprofessor Tom Mason zu, der bei dem Angriff seine Frau verloren hat und sich nun allein um seine drei Söhne kümmern muss, von denen einer von den Aliens entführt wurde.
Fans des Genres werden sich „Falling Skies“ kaum entziehen können, denn Produzent Steven Spielberg fährt alles auf, was technisch und finanziell machbar ist. Die Optik und die Effekte sind kinoreif, der große Heldenpathos zweifellos vorhanden, und die Aliens suchen in puncto Gruselfaktor ihresgleichen. Doch worum geht es eigentlich? Was ist das Ziel? Diese Frage stellt man sich als Zuschauer nach ungefähr der Hälfte der Staffel zwangsläufig, denn Woche für Woche wird zwar irgendetwas problematisiert, sei es die gefährliche Beschaffung neuer Vorräte oder die Befreiung von Kindern, die die Aliens unerklärlicherweise am Leben lassen, doch letztendlich bleibt lange unklar, wohin das alles führen soll. So angenehm es für Leute mit schwachem Kurzzeitgedächtnis sein mag, dass die Folgen jeweils grob in sich abgeschlossen sind, irgendwann macht sich das Fehlen einer Rahmenhandlung dann doch bemerkbar. Kurz gesagt fehlt es an dem, was einen normalerweise dazu bringt, nächste Woche wieder einzuschalten.
„Falling Skies“ tut sich in der Tat schwer damit, die Zuschauer an sich zu binden, es würde kaum auffallen, wenn man mal eine Folge verpasst, und genau darin liegt das Problem. Zahlreiche Leute, die angesichts des bombastischen Pilotfilms noch Feuer und Flamme waren, sprangen nach vier, fünf Folgen ab. Begründung: zu langweilig. Einzelne Folgen sind zwar durchaus stark und werfen spannende Fragen auf, doch die Autoren lassen sich insgesamt zu viel Zeit, auf das Staffelfinale hinzuarbeiten, das dann durchaus wieder die Stärke des Piloten erreicht. Tatsächlich erweckt die Staffel den Eindruck, der Dramaturgie eines Kinofilms zu folgen, was angesichts der Thematik naheliegend und dazu ein recht interessanter Ansatz ist. Der Versuch erinnert an die erste Staffel von „Heroes“, die sehr literarisch aufgebaut war und ebenfalls erst zum Ende hin ihr volles Potenzial ausschöpfte. Das kann funktionieren, vor allem, so lange es noch den Reiz des Neuen hat, doch ob eine zweite Staffel „Falling Skies“ im selben Stil Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden. Diese ist zwar schon beschlossene Sache, aber den Zuschauern bleiben dazwischen viele Monate voller neuer Serien, und die Gefahr ist groß, dass sie „Falling Skies“ bis zur Fortsetzung einfach vergessen haben.
Bei aller Kritik sollte aber auch klar gesagt werden, dass „Falling Skies“ die Serie ist, die bei weitem die besten Aussichten hat, zu einem Genreliebling zu werden. Verglichen mit der thematisch direkten Konkurrenz „V – Die Besucher“ schneidet „Falling Skies“ in ausnahmslos allen Punkten besser ab. Das Tempo ist ungleich schneller, der Tonfall düsterer und dabei realitätsnäher, die dreckige Optik macht mehr Spaß als das klinische Weiß der Besucher, und die Aliens verstecken sich gar nicht erst in Menschenkostümen. Die vielleicht spannendste Neuerung zu anderen Genre-Produktionen der letzten Zeit ist der Verzicht auf die Vermenschlichung der Außerirdischen. Die Menschen unternehmen zwar des öfteren Versuche, mit gefangenen Aliens zu kommunizieren, doch das endet grundsätzlich mit einem toten Menschen oder einem toten Alien, manchmal beidem. Die Vorstellung, dass die beiden Seiten jemals miteinander Frieden schließen könnten, erscheint unter solchen Voraussetzungen absurd, und genau deshalb ist man als Zuschauer gespannt, wie die Lösung des Konflikts am Ende aussehen wird.
Das Staffelfinale war überwältigend und hat mehr als genug Stoff für die zweite Staffel geliefert, die hoffentlich den Spannungsbogen konstanter hält und die verlorenen Zuschauer wieder einfängt. Denn es wäre wirklich eine Schande, wenn ausgerechnet eine handwerklich so gut gemachte und vor allem frei von Fantasy-Schnickschnack erzählte Serie so bald schon ihr vorzeitiges Ende fände.