Zum Glück, nach dem Reinfall von letzter Woche besinnt sich „Terra Nova“ auf seine Stärken im charakterlichen Bereich und liefert mit „The Runaway“ eine Folge ab, die durch Unvorhersehbarkeit überrascht. Spoiler!
Einige Soldaten von Terra Nova greifen im Wald ein kleines Mädchen auf, das behauptet, vor den Sixers geflohen zu sein. Elisabeth gelingt es, das Vertrauen der kleinen Lea zu gewinnen, doch gerade als sie anfängt, sich sicherer zu fühlen, tauchen die Sixers auf und verlangen zurück, was ihnen gehört. Taylor ist misstrauisch, ob sie womöglich einen Verräter im Camp haben, es stellt sich aber heraus, dass Lea selbst ein Spion ist. Aus Angst, dass Mira, die Anführerin der Sixers, ihrem Bruder etwas antut, stiehlt sie ein mysteriöses Gerät, wird aber erwischt. Jim glaubt ihr, dass sie nur Angst um ihren Bruder hatte, und macht sich auf die Suche nach dem Lager der Sixers, während Malcolm herauszufinden versucht, worum es sich bei dem Gerät handelt.
Eine Menge Leute, das habe ich schon mitbekommen, regen sich darüber auf, dass „Terra Nova“ schamlos klaut. Und jeden, der auch nur ein bisschen Ahnung von Science-Fiction hat, werden die Szenen im Krankenhaus sofort an James Camerons „Aliens“ erinnert haben. Das verschreckte Mädchen mit verfuzelten Haaren, das ängstlich unter einen Tisch flüchtet – ich fand’s süß, und ehrlich gesagt empfinde ich das wie schon bei der Folge „Instinct“ eher als Hommage denn als geistigen Diebstahl. Die Serie macht keinen Hehl aus ihren Vorbildern, das geht in Ordnung. Zumal die Folge ansonsten sehr selbstständig funktioniert und sogar in eine gänzlich unerwartete Richtung geht, als sich herausstellt, dass das Mädchen nur eine Show abzieht, um dieses seltsame Gerät klauen zu können. Vor allem im Vergleich zur Folge von voriger Woche kann „The Runaway“ punkten, weil die Story nicht vorhersehbar war und das Rätsel um die Sixers angeheizt hat.
Interessanterweise bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, dass die Sixers wirklich die Bösen in dieser Geschichte sind. Bei der Konfrontation vor den Toren von Terra Nova schoss mir so durch den Kopf, dass wir hier quasi das Aufeinandertreffen von Zivilisation und Wildnis haben, wobei ich das nicht wertend meine. Vielleicht ist der Weg der Sixers, sich an die Zeit anzupassen statt supermoderne Technik mitzubringen, ja wirklich der bessere. Mira mag zuweilen wie eine irre Aufrührerin klingen, doch etwas an ihr strahlt doch eine gewisse Ehrlichkeit aus. Sie behauptet, dass Taylor in der Zukunft keinesfalls so beliebt ist, wie er alle in Terra Nova glauben machen will, vor allem aber, dass die Siedlung selbst nicht das ist, was sie zu sein scheint. Am Ende läuft es doch immer wieder darauf hinaus, inwieweit diese Vergangenheit die bekannte Zukunft beeinflusst. Angeblich gar nicht, weil es unterschiedliche Zeitströme sind, aber wieso wird dann ständig darüber gesprochen, dass Terra Nova so unendlich wichtig für die Zukunft ist? Ich gebe zu, mir ist das alles noch ein bisschen zu hoch, vielleicht seh ich das Offensichtlichste nicht, deshalb bleibe ich einfach bei meiner Skepsis, ob es sich wirklich um zwei unterschiedliche Zeitströme handelt. (Es ist außerdem kein Genie nötig, um zu ahnen, dass das Gerät, das das Mädel ausgegraben hat, irgendetwas damit zu tun hat.)
Meine Lieblingsszene war übrigens die, in der Jim kopfüber in den Bäumen hängt und seine auf dem Boden liegende Waffe erblickt. Ernsthaft, zwei Sekunden lang dachte ich, er würde jetzt einen auf Luke Skywalker machen und die Macht nutzen, ich fand’s herrlich. Der Dino, der anschließend vorbeihopst, machte die Szene übrigens nur noch lustiger. Maddy hatte erfreulicherweise auch mal etwas mehr zu tun, vor allem zeigt sich, dass sie trotz ihres unheimlich geräumigen Verstandes auch Schwächen hat. Schätze, die Karriere als Ärztin muss sie sich aus dem Kopf schlagen. Und ihr Freund, dessen Namen ich immer noch nicht aufgegriffen habe, hat ihr allen Ernstes eröffnet, dass er ihr gern „den Hof machen“ möchte. Ich weiß nicht, woher die Serie solche absurden Ideen nimmt, aber ich mag diesen Stil echt total, das wirkt noch nicht mal aufgesetzt, sondern irgendwie sehr passend in dieser schrägen Welt. Taylor mochte ich übrigens auch einmal mehr, auch wenn ich ihm jetzt nicht mehr so ganz traue. Trotzdem, er hat sich als guter Diplomat erwiesen, als er Mira den klassischen Gefangenenaustausch ausgeredet hat.
4 ½ von 5 fortgelaufenen Bananen.