Passend zum Valentinstag gibt’s heute eine weitere schmachtreiche Episode von „Moonlight“, die versucht, die Mythologie um die Vampire weiter auszuschmücken. „Can you fly?“ fragt Beth, und Mick antwortet sarkastisch: „Just like Superman.“ Spoilerwarnung!
Arzt Jeffrey Pollock, der nach einem Autounfall uneigennützig helfen will, wird vom gerade überfahrenen Vampir im Affekt gebissen und durch einen dummen Zufall auch noch selber in einen verwandelt. Ohne zu wissen, was passiert ist, und angetrieben von einem unerklärlichen Hunger, den er mit normaler Nahrung nicht stillen kann, wütet er mordend durch Los Angeles. Mick macht sich mit Hilfe von Beth zunächst auf die Suche nach Jeffreys unfreiwilligem Schöpfer, Gerald Stovsky, der offenbar dachte, er habe den armen Mann nur getötet. Als sie Jeffrey endlich aufspüren, taucht unerwartet auch Gerald auf und setzt Mick kurzzeitig außer Gefecht, weil er nun doch gern seine elterlichen Pflichten wahrnehmen will. Doch die Zeit wird knapp, denn Jeffrey ist auf dem Weg zu seinem alten Arbeitsplatz, einem Krankenhaus.
Eine wichtige Folge, denn sie beantwortet mehr oder weniger jede Frage, die einem beim Thema Vampire in den Sinn kommen könnte. Und damit erscheint dieses alberne Interview zu Beginn der ersten Folge noch überflüssiger, denn vieles daraus wird hier erneut aufgegriffen. Es ist interessant, dass sich die Autoren ausgerechnet eine Geschichte ausgesucht haben, die Vampire im schlechtmöglichsten Licht erscheinen lässt, um die Beziehung zwischen Mick und Beth zu festigen. Womöglich wäre es gar nicht schlecht gewesen, wenn Beth ein bisschen anders reagiert hätte, denn, natürlich, Vampire sind irgendwo auch sexy und so, aber nach einem Beispiel wie Jeffrey (oder auch Gerald, auf seine skurrile Weise) würde ich mich an ihrer Stelle doch fragen, was macht Mick eigentlich zu einer so viel vertrauenswürdigeren Person?
Was ich an dieser Folge am meisten mag, ist die Tatsache, dass sie uns ein Gefühl für die Gemeinschaft der Vampire vermittelt. (Von denen es laut Mick allein in Los Angeles ein paar Hundert gibt.) Es gibt zwar, wie Mick Beth versichert, kein Clubhaus, wo sie sich alle treffen, aber es gibt offenbar Regeln, an die sich die meisten auch halten, und es gibt Cleaner, die man anrufen kann, wenn man mal ein bisschen Dreck gemacht hat. Ich würde sogar fast vermuten, es muss eine Gruppe von Vampiren geben, die darüber eine gewisse Aufsicht haben, keine richtige Regierung, aber doch mit genug Macht, um die Gemeinschaft kontrollieren zu können. Darüber würde ich in der Tat gerne mehr erfahren.
Ein weiteres Lieblingsthema von mir ist die Beziehung zwischen einem Vampir und seinem Schöpfer. In den Rückblenden erfahren wir, dass Mick von Coraline verwandelt wurde, etwas, was ich persönlich nicht vermutet hatte, auch wenn es im Nachhinein sehr schlüssig erscheint. Wichtig dabei ist, sie tat es gegen seinen Willen, auch wenn sie es als großes Geschenk betrachtet hat. Doch was man auch über sie sagen mag, sie hat sich immerhin darum gekümmert, dass er mit der neuen Situation zurechtkommt. Interessanterweise hatte ich bisher angenommen, dass Josef Micks Schöpfer ist, und ich habe nach wie vor das Gefühl, dass ihre Beziehung bis zu einem gewissen Grad auf dieser Ebene funktioniert. Er ist der coole Stiefvater, wenn man so will, der seinen Ziehsohn auch mal auf eine wilde Party mitnimmt, ohne gleich seinen Respekt einzubüßen.
Dr. Notebook. Dass Beth Mick so dermaßen ausquetscht, fand ich übrigens total liebenswert, und Mick ist das sichtlich nicht gewohnt. Ihre „Recherche“ war allerdings mehr als lächerlich, sie dürfte inzwischen doch wissen, dass all die Klischees nicht stimmen. Mick wurde 1952 in einen Vampir verwandelt, als er um die dreißig war, sein aktuelles Alter ist 84. (Mich überrascht indes, dass er seine Vampirjahre nicht extra zählt, ich zumindest würde das tun.) Josef ist übrigens 400 Jahre alt, was für ein Knaller! Dass Jeffrey von sich aus im Kühlschrank übernachtet, kam mir ehrlich gesagt seltsam vor, ich hätte gedacht, das sei etwas, was man einem Neu-Vampir erst beibringen muss. Was mich übrigens zur unvermeidlichen Frage bringt: Wie war das eigentlich vor Erfindung des Kühlschranks?
4 von 5 gegen ihre Willen verwandelte Bananen.