„Was ist passiert?“ rief Arwel entsetzt. „Du siehst wie eine russische Spionin aus!“
„Eher wie eine russische Nutte“, befand Lorian.
„Dazu hat sie ein bisschen zu viel an, nicht?“
„Eine russische Nutte im Winter.“
Jeder, der schon mal ein spannendes Buch gelesen hat, kennt dieses Gefühl, wenn die Außenwelt einfach verschwindet und die Geschichte fast real wird. Ungefähr so fühlt sich Schreiben an, jedenfalls an den Tagen, an denen es gut läuft. Und wann immer mich Leute fragen, warum ich einen Großteil meiner Freizeit damit verbringe, erfundene Abenteuer über erfundene Personen zu schreiben, dann erkläre ich das genau so. Denn ist die Geschichte im Fluss, dann ist es wirklich so, als wäre alles wahr, als würden die Figuren mit mir kommunizieren, und es ist sogar noch besser als beim Lesen, weil ich selber bestimmen kann, gehe ich jetzt um diese Ecke oder lasse ich es bleiben? Schreiben ist Abenteuer.
Diese Woche hatte ich viele solcher Momente. Lorian hat Arwel und Shea auf höchst originelle Weise auf den Schwarzmarkt der Märchenwelt gebracht, und ich hatte an dieser Welt so einen Wahnsinnsspaß, dass ich mich vielleicht sogar ein bisschen zu ausgiebig in den Details gesuhlt habe. Am reizvollsten war allerdings von Anfang an die Aussicht, Lorians Vater kennenzulernen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich selbst nur sehr wenig über ihn, und ich gebe zu, nach diesem Treffen kann ich das Verhältnis zwischen ihm und Lorian noch weniger einschätzen. Auch das gibt es, dass Figuren sich bedeckt halten. So gesehen bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ihn wiedersehen werden – irgendwann.
Die Sequenz, an der ich aktuell arbeite, ist die Observierung zweier Verdächtiger, und die hat ihre Tücken, weil ich nicht weiß, wie Shea in einer bestimmten Situation reagieren soll. Außerdem bin ich mir noch nicht ganz darüber im Klaren, wie viel von Lorians Vergangenheit ich am Ende der Folge auflösen werde. Nach den Erlebnissen auf dem Schwarzmarkt kann sich Arwel einiges selbst zusammenreimen, doch ein paar Dinge müsste er schon konkret sagen, und die Frage ist, wieso sollte er?
Schwarzmarkt (Arbeitstitel)
Detektelfe Arwel, Story Nr. 5
Seite 13 (+ 8 Seiten)
Arwel gesamt: 114 Seiten