M wie Moriarty? Ganz so einfach macht man es sich bei „Elementary“ dann zum Glück doch nicht, und das führt dazu, dass die Serie endlich so was wie eine eigene Dynamik entwickelt, die sich direkt auf die Schauspieler überträgt, die hier erstmals richtig gute Arbeit abliefern. Spoiler!
Holmes wird an einen Tatort gerufen, an dem nichts als eine riesige Blutlache auf ein Verbrechen hindeutet – die Handschrift von Serienmörder M, den Holmes bereits in London gejagt hat. Doch es ist mehr als das, wie Watson schließlich herausfindet, M ist auch für den Tod von Irene verantwortlich, und deshalb hat Holmes diesmal auch nicht vor, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Er spürt M auf eigene Faust auf und bringt ihn in ein verlassenes Haus seines Vaters, um ihn zu foltern und zu töten.
Endlich, möchte ich hier einmal laut rufen. Nachdem „Elementary“ so lange so unentschlossen herumgeeiert ist, haben sie’s nun endlich geschafft, sie aus dem Überangebot von Krimiserien herauszustellen. Ich bin fast versucht zu sagen, dass diese Folge von vorne bis hinten perfekt war, die einzige Inkonsequenz in meinen Augen war die, dass Holmes M am Ende verletzt hat und dieser ihn dann trotzdem deckt. Abgesehen davon aber: Bravo!
Wir wussten, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie Moriarty ins Spiel bringen. Holmes ohne ihn, das geht einfach nicht, und sie haben es auf die bestmögliche Weise getan, indem sie ihn als großes Mysterium präsentieren. Als wir in der ersten Szene M bei der Arbeit sahen, dachte ich noch, dieser grobschlächtige Kerl kann doch jetzt nicht Moriarty sein, ich war darauf gefasst, enttäuscht zu sein. Doch er stellt sich als Sebastian Moran heraus, ein Name, der mir schon begegnet ist, doch da ich gerade erst einen Sammelband von Doyle geschenkt bekommen habe und bei der Lektüre gerne noch ein bisschen überrascht werden möchte, bitte ich darum, von Spoilern in den Kommentaren abzusehen. Anhand dieser Folge wissen wir nur, dass Moran ein Auftragskiller ist, der von Moriarty für sämtliche seiner Morde engagiert wurde. Zugegeben, es gibt den Straftatbestand der Anstiftung zum Mord, aber im übertragenen Sinne wäscht Moriarty seine Hände in Unschuld. Ich bin wirklich unheimlich gespannt, wie sie ihn besetzen werden, er ist eben mehr als ein Bösewicht, er ist Holmes ebenbürtig.
Was mich zu Irene zurückbringt. Ich vermutete schon bei ihrer ersten Erwähnung, dass sie keineswegs tot ist, meinte aber, Holmes lüge Watson an, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Diesmal gesteht er, dass sie ein Opfer von M war, und dass ihre Leiche im Gegensatz zu all den anderen nie aufgetaucht ist. Mehr noch, Moran sagt, sie war kein Auftrag von ihm, er saß zu ihrem angeblichen Todeszeitpunkt sogar im Gefängnis. Auch wenn Holmes also fest daran glaubt, dass sie tot ist, gehe ich weiterhin davon aus, dass sie lebt, die Frage ist eigentlich nur, hat sie ihren Tod selbst inszeniert, um unterzutauchen, oder arbeitet sie mit Moriarty zusammen? Irene werden wir kennenlernen, davon bin ich überzeugt.
Watson bleibt also, und zum ersten Mal fühlt es sich nicht erzwungen an. Sie sagt Holmes zu Beginn der Folge, dass ihr das fehlen wird, und was ich sehr liebenswert fand, ist, dass Holmes später genau dieselben Worte verwendet. Das hätte leicht zu einer Parodie werden können, aber Miller schafft den Balanceakt. Das ist sein Holmes, der für seine Gefühle keine eigenen Worte hat. Und am Ende bleibt Watson in jeder Hinsicht freiwillig, denn ihre Bitte an seinen Vater, ihren Auftrag zu verlängern, lehnt er ab. Sie bleibt ohne Bezahlung, vielleicht wirklich, weil sie sich Sorgen um ihn macht, aber eben auch, weil sie die Arbeit mag. Und Holmes, aber das ist nur eine Vermutung von mir.
N. „Was machen die Bienen hier drin?“ – „Sie summen.“ Holmes nennt Watson ganz am Anfang der Folge noch eine Krücke und ist offenbar wirklich überrascht, als sie ihm gesteht, dass sie die Arbeit mit ihm mag. (Er hat alles getan, um ihr das Gefühl zu geben, sie sei unwillkommen, und sie geht einfach nicht darauf ein, das ist irgendwo auch faszinierend.) Dass er seine eigene Wohnung überwacht, kam mir ein bisschen zu sehr aus dem Nichts, aber es erfüllt seinen Zweck. Vor Irene waren Frauen für Holmes nur „parfümiertes, gepolstertes Mittel für einen körperlichen Zweck“. Das war wirklich sehr poetisch formuliert, Mister. Okay, ich geb’s zu, die Szene, in der Watson ihre Hand auf Holmes‘ Arm legt, die fand ich herzerweichend. Kleine Geste, große Bedeutung.
5 von 5 B.
Ich bleibe wie gesagt gespannt auf die Lektüre, hier schließe ich endlich eine Bildungslücke. 🙂
Bezüglich neuer Serien halte ich mal die Augen offen, aber im Frühjahr ist einfach wenig los in Deutschland. Ich gucke jetzt die neuen Staffeln von "Doctor Who" und "Game of Thrones" auf Englisch, und irgendwann demnächst kommen auch wieder neue Folgen "Warehouse 13" bei RTL2, aber das ist es grad auch.
Ich glaube, was es mir so schwer macht, Holmes einzuschätzen, ist vor allem, dass er so anders ist als der Buch- oder der BBC-Holmes.
Bei den beiden letzteren wäre ich fast sicher, dass es reine Berechnung ist, weil Holmes ein Soziopath und gefühlskalt ist, zumindest in dem Maße, dass er niemals vor Watson zusammenbrechen und (fast) weinen würde. Täte er es doch, wäre das ganz klar Schauspielerei und Manipulation.
Dieser Holmes unterscheidet sich aber in vielem total von der Vorlage, und daher weiß ich manchmal echt nicht, wie ich ihn einschätzen soll.
Neue Serie? Hmmm… "Grimm"? O_O
Nein, nein, okay, ich versuche nicht, dich doch noch zum Gucken zu animieren.
Aber ansonsten gucke ich auf regulärer Basis eigentlich nur noch "Tron – der Aufstand", das ist die animierte Version von Disney und als solche echt nicht schlecht. Da käme am Mittwoch aber auch schon Folge 3.
Ansonsten hab ich's ja eigentlich nicht so mit Serien. Vielleicht fällt dir ja was ein, was mich interessieren könnte? Du kennst dich da ja besser aus.
Btw.: Email erhalten und notiert.
Also, wenn es Holmes' Absicht war, dass Watson ihn abhält, dann hat sie kläglich versagt. 😉 Trotzdem, dass er Moran in den Bauch sticht, passte mir irgendwie trotzdem nicht zu Holmes, wie wir ihn bisher kennen.
Wegen mir könnte Moriarty übrigens durchaus ein kräftiger Kerl sein, nur Moran hatte irgendwie so gar keine Ausstrahlung, finde ich, da wäre ich enttäuscht gewesen. Schade auch, dass sie die ganze Vorgeschichte in die Vergangenheit und nach London gepackt haben, wieso aus Moriarty nicht mal einen Amerikaner machen? (Obwohl ich Deine Idee, dass Irene Moriarty ist, auch recht reizvoll finde).
Hm, so richtig konnte ich das auch nicht einordnen, dass Holmes Watson Wort für Wort zitiert. Natürlich fiel mir da auch gleich die erste Folge ein, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Berechnung ist. Andererseits ist er schon gut mit Worten. Also, ich bin da unentschlossen und gerade deshalb auch gespannt, wie's weitergeht.
(Wenn Du eine gute Idee für eine neue Serie hast, immer her damit! 🙂 Sieht in Deutschland aber gerade mau aus, fürchte ich.)
Und bitte die ganzen Vertipper ignorieren. Hab vergessen, das ganze nochmal probezulesen vor dem Abschicken. Ich gelobe Besserung.
Ja, schöne Folge.
Ich habe ein Faible für Rachegeschichten und hatte die ganze Zeit über befürchtet, dass ihn Watson davon abhalten würde. Aber er zieht es zumindest ansatzweise sogar durch – obwohl er mir zu viel quatscht.
Überhaupt hatte ich latent das Gefühl, Holmes hätte etwas Angst vor der eigenen Courage und gäbe Watson deshalb mehr als genug Möglichkeiten, ihn davon abzuhalten:
Er läd einen der "Bakerstreet Boys" zu sich nach Hause ein, wo er Gefahr läuft, von Watson empfangen und befragt zu werden, sodass sie herausfindet, wie M. aussieht und wie Holmes das Bild gemacht hat.
Er zeigt Watson das Bild seiner neuen Wohnung mit all der Kreide am Boden.
Er lässt seine kreidebedeckten Schuhe das zweite Beinaheopfer sehen, damit sie der Polizei davon berichten kann.
Und zuguterletzt erzählt er Watson alles über seine Rachemotivation und seine Pläne.
Ganz so, als wolle er, dass sie ihn vorher findet und abhält.
Aber wie dem auch sei, M.=Moriarty, ich habs doch gewusst. Zwar gibt es zwei M.`s, aber der Kopf dahinter ist Holmes' Nemesis. Allein das machte die Folge schon zu etwas Besonderem.
Eigentlich schade, dass der grobschlächtige Moran nicht Moriarty war, denn der wird doch immer gleich dargestellt: Feingliedrig, körperlich schwächelnd, aber geistig stark. Wäre mal eine willkommene Abwechslung gewesen.
Übrigens kam es mir nicht ganz so inkonsequent vor, dass Moran Holmes am Ende deckt. Fährt er doch jetzt für sehr lange Zeit ein, und da braucht er einen "Handlanger", der M für ihn umbringt.
Quasi "Niemand bescheißt Sebastian Moran!", und wenn er M. nicht selbst dafür zur Rechenschaft ziehen kann, dann soll es Holmes tun. Dafür hält er ihm dann den Rücken frei, indem er für ihn aussagt.
Übrigens… ich hatte ein echt mieses Gefühl bei Homes' letzten Worten an Watson. Er wiederholt ihre Worte aus der Leichenhalle exakt, und an was erinnert uns das? Genau: An seine Textwiderholungen von Passagen aus dem Fernsehen von ganz vom Anfang. Da sieht er sie doch auch durchdringend an und redet was von tiefen Gefühlen, und dabei war das bloß eine kleine Gedächtnisübung, weil das eigentlich ein Schauspieler im Fernsehen aufgsagt.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass er ihre Worte auch nur kopiert hat – nicht, weil es das ist, was er denkt, sondern um sie, seine "Krücke", zu manipulieren.
Man fragt sich unwillkürlich, wieso sie am Anfang der Serie diese Fähigkeit von ihm, Auswendiggelerntes voller Inbrunst aufsagen zu können, zeigen. Mich hat es jedenfalls sofort daran erinnert, und dadurch wirkte die Szenen weniger rührend als vielmehr ein wenig bitter.
Hmmmm… könnte Irene Moriarty sein? Vielleicht ist sie ebenfalls ein verrücktes Genie und will ihren ehemaligen Lover ein wenig testen – mit einer echten Herausforderung.
Wie werden sehen.
Ja, und was reviewen wir jetzt zusammen? ;P