Er trat zur Seite, damit die Elfe ungehinderte Sicht auf einen Stapel Zeitschriften hatte, die nackte Männer in eindeutigen Posen zeigten. Sie runzelte die Stirn und sah ein bisschen ärgerlich zu Lorian hinauf, der triumphierend grinste. „Glauben Sie mir, bloß weil er schwul ist, heißt das nicht, dass er kein Interesse an Damenschuhen hat.“
Geschichten wachsen. Ich weiß freilich nicht, wie es bei anderen Autoren ist, aber meine Geschichten brauchen immer ein wenig Zeit, um sich zurecht zu ruckeln. Gewiss, gelegentlich entsteht mal ein Kapitel, das von Anfang an gut ist, aber das ist die Ausnahme. Sehr viel üblicher ist, dass ich irgendwas runterschreibe, weil ich es schnell von der Seele haben will, dabei die Hälfte dessen weglasse, was der Leser zum Verständnis bräuchte, und außerdem die Motivation vergesse. Ich bin nun mal keiner von diesen Autoren, die stundenlang über einem Satz grübeln, ich will meine Geschichte erzählen, und zwar dringend.
Dass ich damit bei einem Roman auf Probleme stoßen würde, war klar. Wie kapital die sein würden, ist mir aber erst bei „Ruckediguh, weg sind die Schuh'“ aufgefallen, denn die Story funktionierte von vorne bis hinten überhaupt nicht. Mag sein, dass das auch ein bisschen daran lag, dass ich meine ursprüngliche Intention vergessen hatte, bis ich endlich zum Schreiben kam, und sie dann auch nicht mehr wiederfand und stattdessen von Szene zu Szene eierte. Ich war jedenfalls schon direkt nach dem Schreiben komplett unzufrieden mit dem Ergebnis und wusste, es würde bis zum Schluss das schwächste Kapitel bleiben. Was fatal war, denn es war das zweite, und damit wohl das, das darüber entscheidet, ob der Leser dabei bleibt.
Aber meine Geschichten wachsen. Ich schrieb weitere Kapitel und lernte meine Figuren auf diese Weise besser kennen. Und so konnte ich bei der Überarbeitung nicht nur den Fall etwas interessanter gestalten, sondern sogar eine ganz neue Szene einbauen, weil ich inzwischen viel mehr Vertrauen zu Shea und ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten habe. Nur so viel seit verraten: Wer jahrelang für einen Entfesselungskünstler arbeitet, lernt so einiges über Schlösser.
Am Ende ist die Geschichte um fünf Seiten gewachsen. Fünf Seiten, die dringend nötig waren, alles ein bisschen schlüssiger machen und das irrsinnige wie auch völlig unangebrachte Tempo rausnehmen. Derweil habe ich auch schon Arwels drittes Abenteuer in Angriff genommen, von dem ich im Vorfeld der Überarbeitung behauptet hatte, es würde wohl die wenigste Arbeit benötigen. Nun, ich habe mich natürlich getäuscht …
Ruckediguh, weg sind die Schuh‘
Detektelfe Arwel, Story Nr. 2
Überarbeitung mit 20 Seiten abgeschlossen (+ 11 Seiten)
Sand im Getriebe
Detektelfe Arwel, Story Nr. 3
Seite 5 der Überarbeitung
Arwel gesamt: 183 Seiten