Unerwartet lehnte sie ihr Gesicht gegen seine Handfläche, während ihr Blick gleichzeitig zu ihm glitt. Braune Augen. Warm. Er beugte sich hinab und küsste sie, ganz leicht nur, ihrer beider Lippen waren so kalt, dass sie fast nichts spürten.
Genauso, wie wir die Summe unserer Erlebnisse sind, wachsen auch die Figuren eines Buches an dem, was der Autor sie erleben lässt. Das sollte man beim Schreiben niemals aus den Augen verlieren, denn es ist so unglaublich schwer, etwas davon zurückzunehmen.
Nachdem ich schon vor einer ganzen Weile einmal milde Kritik dafür bekommen habe und schließlich auch selber eingesehen habe, dass das alles ein bisschen schnell geht, bin ich bemüht, die Beziehung zwischen Arwel und Lorian langsamer zu entwickeln. Dass das so einfach gar nicht ist, habe ich beim Umschreiben des Weihnachtsmärchens gemerkt, denn den Kuss samt Ohrfeige einfach wegzulassen, das ist längst nicht mehr möglich. Nichts wäre mehr wie vorher. Den Beweis liefert ebenfalls diese Story, als sich der Weihnachtsmann nicht mehr an ein intensives Gespräch mit Arwel erinnert und ihr deshalb plötzlich wieder distanziert begegnet. Für die Dynamik ist es zu wichtig, dass Lorian sich verliebt und Arwel das unheimlich ist.
Hier stecke ich als Autor in der Zwickmühle. Die Hoffnung, die Szene streichen zu können, die habe ich aufgegeben, Kritik hin oder her. Womöglich kann ich sie besser einbetten und das folgende Unbehagen der Charaktere stärker herausarbeiten. Lorians Gefühle aber bleiben, sonst wären viele seiner späteren Handlungen gar nicht erklärbar, und das Ende des Buches nicht so wunderbar widersprüchlich. Denn ich gebe zu, ich will, dass meine Leser sich verzweifelt fragen, ob er wirklich ein Verräter ist. Es überhaupt sein kann.
Zum aktuellen Stand der Überarbeitung gibt es diese Woche jedenfalls nicht viel zu sagen, ich hab es nicht ganz geschafft, das vierte Abenteuer abzuhandeln. Was aber auch an der besagten Szene liegt. In ein paar Tagen bin ich damit hoffentlich fertig und kann mich dann der Schwarzmarkt-Episode widmen, bei der mir wieder mehr Arbeit bevorsteht.
Und täglich grüßt der Weihnachtsmann
Detektelfe Arwel, Story Nr. 4
Seite 45 der Überarbeitung
Arwel gesamt: 184 Seiten
Ach, ich quäl mich doch gern, wenn's um's Schreiben geht. 😉 So richtig zufrieden war ich mit der Szene nie, aber eh ich da jetzt noch länger dran rumschriebsel, überlasse ich das letztgültige Urteil einem Lektor.
Ich verstehe nicht ganz, wieso du dich so quälst. Auch wenn für mich die Kusszene zu schnell kam (und eventuell immer noch kommt), vergiss nicht, dass DU diejenige bist, die dein Stück orchestriert, kein Kritiker.
Und wenn sich für dich die Szene genau an der Stelle richtig und passend anfühlt, lass dich um Gottes Willen nicht von mir oder anderen beeinflussen. Ein bisschen musst du deiner Intuition da schon vetrauen, denn die Vorstellungen ANDERER umzusetzen, darum gehts ja beim Schreiben nicht.