Re:visited | Buffy

Ich glaube, die Geschichte, wie ich zu „Buffy“ kam, habe ich inzwischen so oft erzählt, dass sie schon gar nicht mehr wahr ist. Als die Serie zum ersten Mal im deutschen Fernsehen lief, sah ich mir pflichtbewusst die Pilotfolge an, weil ich damals auch schon ein begeisterter Fan von allem war, was mit Vampiren zu tun hat. Allerdings hatte ich dank Anne Rice eine gänzlich andere Vorstellung davon, wie sich Vampire zu verhalten haben, und dazu gehörte sicherlich nicht, sich von einer Blondine pfählen zu lassen, die dabei auch noch dumme Sprüche reißt. Alles in allem war ich von der ersten Folge derart überwältigt, dass ich mir keine weitere mehr anschauen wollte und in den folgenden drei Jahren konsequent alle auslachte, die sich als Fans outeten.

Und dann kam „Hush“. Ich las darüber in der Fernsehzeitung, wo es hieß, die Folge sei ein absolutes Novum und Fernsehgeschichte und tralalala. Weil sowieso nichts anderes lief, dachte ich mir, was soll’s, mach ich mir halt den Spaß und kann hinterher wenigstens auf Augenhöhe lästern. Ähm, ja. „Hush“ ist großartig. Wollte man die fünf besten Folgen von „Buffy“ herauspicken, wäre „Hush“ auf jeden Fall dabei. Doch davon einmal abgesehen, zeigte mir diese Folge auch, dass sich in den vergangenen vier Jahren einiges getan hatte, und dass die Serie bei weitem nicht mehr die billige Horrorshow war, als die sie sich anfänglich noch getarnt hatte. Was dazu führte, dass ich fortan jede Woche einschaltete und „Buffy“ bald heillos verfallen war. Der Haken an der Sache: Nachdem ich mich zuvor immer drüber lustig gemacht hatte, konnte ich das jetzt keinem sagen, ohne mich schrecklich zu blamieren.

Spätestens zur siebten Staffel war ich darüber übrigens hinweg und fangirlte ganz offen und sogar teilweise heftiger als jene Freunde, die ich deshalb immer belächelt hatte. Trotzdem muss ich rückblickend sagen, dass es nur die vierte Staffel hatte sein können. Als ich nämlich die drei ersten später nachholte, merkte ich doch, dass mich die Geschichten nicht so zu fesseln vermochten. So genau kann ich nicht sagen, woran es lag, aber ich habe den Eindruck, dass man erst mit der vierten und dann ganz extrem mit der sechsten Staffel dazu überging, die Monster auch als Metapher für die ganz normalen Probleme der Figuren zu verwenden. Nicht umsonst ließ die sechste Staffel eigentlich den großen Big Bad vermissen, denn es waren am Ende die Protagonisten selbst, die sich im Weg standen. All das sprach mich in dem Alter unweigerlich an, denn das waren genau die Probleme, die ich auch hatte. Ich habe „Buffy“ daher nie als Horrorserie gesehen, sondern eher als Coming-of-Age-Drama.

Nun bin ich seit gut einem Jahr dabei, zum ersten Mal überhaupt die komplette Serie in der richtigen Reihenfolge zu schauen, und auch wenn die ersten drei Staffeln dabei blass geblieben sind, ist es schön zu sehen, wie man hier wirklich mal versucht hat, mit dem Publikum zu wachsen. Ich würde sogar die Prognose wagen, dass „Buffy“ noch heute viele Neufans gewinnt, trotz harter Konkurrenz durch „Vampire Diaries“ und „True Blood“. Die Idee dahinter ist immer noch einmalig, und vor allem hat sich „Buffy“ im Gegensatz zu anderen Genreserien niemals selbst zu ernst genommen.