„Was ist passiert?“ fragte er nüchtern.
„Der Kaffee.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Ich hab’s mir ehrlich so lang wie möglich verkniffen, aber als ich dann wirklich nur mal kürzestens auf dem Klo war, war der Typ verschwunden.“
Habt ihr euch schon mal überlegt, wie das klingen würde, wenn man aus dem eigenen Leben einen Roman machen müsste? Es ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, denn gefühlte 90% Prozent von dem, was wir jeden Tag so machen, ist für einen Leser absolut uninteressant. Alfred Hitchcock sagte mal etwas über Filme, was sich genauso auch auf Literatur übertragen lässt: Sie ist wie das echte Leben – nur ohne die langweiligen Passagen.
Es sind Auslassungen, die nicht wehtun, weil wir alle Menschen sind und deshalb wissen, dass jeder ein paar Mal am Tag aufs Klo muss, drei bis fünf Mahlzeiten am Tag isst und die Hälfte seines Lebens schläft. Und was für Unsinn wir so zusammenplappern, wenn der Tag lang ist, ist geradezu unglaublich. Tatsächlich nehmen wir so was aber nicht als Auslassungen wahr und sind stattdessen eher irritiert, wenn ein Autor plötzlich darüber schreibt.
Ich weiß, ich bin keine literarisch anspruchsvolle Autorin, mir geht es in erster Linie darum, eine Geschichte zu erzählen, und zwar so, dass sie maximal unterhält. Beim Thema Auslassungen allerdings … nun, sagen wir, ich habe eine Schwäche dafür. Weithin bekannt sind meine Dialoge ohne Ziel, was eigentlich ein absolutes No-Go ist, wenn man Schreibratgebern Glauben schenken darf. Und die Betaleser von „Arwel“ wissen zudem, dass meine Heldin permanent aufs Klo rennt. Ich habe aus der Auslassung einfach einen Charakterzug gemacht: Arwel hat eine schwache Blase, was sich für eine Detektvin als sehr unpraktisch erweist.
Im Augenblick jedoch denkt Arwel noch nicht an den nächsten Toilettenbesuch, sondern diskutiert mit ein paar Vampiren darüber, wie unüberblickbar vielfältig die Märchenwelt geworden ist, und wie schwer es das macht, alle Gruppierungen zu einer Konferenz einzuladen. So richtig will die Story noch nicht in Gang kommen, um ehrlich zu sein, ich denke, ich werde Arwel mal von Quintus trennen müssen, damit sie ein paar Vertreter der verschiedenen Wesen beleidigt. Klingt nach mehr sinnlosem Dialog …
Schreibratgeber als solche lese ich an sich auch nicht, aber wenn mir zufällig mal ein Artikel zum Thema unterkommt, schau ich halt doch drüber, und da ist gerade das mit den Dialogen immer wieder ein Punkt. Ich versteh's aber ehrlich auch nicht. Ich lass Dialoge auch gerne mal völlig ins Leere laufen, einer weiß keine Antwort mehr, stottert ein "äh" und das war's. Diese Dinge machen sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen Spaß.
Ich lese keine Schreibratgeber, und ich merke gerade auch wieder, wieso. Dialoge sollen immer ein Ziel haben? Uuh, ich will mir keine Geschichte vorstellen, in der Charaktere immer nur zweckgebunden und zielorientiert sprechen.
Oder in der über den nüchternen Plot hinaus diese Auslassungen, wie du sie nennst, nicht zur Charakterisierung einer Figur genutzt werden. Kleine Ticks und Spleens sind doch erst das Salz in der Suppe und machen eine Figur erst liebenswert. Sowas zu lesen irritiert mich nie, im Gegenteil. Mich stört eher, wenn sich immer nur skavisch an den Plot gehalten wird.
Und wirklich realistisch bildet ja niemand Auslassungen ab, goottseidank. Ich weiß zwar, dass Arwel eine schwache Blase hat, aber du lässt uns ja nicht ausnahmlos jedes Mal daran teilhaben, wenn sie pullern geht.