„Hey, who turned down the lights?“ Ein Besuch in der größten Bibliothek des Universums erweist sich als ziemlicher Reinfall, als der Doctor und Donna einigen Archäologen begegnen und dann auch noch von ihren eigenen Schatten angegriffen werden. Oder wie River Song sagen würde: Spoilers!
Von einer Nachricht auf seinem „Psychic Paper“ angelockt, besucht der Doctor zusammen mit Donna die „Bibliothek“, einen Planeten, auf dem alle gedruckten Bücher des Universums aufbewahrt werden. Doch die Bibliothek ist verlassen, und als kurz darauf ein Team von Archäologen eintrifft, erfährt er, dass sie das schon seit einem Jahrhundert ist. Grund dafür scheinen die Vashta Nerada zu sein, eine fleischfressende Spezies, die sich in den Schatten versteckt und in ganzen Schwärmen angreift. Doch noch etwas anderes beschäftigt den Doctor: Eine der Archäologinnen, River Song, behauptet, ihn zu kennen, während er sie nie zuvor gesehen hat.
Steven Moffat hat eine Schwäche für unsere vermeintlich simplen Ängste und widmet sich in „Silence in the Library“ der Furcht vor der Dunkelheit – die gar nicht so irrational ist, wie wir hier erfahren. Und wie es typisch für seine Drehbücher ist, ist auch diese Geschichte vollgepackt und gönnt uns keine Verschnaufpause. Vor allem aber ändert er die Dynamik der Erzählweise, indem er den Doctor einmal im Dunkeln tappen lässt (metaphorisch gesprochen), während ihm River Song stets ein paar Schritte voraus zu sein scheint.
Über River Song zu sprechen, stellt für mich an dieser Stelle eine gewisse Herausforderung dar, da ich mittlerweile ihre ganze Geschichte kenne. Andererseits hat das auch einen speziellen Reiz, weil sie in einer Weise eingeführt wird, die vermuten lässt, dass Steven Moffat schon zu diesem Zeitpunkt ungefähr wusste, wo er mit ihr hin will. Was wir in dieser Folge bereits erfahren, auch wenn es nicht konkret ausgesprochen wird, ist, dass sie eine spätere Inkarnation des Doctors kennt. Nun wäre fast anzunehmen, dass zu diesem Zeitpunkt der Produktion bereits feststand, dass Moffat das Zepter von Russell T. Davies übernehmen würde, aber hier spekuliere ich. Fakt ist, dass er mit Alex Kingston eine herausragende Schauspielerin gewonnen hat, die River Song als kompetente Wissenschaftlerin in Flirtlaune zeigt, was uns Zuschauer rätseln lässt, ob sie ein künftiger Companion ist oder am Ende gar etwas mehr …
Dass ich mich so ausführlich mit River auseinandersetze, hat freilich auch den Grund, dass ich aus dem Plot noch nicht so viel ziehen kann. Wir haben einerseits die Vashta Nerada, was eine ziemlich geradlinige Bedrohung ist, aber noch ist nicht ganz klar, was es mit dem Kind auf sich hat, das von der Bibliothek als „my library“ spricht und behauptet, der Ort existiere nur in ihrem Geist. Ebenso offen ist Donnas Schicksal, die der Doctor per Teleporter in Sicherheit bringen will und damit erst recht in Gefahr bringt. Ihr Auftauchen auf einem der Androiden soll uns glauben lassen, dass sie tot ist, und doch heißt es: „Donna Noble has left the library. Donna Noble is saved.“
Notes in the Library. „Hello sweetie.“ Und der für immer beste Dialog: „Got a problem with archaeologists?“ – „I’m a time traveler. I point and laugh at archaeologists.“ Die beständige Erwähnung von Spoilern ist ausgesprochen meta und führt die Idee von Zeitreisen raffiniert ad absurdum. Rivers Tagebuch muss für den Doctor eine ungeheure Versuchung sein, ebenso Stichworte wie „crash of the Byzantium“ und „picnic at Asgard“.
4 ½ von 5 Bananen mit zwei Schatten.