Interview with the Vampire | A vile Hunger for your hammering Heart (1×05)

„You wanted her, you fix her!“

Im Streit verlässt Claudia Louis und Lestat, die daraufhin in alte Beziehungsmuster zurückfallen und sich gegenseitig das Leben schwer machen. Spoiler!

His love is a small box he keeps you in

Auf der Suche nach Antworten auf die fundamentalen Fragen ihres Lebens, tötet Claudia jede Nacht mehrere Menschen und vergräbt die Leichen außerhalb der Stadt. Doch beim erstbesten Sturm spühlt der Mississippi die verstümmelten Körper wieder an die Oberfläche, 56 insgesamt. Die Polizei, denen Louis und Lestat ohnehin verdächtig sind, lässt keinen Zweifel daran, dass sie künftig unter Beobachtung stehen. Claudia verlässt Louis und Lestat, um nach Hinweisen auf andere Vampire zu suchen, während die beiden sieben Jahre lang versuchen, möglichst nicht aufzufallen.

Gehaltvoll, aber irgendwie auch unnötig

Das war nicht meine Folge. Ich kann verstehen, wieso man sie gut findet, aber für mich fühlte sie sich streckenweise wie eine Füllepisode an. Sicher, wir steigen tiefer in die Psychologie Claudias ein, kommen dabei aber zu keinem Ergebnis, das uns nicht schon letzte Woche vorlag. Einzig die Tatsache, dass Louis und Lestat wieder an demselben Punkt landen, an dem sie sich schon einmal befanden, bevor Claudia in ihr Leben trat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

„But I am the one who is presently standing in front of you. And unlike Claudia, I am a full-blooded adult with all the right appendages. So, if my considerable considerables continue to be squandered …“

Das hat selbst ein Lestat nicht verdient

Auch auf die Gefahr hin, mich damit als Psychopath zu outen, möchte ich festhalten, dass „A vile Hunger for your hammering Heart“ viel dafür tut, Lestat … nun, nicht gerade sympathischer, aber vielleicht nachvollziehbarer zu machen? Ich gestehe, langsam bin ich mir nicht mehr sicher, ob er Louis nicht doch liebt – auf seine eigene, verdrehte Art. Warum sonst sollte er bei ihm bleiben und jahrelang seine zuerst aggressive, dann zunehmend indifferente Ablehnung über sich ergehen lassen?

Tatsache ist, diese Folge lässt Louis in keinem guten Licht erscheinen. Er hat Lestat dazu überredet, Claudia zu verwandeln, was (so ehrlich müssen wir sein) aus vielen Gründen ein Fehler war. Und er mag dadurch zwar bei ihm geblieben sein, aber im Endeffekt hat das ihre Situation nur verschlimmert. Hätte Louis auch nur einen Funken Anstand, hätte er sich Claudia schon vor langer Zeit geschnappt und wäre gegangen. Stattdessen hat er Lestat dem Martyrium ausgesetzt, darauf zu hoffen, dass es eines Tages besser wird.

Und dann kehrt Claudia nach sieben Jahren, in denen Louis und Lestat nur nebeneinanderher gelebt haben, zurück. Diesmal aber ist sie kein Puffer, sondern die Verkörperung ihrer Entfremdung voneinander. Ja, ich gebe zu, in diesem Moment hatte ich unendliches Mitleid mit Lestat. Er hat all das ertragen, aus Angst vor der Einsamkeit, nur damit dieses Mädchen einmal mit den Fingern schnippst und Louis praktisch sofort die Koffer packt. (Ich erinnere, dass Lestat schon sieben Jahre zuvor wegziehen wollte, bevor Louis in Katatonie verfiel.)

Das ist Louis’ Seite der Geschichte

Das das alles in einem Gewaltausbruch epischen Ausmaßes endet, war erwartbar, macht es aber nicht weniger tragisch. Es wird allenthalben von toxischen Beziehungen geredet, doch ich habe wirklich noch keine gesehen, auf die das mehr zutrifft als auf diese. Selbst als Shipper par excellence muss ich mich fragen, ist das noch Liebe, wenn sich zwei Personen wortwörtlich an die Kehle gehen? Jahre der Lieblosigkeit und Vernachlässigung brechen schließlich aus Lestat heraus, und es ist bezeichnend, dass er am Ende nur noch möchte, dass Louis endlich ausspricht, dass er ihn nicht liebt. (Was er übrigens nicht tut.)

Ich kann es nicht häufig genug betonen: Das ist alles so, so falsch. Gewalt ist niemals eine Lösung, schon gar nicht in einer Beziehung. Aber wir dürfen niemals vergessen, das ist Louis’ Version der Geschichte. „Interview with the Vampire“ ist eben gerade keine objektive Erzählung, sondern enthält uns Lestats Perspektive explizit vor. Es geht mir also weniger darum, sein Verhalten zu entschuldigen, als um den Hinweis, dass wir nur eine Seite hören. Welche Traumata Lestat erlitten hat, die ihn zu dem machen, was er ist, wissen wir schlicht nicht. Und Louis wird sie uns auch ganz sicher nicht erzählen.

„Who am I supposed to love? You two have each other. Who’s my Lestat? Who’s my Louis? I’m not human. What human would want me? Perverts? Like the uncle at the roomin’ house who used to watch me pee? Or little boys? And forty years from now … still little boys?“

Claudia ist genauso Opfer wie Täter

Wenn wir aber schon bei Traumata sind, müssen wir natürlich auch über die vier herausgerissenen Seiten in Claudias Tagebuch sprechen. Ich denke, wir haben alle so unsere Vorstellungen davon, was da mit Bruce passiert ist, und das ist weitaus effektiver als es laut auszusprechen. Es ist ein interessanter Versuch der Serie, an Claudias Hilflosigkeit im Buch anzuknüpfen. Sie mag zwar kein kleines Kind sein, aber ihr älteres Erscheinungsbild macht sie wiederum anfällig für andere Arten von Bedrohungen.

Wenn es um Claudia geht, kann Louis jedenfalls nicht geradeaus denken, das macht „A vile Hunger for your hammering Heart“ mehr als deutlich. Da meine ich gar nicht mal so sehr seinen Ausbruch gegenüber Daniel, obwohl das natürlich eng zusammenhängt, denn der Reporter spricht Wahrheiten aus, die Louis einfach nicht sehen will. Lestat mag das Monster in der Geschichte sein, Claudia aber ist ein Killer. Ich frage mich, ob das daran liegt, dass sie so wenig Zeit hatte, ein anständiger Mensch zu sein, bevor sie ein Vampir wurde.

Daniel leistet im Grunde Beihilfe zum Selbstmord

Es gäbe so viel mehr, worauf ich eingehen könnte, denn wenn uns die Folge auch nicht wesentlich voranbringt, so steckt sie doch voller Details. Nicht zuletzt in der Szene, in der Louis demonstrativ vor Daniel von Rashid trinkt und behauptet, sein Blut schmecke nach „honey and pineapple“. Trotz seiner schmalen Statur scheint ihm das übrigens nichts auszumachen, ganz im Gegensatz zu dem stämmigen Kerl in „… After the Phantoms of your former Self“.

Rashid ist es auch, der das Risiko anspricht, das Louis eingeht, indem er Daniel so offen seine Geschichte erzählt. Das passt zu Lestats Bemerkung „the vampires out there are vicious“, die neugierig darauf macht, weitere Vampire kennenzulernen. (Ich rede nicht von Bruce. Bruce ist ein Arschloch und war das vermutlich auch schon als Mensch.) Ist das der Grund, warum es so wenige von ihnen gibt? Weil sie einander alle hassen? Aber warum?

A vile Hunger for your hammering Notes

• Man merke auf, als Lestat vorschlägt, dass sie umziehen könnten, und Louis Paris erwähnt, wie schnell und entschieden er da „no“ sagt.
• Louis’ Schwester zieht einen Schlussstrich und lässt einen Grabstein für ihn aufstellen. Damit wäre der letzte Anker seines menschlichen Lebens gelichtet.
• Es war so ein dummer Witz, aber ich musste lauthals lachen, als Claudia ganz dramatisch fragt „which one of you gonna fuck me?“ und Lestat nur meint, sie sei nicht sein Typ.
• Und darf ich kurz anmerken, wie sehr ich es liebe, wenn Lestat auf Französisch flucht? Es lohnt sich, die Passagen zu übersetzen, sie sind teilweise äußerst blumig.

3 von 5 Bananen, die die unglückliche Hausfrau spielen.

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