Interview with the Vampire | Is my very Nature that of a Devil (1×03)

„Take a Black man in America, make him a vampire, fuck with that vampire, and see what comes of it.“

Lestat ist frustriert, dass sich Louis nur von Tieren ernährt und besessen davon ist, sein Geschäft zu retten. Spoiler!

I’m not a victim

Louis berichtet, wie seine Weigerung, Menschen zu töten, immer mehr zum Problem für die Beziehung mit Lestat wird. Während er dazu übergeht, sich von Katzen und Ratten zu ernähren, scheint Lestat nur umso ausschweifender zu leben. Da er außerdem darauf besteht, etwas Abwechslung zu brauchen, einigen sie sich auf eine offene Beziehung. Kaum aber lässt sich Louis auf jemand anderen ein, wird Lestat eifersüchtig. Zu allem Überfluss geht auch das Geschäft zunehmend den Bach runter, weil die weiße Konkurrenz Louis loswerden will.

Eine Neuinterpretation

Man muss anerkennen, dass „Is my very Nature that of a Devil“ eine ganz eigene Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Ideen des Romans ist. Puristen mag das sauer aufstoßen, tatsächlich funktioniert das innerhalb der Geschichte aber überraschend gut. Der Moment, in dem das komfortable Leben, das sich Louis und Lestat aufgebaut haben, in sich zusammenfällt, ist dadurch nicht nur wesentlich pointierter, es ist auch nicht länger ein Ereignis, das von außen über sie hereinbricht.

Lestat: „You’re ashamed of what we are.“
Louis: „Maybe I’m just pondering what I am.“
Lestat: „For the infinitesimal time, you’re a vampire.“

Louis lässt sich provozieren

Das vorausgeschickt, muss ich dennoch zugeben, dass ich die Folge nicht so sehr genossen habe wie die beiden Vorgänger. Wahrscheinlich liegt das daran, dass mich das zwischenmenschliche (zwischenvampirische?) Drama wesentlich mehr interessiert als die Rassenthematik des frühen 20. Jahrhunderts. Es ist gut erzählt, wie es Louis die willkürlichen Anordnungen immer schwerer machen, sein Geschäft ordentlich zu führen. Und die Verachtung der anderen Geschäftsmänner ist geradezu greifbar. Weil sie sich nicht eingestehen können, dass ein Schwarzer erfolgreicher ist als sie, greifen sie am Ende zu dreckigen Methoden.

Louis’ Reaktion ist verständlich, das Geschäft war das letzte, was ihn noch mit seinem alten Leben verband. Aber sie ist auch unnötig pathetisch – kein Wunder, dass Lestat es großartig findet. Louis hätte Fenwick auch einfach nur töten und verschwinden lassen können, aber nein, er muss ihn mit heraushängenden Gedärmen am Tor aufknüpfen. Am Ende tut er damit weder sich noch Storyville einen Gefallen, denn endlich, endlich haben die Weißen einen „Grund“ für ihren Hass auf die Schwarze Bevölkerung und leben das genüsslich aus.

Louis: „I do not consider myself abused.“
Daniel: „I mean, usually when you’re a little too close to it, the abused still loves the abuser, but you flipped it completely on its head. Fifty years later, you talk like he was your soul mate, like you were locked in some fucked up gothic romance.“

Eine im wahrsten Sinne toxische Beziehung

Die Folge zeigt aber auch, wie Lestat langsam die Geduld verliert. „This is Louis’ hobby, not mine“, winkt er gelangweilt ab, als Fenwick vorschlägt, er solle doch das Geschäft künftig repräsentieren. Lestat sabotiert Louis nicht aktiv, aber er schaut mit einer gewissen Befriedigung zu. Es gibt diesen schönen Dialog, als Louis fragt, was wohl der Zweck ihrer Existenz ist, und Lestat erwidert: „Your purpose is to enjoy yourself.“ Dieser eine Satz fasst Lestat perfekt zusammen.

Alles läuft immer wieder auf die Frage hinaus, was diese zwei so unterschiedlichen Männer eigentlich aneinander bindet. Über Lestat wissen wir bereits, dass er Angst vor der Einsamkeit hat, aber es ist schwer zu glauben, dass er nicht auch ohne Louis für genug Gesellschaft zu sorgen wüsste. Liebe? Redet er sich vielleicht ein, weil er die Vorstellung romantisch findet. Louis auf der anderen Seite hat gar nichts von dieser Beziehung außer der ständigen Demütigung, nicht gut genug zu sein.

Und versteht mich nicht falsch: Dass es nicht funktioniert, liegt an Louis genauso wie an Lestat. Denn er kommt dessen Befindlichkeiten genauso wenig entgegen, sondern klammert sich an seine Familie, die ihn längst verstoßen hat, und an sein dem Untergang geweihtes Geschäft. Würde er Lestat auch nur einmal zuhören, würde er verstehen, dass er die alten menschlichen Sorgen hinter sich lassen kann. Vielleicht hätte sich seine Wut dann auch nicht so dermaßen aufgestaut.

Is my very Nature that of a Note

• Es ist so lustig, wie Lestat dreimal „of course“ sagt, als Louis ihn fragt, ob er dann auch Sex mit anderen haben kann.

3 von 5 Bananen, die wortwörtlich mit der Tür ins Haus fallen.

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