Musikgeschichten #22

Peaches
Fuck the Pain away
2002


Die Idee eines Lieblingsfilms fand ich immer schon absurd, selbst eine Liste würde bei mir ziemlich lang werden. Nichtsdestotrotz steht außer Frage, dass „Lost in Translation“ draufstehen würde, und zwar ziemlich weit oben. Ich sah den Film ein bis zwei Jahre nach Veröffentlichung, als ich mir die DVD aus der Stadtbücherei auslieh. Die Scheibe war unsäglich zerkratzt und stockte ab etwa der Hälfte des Films, weil ich ihn aber bis dahin schon großartig fand, kaufte ich die DVD und schenkte sie meinen Eltern. Zwei Fliegen mit einer Klappe, meine Denkweise von damals kann ich ehrlich gesagt selber nicht nachvollziehen, zumal ich mir den Film deswegen später noch mal kaufen musste.

Einer der Gründe jedenfalls, warum „Lost in Translation“ so ungeheuer genial ist, ist sein Soundtrack, und an dieser Stelle könnte ich noch einige ganz andere Musikgeschichten erzählen, denn ich lernte dadurch Air, Sébastien Tellier und Phoenix kennen, die heute ganz selbstverständlich zu meinem Musikgeschmack gehören. Aber ihr kennt bereits das eherne Gesetz: Der beste Song aus dem Film ist niemals auf dem Soundtrack. „Fuck the Pain away“ von Peaches ist nicht der beste Song im Film. Man hört ihn nur kurz in dieser absolut albernen Szene, wo Bob und Charlotte in einem Stripclub sind und einer Dame bei ihrer fragwürdigen Akrobatik zuschauen. Aber ich bin nun mal Perfektionistin und suchte deshalb schon aus Prinzip nach dem Song.

Wie gesagt, „Fuck the Pain away“ ist nicht der beste Song aus dem Film, ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich ihn überhaupt als guten Song bezeichnen würde. Womit der Beweis angetreten wäre, dass es in meinen Musikgeschichten eben nicht immer um Lieblingssongs geht. Immerhin aber inspirierte mich Peaches zu einer Sammlung von Porno-Songs, die ich bis heute führe, um eines Tages hoffentlich ein Mixtape daraus machen zu können. (Meine thematischen Mixtapes sind so was von legendär, nach wie vor in Arbeit ist eines übers Essen, eines mit Streichern in Popsongs und eines mit Songs, die man in der Schwerelosigkeit hören kann.)

Übrigens, der beste Song in „Lost in Translation“ ist natürlich Scarlett Johanssons Karaoke-Version von „Brass in Pocket“, die – Überraschung! – ebenfalls nicht auf dem Soundtrack ist.