„Thank you for making me feel special.“ – „Thank you for exactly the same.“ Der zweite Teil der finalen Doppelfolge überzeugt plottechnisch nicht völlig, wird am Ende dann aber doch noch wunderbar persönlich und dunkel. Warnung vor dem Spoiler!
Nachdem Missy ihre Armee aus Cybermen hat aufmarschieren lassen, greift UNIT ein, nimmt sie fest und erklärt den Doctor zum Präsidenten der Erde. Entscheidungskraft ist nun auch vonnöten, denn die Cybermen haben sich zu einer Wolke vereinigt, aus der quasi die Seelen der Verstorbenen in ihre Körper zurückregnen und sie gleichzeitig upgraden, so dass die Armee immer weiter wächst. Gänzlich unerwartet schenkt Missy dem Doctor diese Armee, und er muss sich endlich der Frage stellen: Ist er ein guter Mann?
Als ich es immer und wieder hinausschob, diese Review zu schreiben, dachte ich zunächst, es läge nur daran, dass ich mitten im Umzug steckte. Doch je mehr ich mich in meinem neuen Heim einrichtete, desto klarer wurde, dass es an der Folge selbst lag, dass ich so gar keine Lust verspürte, mich erneut damit auseinanderzusetzen. Warum nur muss immer gleich die ganze Welt bedroht sein? Ich gestehe offen, dass ich mit Missy nicht warm geworden bin, wie ich auch schon mit der vorherigen Inkarnation des Masters wenig anfangen konnte. So interessant ich ihren Grund fand, zeigen zu wollen, dass sie und der Doctor gar nicht so verschieden sind, ist mir eigentlich nicht klar, wohin der ganze Plan letztendlich führen sollte. Wenn sie eines hätte wissen müssen, dann, dass er diese Armee niemals annehmen wird. Und schon gar nicht mordend damit durch die Galaxis fliegt.
Wenn ich nun aber gleich so prominent meine scharfe Kritik äußere, möchte ich sofort hinzufügen, wie wunderschön ich den Abschluss der Folge fand. So klein und bescheiden ist „Doctor Who“ selten, und genau deshalb funktioniert das so gut, deshalb ist es der perfekte, wenngleich bittersüße Abschluss für diese Staffel. Sowohl Clara als auch der Doctor lügen den jeweils anderen an, um ihm den unvermeidlichen Abschied leichter zu machen. Dabei waren es vor allem die Szenen des Doctors, der so hoffnungsvoll zu den Koordinaten von Gallifrey fliegt und dann in einem Ausbruch purer Wut auf die TARDIS-Konsole eindrischt, die mich ungeheuer bewegt haben. Zumal sie im krassen Gegensatz zu seinen ruhigen Worten standen, mit denen er Clara schildert, wie er nun erst mal nach Hause fliegen will. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie sehr mir Peter Capaldi im Laufe der Staffel ans Herz gewachsen ist, sein Doctor ist eine schwierige und schwer zugängliche Persönlichkeit, die aber durch völlig unerwartete Zeichen der Zuneigung gewinnt. Es wird sicherlich spannend, in welche Richtung die Serie nach Claras Weggang geht. Der Zeitpunkt ist richtig, denn auch wenn ich Clara immer mochte, ging mir das Hickhack mit Danny speziell in der zweiten Hälfte der Staffel ganz unglaublich auf den Keks. Ein klarer Schnitt ist nötig und kann der Serie nur gut tun.
Zum überhaupt ersten Mal haben für mich diesmal auch die Cybermen funktioniert, obwohl sie eigentlich kaum präsent waren. Nicht allein die Idee, dass in ihnen Tote stecken, machte die makabre Stimmung aus, auch die Tatsache, dass sie sich wie Zombies bewegten und nicht die übermächtigen Soldaten waren, als die wir sie bisher erlebt haben. Natürlich hatte die Story gewisse Lücken, die einer genaueren Betrachtung nicht standhalten. Zum Beispiel kam es mir trotz viel Technobabbel wie blanker Unsinn vor, dass der Cyberregen den Toten nicht nur ihre Seele wiedergibt, sondern sie zugleich auch noch umwandelt – offenbar innerhalb von Minuten. Auch wieso Danny halb verwest noch auf dem Tisch in der Leichenhalle liegt, hat sich mir nicht erschlossen und hatte ganz offensichtlich auch rein dramaturgische Gründe. Ebenso die Tatsache, dass nur er und Kates Vater in der Lage waren, der Programmierung zu widerstehen. Das in Kombination mit Missys Hyperaktivität hat mir die Folge wirklich enorm verleidet.
Ein paar wenige Worte zum Gesamteindruck der Staffel. Ich denke, anhand meiner einzelnen Besprechungen ist schon klar geworden, dass ich speziell von Peter Capaldi sehr angetan war, selbst wenn einzelne Plots nicht immer meinen Geschmack getroffen haben. Dabei schien mir die Staffel aber konstant auf einem hohen Niveau zu sein, mit einigen äußerst guten Folgen („Listen“!), jedoch keinen ganz schlimmen Ausreißern (obwohl „Robot of Sherwood“ grenzwertig war). Was mir ein wenig fehlte, war der rote Faden, an den ich mich unter Steven Moffat so gewöhnt habe. Sicher, wir hatten Missy, aber die wenigen Szenen ergaben nie wirklich Sinn, und im Rückblick haben sie zu Gesamthandlung auch nicht wesentlich beigetragen. Die Thematik der Roboter, die alle ins „promised land“ wollen, hat man sogar ganz frech unter den Tisch fallen lassen, offenbar in der Hoffnung, dass keiner merkt, dass man hier in einer Sackgasse gelandet war. Nach wie vor würde ich mir wünschen, dass „Doctor Who“ mehr in Richtung starker Zweiteiler geht, um mehr Zeit zum Erzählen zu haben und dem Capaldi-Doctor Raum zu geben.
Notes in Heaven. Sich als der Doctor auszugeben, war schon ziemlich clever von Clara. Kein Wunder, dass der Doctor findet, sie ist nicht einfach nur sein „assistent“, sondern „friend“. Und wie cool war das denn, dass Jenna Coleman im Vorspann prompt zuerst genannt wurde? Osgood mit ihrer Fliege war so süß, es ist eine Schande, dass sie sie getötet haben. Missy war die Frau im Shop, die Clara damals die Telefonnummer des Doctors gegeben hat, das ahnten wir wohl längst. Aber die Erklärung, dass sie die perfekte Wahl war, weil sie ein Kontrollfreak ist und der Doctor jemand, der sich nicht kontrollieren lässt, die war fesch. Reden wir lieber nicht über die Szene, wo der Doctor aus dem Flugzeug fällt und zur TARDIS fliegt. „I am not a good man! And I’m not a bad man. I am not a hero. I’m definitely not a president. And no, I’m not an officer. You know what I am? I … am … an idiot. With a box and a screwdriver, passing through, helping out, learning.“ Ist Missy wirklich tot? Es kam mir ein bisschen zu leicht vor, sie zu töten. „Never trust a hug. It’s just a way to hide your face.“
2 von 5 Bananen nach der Geschlechtsumwandlung.
Pfff, niedrigeres Niveau, ich bin einfach nur überkritisch. Mittlerweile vertrete ich die Meinung, das liegt daran, dass ich selber schreibe und immer denke, dies und jenes hätte ich anders gemacht. 😉
Gerne! Finde deine Kritiken immer interessant, auch wenn wir oftmals anderer Meinung sind. Aber ich habe halt ein niedrigeres Niveau und erwarte auch nur gut unterhalten zu werden.
Wobei ich irgendwie den Faden verloren und nicht ausgeführt habe, was mir nicht so gefallen hat. Daß war die Wiederbelebung von seit jahrhunderten toter Matiere. Daraus haben dann die letzten mageren Maden und Würme unterirdisch die Cybermenrüstungen geklöppelt!? Ja, klar. Auch die Auflösung mit der Wolke durch explodierende Cybermen war dann ziemlich simpel und Missy's Plan habe ich nicht so ganz verstanden, aber gut. Dafür hat sie gut gespielt. 😉
*Aber Du weißt ja auch, daß er Kate's Vater ist, da ist es doch kein vergetäuschtes Wissen, ihn beim "Namen" (Rang) zu nennen.
*Der rote Faden hier war nicht so dick. Missy hat halt die toten Seelen eingefangen und in Cybermen upgedatet. Da fand ich den Riss schlimmer, der durch einen Reboot des Universums geschlossen wurde. Oder die Augenklappenfrau, die mich eine halbe Staffel lang tierisch genervt hat, nur um den Faden dann fallen zu lassen, nachdem das Baby weg war. Ist ja wurscht, stört sowieso nur bei den Abenteuer: "Weiter geht's." Ich weiß, daß viele auf Russell T. Davies schimpfen, aber ich fand seine Folgen und roten Fäden besser. Wenn wir auch über die Auflösungen diskutieren könnten. 🙂
*Zwar hat mich dieses Rein-In-Die-TARDIS / Raus-Aus-Der-TARDIS Spielchen auch etwas an Clara genervt, genauso wie die Erpressung des Doctors, aber alles in allem bin ich froh, daß sie weiter dabei ist. Die Szenen mit Danny haben mich nicht gestört und die Nervszenen wurden einfach durch die gute Chemie zwischen Capaldi und Colemann ausgeglichen.
Ich bin jetzt auf deine Kritik zum Special gespannt. Vielleicht melde ich mich dann mit einem Kommentar wieder. 😀
Schön, mal wieder von Dir zu hören! 🙂
Und wie immer ist es sehr spannend, in welchen Punkten wir auseinandergehen. Ich glaube, meine Reviews fallen grundsätzlich immer ein bisschen böser aus, das liegt wohl am insgesamt hohen Niveau der Serie, wo jeder Schnitzer gleich schwerer wiegt. (Als Vergleich, bei "Falling Skies" war ich am Ende eher so weit, dass ich alles gelobt hab, was irgend ging, weil die Serie so grottenschlecht war.)
Wie auch immer, auf ein paar Sachen mag ich antworten:
* Dass Kates Vater der Brigadier ist, ist mir schon klar, aber ich habe hier immer konsequent die Linie verfolgt, kein Wissen vorzutäuschen, das ich nicht habe. Ich habe nicht eine einzige Classic-Folge gesehen und kenne nur deshalb einzelne Details, weil ich fleißige Hörerin des Whocasts bin.
* An sich kann ich auf einen roten Faden auch verzichten, wenn die einzelnen Folgen stark sind. Ich habe ein Problem damit, wenn sie wie hier versuchen, irgendwas reinzuquetschen, was am Ende nutzlos ist. Dann lieber gar nicht.
* Clara ist ein schwieriges Thema für mich. Ich mochte sie von Anfang an, als noch alle auf ihrem unausgegorenen Charakter rumgehackt haben. Ich schätze, es liegt wirklich an Danny, dass ich inzwischen genug von ihr hab.
Aufs Special bin ich inzwischen aber wirklich auch gespannt. Und wenn ich nicht unter Geschenken begraben werde, melde ich mich dann auch sogleich mit meiner Kritik wieder hier. 😛
Hello again!
So ganz weiß ich auch noch nicht, wie ich den Zweiteiler einordnen soll. Im Prinzip hat er mit ganz gut gefallen. Missy konnte nur der Master oder die Rani sein, von daher hat mich die Enthüllung dann nicht überrascht. Im Gegenteil zu dir, fand ich Missy großartig. Hätte gerne noch mehr Szenen von Michelle Gomez und Capaldi gesehen. Mir hat John Simm ("End of Time" ausgenommen) schon gut gefallen. Die kommt bestimmt wieder, schließlich ist der Master genauso alt wie der Doctor selber. 😉
Mit den Cybermen vor St. Paul's Cathedral zollt die Folge einem ikonischen Bild aus der klassischen Serie Tribut und erweitert sie amüsant durch die aktuelle Selfie-Sucht. 🙂
Mir hat nicht gefallen, daß Clara den Doctor erpresst. Sie haben schon soviel zusammen erlebt, daß sie ihn als Freund fragen sollte. Dieser Punkt hat mich gestört. Ich habe nicht verstanden, warum sie direkt zu solchen Maßnahmen greift. Würde mich freuen, wenn Clara auch in der neunten Staffel erhalten bliebe, denn ich finde, Capaldi und Coleman haben eine geniale Chemie zusammen. Davon würde ich gerne noch sehr viel mehr sehen.
Kate's Vater ist der Brigadier. Er hat es schon verdient, daß Du ihn nicht nur als Kate's Vater ab tust. 😉 Ich mag den Brigadier und das Bild im Flugzeug hat mich sehr gefreut.
Gesamt eine gute Staffel. Den roten Faden habe ich nicht vermisst. Die roten Fäden in 5 + 6 wurden meiner Meinung nach nur unzureichend gelöst. In jeder Folge der Riss oder besonders die Frau mit der Augenklappe. Die ging mir total auf den Keks. Dann lieber keinen roten Faden, warum auch!? Mir hat seit Jahren, seit Matt Smith eigentlich, keine Staffel mehr soviel Spaß gemacht. Deswegen habe ich die Serie direkt nochmal angeschaut und finde "Robot of Sherwood" ist eine tolle Folge. Überdreht und sehr, sehr lustig.Gut, daß Ende mit dem Goldpfeil…. Aber darüber kann ich hinwegsehen. Gerade diese Stilunterschiede von Woche zu Woche machen für mich den Reiz der Serie aus.
Das Weihnachts-Special kann kommen. Bin gespannt, wie sie mit den Lügen umgehen.
Frohes Fest
Holly