Im Schnelldurchlauf | Serien im März

„Das Barrel gehört nicht den Königen. Es gehört den Bastarden.“
(„Shadow and Bone“)

Den März habe ich dazu genutzt, endlich mal ein paar Sachen von meiner Watchlist abzuarbeiten, die dort schon viel zu lange darbten. Aber es gab auch Neues, zum Beispiel die große ZDF-Eventserie (jup) „Der Schwarm“. Der Überraschungshit kam dann aber doch aus einer ganz anderen Ecke. Spoiler!

Peripherie (Staffel 1)

Flynne Fisher glaubt, dass sie nur ein neuartiges VR-Game testet, kurz darauf wird im Darknet ein Kopfgeld auf sie und ihre Familie ausgesetzt. Sie erfährt, dass sie mitnichten ein Spiel spielt, sondern einen sogenannten „Peripheral“ steuert, und zwar siebzig Jahre in der Zukunft – im London des Jahres 2099. Da sie als Letzte Kontakt zur verschwundenen Aelita West hatte, soll sie Wilfred Netherton dabei helfen, sie zu finden. Sie sind nicht die Einzigen, die nach ihr suchen, denn Aelita hat Daten gestohlen, die nun angeblich Flynne besitzt. Die aber weiß nichts von irgendwelchen Daten.

Ich geb’s zu, meine erste und letzte Reaktion zu dieser Serie lautet: Hä? Ich habe den starken Verdacht, dass Kenner der Buchvorlage von William Gibson klar im Vorteil sind, denn wer hier welcher Fraktion angehört und was wieso will, wird leider nur sehr unzureichend vermittelt. Was übrig bleibt, ist die Action und die eine oder andere spannende Idee, wie unsere Zukunft aussehen könnte. (Wohlgemerkt könnte, denn als wäre das alles noch nicht kompliziert genug, gibt es auch alternative Zeitstränge.) Das ist hinreichend spannend, aber von der zweiten Staffel erwarte ich mir doch mehr Klarheit.

3 von 5 Bananen mit quantenmechanischem Tunneleffekt.

Manifest (Staffel 2)

Nun, da sie das vermeintliche Todesdatum aller Passagiere kennen, versuchen Ben und Michaela, herauszufinden, wie sie es abwenden können. Gleichzeitig sind sie einem Maulwurf auf der Spur, denn „der Major“ scheint stets bestens über Saanvis wissenschaftliche Erkenntnisse informiert zu sein. Olive, die sich von all dem ausgeschlossen fühlt, findet ihr Heil in Adrians Kirche der Gläubigen, die ihr Vater Ben für eine Sekte hält. Gleichzeitig finden die X-er immer mehr Zulauf, die die Rückkehrer für eine Gefahr halten und mit Gewalt gegen sie vorgehen wollen.

Ich habe das Gefühl, dass sich die zweite Staffel von „Manifest“ ein bisschen übernommen und dadurch in zu vielen Plots verloren hat. Besonders auffällig ist das beim „Major“, der am Anfang noch als riesige Gefahr aufgebaut wird, dann ohne ein Wort verschwindet und erst in den letzten zwei Folgen plötzlich wieder auftaucht. Das heißt nicht, dass nicht spannende Konzepte aufgemacht werden und die Frage, was genau auf dem Flug passiert ist, immer dringlicher wird. Vor allem, da wir nun wissen, dass es einen ähnlichen Vorfall in der Vergangenheit schon einmal gab.

3 von 5 Bananen, die vielleicht Werkzeuge der Apokalypse sind.

„Es gibt kein Heilmittel. Wo liegt der Nutzen einer mächtigen Mutation, wenn man sie nicht replizieren und als Waffe einsetzen kann?“
(„Manifest“)

Shadow and Bone: Legenden der Grisha (Staffel 2)

Alina und Mal gelangen nach Novyi Zem, wo sie auf Freibeuter Sturmhond treffen, der sich als Prinz Nikolai Lantsov herausstellt. Er unterstützt sie bei der Suche nach den zwei verbliebenen Kräftemehrern, der Meeresgeißel und dem Feuervogel. Die Zeit drängt, denn die Schattenflur wächst und Kirigan hat eine Armee von Schattenkriegern erschaffen. Kaz und seine Crew kehrt nach Ketterdam zurück, wo sie inzwischen allerdings für einen Mord gesucht werden, den sie gar nicht begangen haben. Für Alina sollen sie in Shu Han ein legendäres Schwert finden, um Kirigans Schattenarmee zu besiegen.

Das ist schwer, denn ich liebe das Grisha-Universum und habe immer noch fest vor, die Bücher zu lesen. Aber diese Staffel? Man merkt, dass sie Angst hatten, dass es keine weitere Verlängerung gibt, und die Geschichte deshalb zu Ende erzählen wollten. Es wäre allerdings klüger gewesen, dann auf einige Nebenschauplätze zu verzichten (ich weiß, ich mag sie ja auch alle!), denn die acht Folgen sind heillos überfrachtet. Und dann vergeudet man nach dem Showdown noch vierzig Minuten, um neue Plots anzureißen, falls es doch weitergeht. Story, Figuren und Ausstattung top, Tempo eine Katastrophe.

3 ½ von 5 Bananen, die Bumm machen.

Der Schwarm (Miniserie)

Überall auf der Welt scheinen sich plötzlich Meereslebewesen gegen die Menschen zu wenden – vom Gift absonderndem Hummer bis zum Walangriff auf Touristenschiffe. Dann wird in der norwegischen Tiefsee eine neue Art von Eiswürmern entdeckt, kurz darauf ein unbekannter Bakterienstamm, der sich so tief ins Eis frisst, dass gewaltige Mengen Methan freigesetzt werden. Wissenschaftler aus der ganzen Welt tun sich zusammen und entwickeln eine Theorie: Eine bisher unbekannte Intelligenz will die Menschen aus den Weltmeeren vertreiben.

Wenn der Autor der Buchvorlage (die ich damals sauspannend fand) im Vorfeld seine Bedenken äußert, ist das nicht gerade die beste Werbung für eine Serie. Tatsächlich lässt sich eine gewisse deutsche Behäbigkeit nicht leugnen, für ein angeblich weltumspannendes Problem wirkt gerade am Anfang alles ein bisschen klein und provinziell. Und ja, man darf festhalten, dass viel Zeit für Beziehungskram verplempert wird, die der Story am Ende einfach fehlt. „Der Schwarm“ kommt zu langsam zum Punkt, packt alles in die letzten zwei Folgen und endet dann ziemlich abrupt.

2 ½ von 5 Bananen im arktischen Meer.

Helen: „Sixty Minutes are sending female reporters to warzones.“
Lindsay: „You’re a warzone on two legs.“
(„The Newsreader“)

The Newsreader (Staffel 1)

Australien 1986: Helen Norville ist eine der wenigen Nachrichtensprecherinnen im Fernsehen. Doch weil sie für ihre Meinung einsteht und mehr Verantwortung fordert, eckt sie in der von Männern dominierten Redaktion immer wieder an. Dale Jennings, der gerne selbst vor die Kamera möchte, wird ihr neuer Producer und bald euch Freund, was für jede Menge Tratsch sorgt. Unterdessen versucht der Vorstand, Nachrichten-Urgestein Geoff Walters behutsam Richtung Ruhestand zu komplimentieren. Der aber klammert sich trotz angeschlagener Gesundheit an seinen Posten.

Gebt mir die wundervolle Anna Torv und ich bin glücklich. Ohne Tipp vom Serienweise-Podcast wäre ich nie auf das in der Arte-Mediathek versteckte Kleinod gestoßen, denn eigentlich habe ich gar kein besonderes Faible für Reporter-Geschichten. „The Newsreader“ aber gelingt der schwierige Balanceakt zwischen Redaktionsalltag und privaten Dramen geradezu perfekt. Nebenbei werfen wir einen etwas anderen Blick auf historische Ereignisse von der Challenger-Katastrophe bis Tschernobyl. Jede der sechs Folgen erzählt fast schon eine eigene kleine Geschichte.

4 von 5 Bananen mit Fönfrisur.

Treason (Miniserie)

Nach einem Giftanschlag auf den Leiter des britischen MI6, Sir Martin Angelis, übernimmt dessen Stellvertreter Adam Lawrence den Posten. Ein Hinweis bringt Adam auf die Spur seiner alten Freundin Kara, einer ehemaligen russischen Spionin. Die eröffnet ihm, dass sämtliche Insider-Informationen, auf denen seine Karriere beim MI6 fußt, von ihr kamen. Als Gegenleistung für ihr Schweigen verlangt sie geheime Akten, die Angelis bei sich zu Hause aufbewahrt. Um seine Familie zu schützen, sollte er wegen Hochverrats angeklagt werden, will Adam zurücktreten. Doch dafür ist es längst zu spät.

Lasst mich ehrlich sein: Der einzige Grund, warum ich „Treason“ angeschaut habe, ist Charlie Cox, für den ich seit „Daredevil“ eine große Schwäche habe. Mit Spionagegeschichten kann ich ansonsten nämlich nichts anfangen, und „Treason“ hat mir das eigentlich nur noch einmal bestätigt. Nehmt mein Urteil also nicht allzu ernst, bestimmt ist die Geschichte super spannend, wenn sie einen interessiert und man ihr folgen kann, weil man nicht nebenher durch Instagram scrollt. Mir war das alles einfach zu konstruiert und verwinkelt, um Spaß dran zu haben. Aber hey, Charlie Cox ist knuffig.

2 ½ von 5 Bananen, die versehentlich ihr Land verraten haben.