„The feeling of not belonging anywhere is overwhelming.“
Sein ganzes Leben lang schon hat Quentin Coldwater das Gefühl, dass er anders ist. Als er unvermittelt zu einer Prüfung eingeladen wird, die seine magischen Fähigkeiten feststellen soll, ändert sich sein Leben völlig. Doch die Brakebills Universität ist auch ein Ort voller Geheimnisse. Spoiler!
Quentin Coldwater, ein junger Mann, der das Gefühl hat, nicht wirklich in diese Welt zu gehören, ist besessen von einer Fantasy-Buchreihe über das magische Land Fillory. Seine beste Freundin Julia, die diese Liebe einst teilte, rät ihm, endlich loszulassen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren, denn beide bewerben sich gerade an der Universität. Dann aber landen beide auf Umwegen tatsächlich in einer anderen Welt und werden an der Brakebills Universität auf ihre magischen Fähigkeiten geprüft. Während die Prüfung für Quentin ein voller Erfolg ist und er zum ersten Mal das Gefühl hat, wirklich irgendwo hinzugehören, fällt Julia durch und quält sich fortan mit dem Wissen, was ihr entgangen ist – bis ein Mann auf sie zukommt und ihr sagt, dass Brakebills nicht die einzige Möglichkeit ist, Magie zu erlernen.
Ich muss gestehen, ich wusste im Vorfeld überhaupt nichts über die Serie und bin eigentlich auch nur deshalb darauf aufmerksam geworden, weil diese erste Folge schon gut einen Monat vor dem eigentlichen Start ausgestrahlt und entsprechend beworben wurde. Als großer „Harry Potter“-Fan reizte mich die Thematik, wenngleich an dieser Stelle gleich einmal mit dem Vorurteil aufgeräumt werden muss, dass „The Magicians“ nur eine Variante davon ist, die an der Universität spielt. Ich denke, die Unterschiede werden später noch stärker herausgearbeitet werden, doch schon hier zeigt sich, um wie viel düsterer diese Welt ist. Ich jedenfalls war beinahe sofort gefesselt und bin mehr als neugierig, was aus all den in dieser Folge angerissenen Themen gemacht wird.
Wie es sich für eine Pilotfolge gehört, investiert „Unauthorized Magic“ viel Zeit in die Charakterisierung der wichtigsten Figuren. Wir lernen Quentin als Einzelgänger kennen, als Träumer, der sich bei einer Party lieber in sein Zimmer verzieht und liest. In seiner ersten Szene erleben wir ihn in einer psychiatrischen Anstalt, wo er die Psychologin davon zu überzeugen versucht, dass es ihm besser geht. Sein Gefühl, nicht dazu zu gehören, äußert sich als Depression, als große Leere in seinem Leben. Es ist wichtig, dass das unmissverständlich klar gemacht wird, weil es erklärt, warum er später alles unhinterfragt hinnimmt. Brakebills ist seine Chance zur Flucht.
Julia macht interessanterweise die genau umgekehrte Entwicklung durch. Zu Beginn der Folge ist sie die Erwachsene, die Rationale, die sich von den Fantastereien ihrer Jugend abgewandt hat und Wirtschaft studieren möchte, also ein zutiefst weltliches Fach. Als sie erkennt, dass Fillory real ist, dass Quentin recht hatte, klammert sie sich mit geradezu krankhafter Verbissenheit daran, dass sie ebenfalls besonders ist. Sie verfällt erst nach ihrer Ablehnung in diesen Zustand der Apathie und ist am Ende, als selbst Quentin ihr sagt, sie solle loslassen, verzweifelt genug, sich einem Mann auszuliefern, der ganz offensichtlich keine guten Absichten hat. Was wir hier sehen, ich vielleicht sogar der Moment, an dem sich zwei beste Freunde für unterschiedliche Seiten entscheiden, was sie eines Tages womöglich zu Gegnern machen wird.
Außerdem lernen wir in dieser Folge noch Eliot und Margo kennen, die Quentin gewissermaßen in Brakebills einführen und ihm die verschiedenen Fraktionen erklären. Von ihnen erfährt er auch, dass ein Großteil der Studenten die Schule entweder verlassen muss oder sogar stirbt. Von den ehemals zwanzig Studenten aus dem dritten Jahr sind sogar nur vier übrig geblieben – keiner weiß genau, was passiert ist. Penny scheint telepathisch begabt zu sein und tritt so ein bisschen als der böse Junge auf, viel mehr erfahren wir über ihn und seine Freundin Kady noch nicht. Am interessantesten ist vielleicht noch Alice, die aus einer Familie von Magiern stammt und nach Brakebills kommt, weil ihr Bruder hier gestorben ist, ihr aber niemand sagen will, wie.
Die Magie, wie sie hier dargestellt wird, macht einen erstaunlich dunklen Eindruck. Und es ist zumindest aufschlussreich, dass es sowohl bei Quentin als auch bei Julia zunächst einen aggressiven Impuls benötigt, um ihre Kräfte freizusetzen. Bei Quentin ist es der Dekan, der ihn beschimpft, dass er sich nicht so anstellen soll, bloß weil ihn niemand versteht, bei Julia ist es der erschreckend sexuelle Angriff in der Toilette. Gewalt scheint eine wichtige Rolle zu spielen, in Quentins Träumen/Visionen von Jane Chatwin, der Heldin aus seinen Büchern, warnt sie ihn vor einem „Beast“, das ihn töten wird. Und die Gestalt, die am Ende der Folge aus dem Spiegel steigt, tötet einen Lehrer mit einer bloßen Geste, bevor er dem Dekan die Augen ausreißt. Schlimmer noch, Quentins Rolle in diesem Spiel scheint größer zu sein, als er selbst zu diesem Zeitpunkt ahnt.
„Playing with time is such difficult magic“ sagt das Mädchen an einer Stelle, und angesichts der Tatsache, dass die Zeit bei dem Angriff stehen bleibt, wage ich die mutige These, dass auch das ein wichtiges Thema der Geschichte ist. Ist es Zufall, dass wir kaum einen Anhaltspunkt geliefert kriegen, wie viel Zeit eigentlich vergeht? Uhren jedenfalls spielen eine wichtige Rolle, die drei Kinder im Buch führt eine alte Standuhr nach Fillory, und in seinem ersten Traum sieht Quentin eine Uhr in einem Baum.
Unauthorized Notes. Die Serie basiert auf der „Fillory“-Trilogie von Lev Grossman, doch schon beim ersten Band gibt es derart große Abweichungen, dass ich darauf nur in Ausnahmefällen eingehen werde. „Am I hallucinating?“ – „If you were, how would asking me help?“ Die sich ständig verändernden Prüfungsaufgaben fand ich spannend. Wieso die selbst zugefügte Verletzung dazu führt, dass sich Julia an Brakebills erinnert, habe ich aber ehrlich gesagt nicht verstanden. „I don’t wanna be the guy who dies in the first ten minutes of the movie.“ Quentin fragt den Dekan, ob Magie illegal ist und ob es irgendwelche Regeln gibt, die verhindern, dass jemand die Welt übernimmt. Seine lapidare Antwort: „We don’t teach that but give it a go.“
5 von 5 mottenumschwärmten Bananen.
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Die Serie läuft jetzt auch auf Amazon Prime, daher hab ich mir die ersten drei Folgen mal angeguckt. Aber ich werde wohl nicht warm mit der Serie.
Zum einen finde ich keinen einzigen Charakter auch nur nett oder interessant. Vielleicht noch die „Spezialistin“ Emily (?), die Quentin auf den Kopf zusagt, dass er nichts Besonderes ist. („Clever, but no genius“)
Ansonsten finde ich alle unheimlich nervig, weil auch so voll aus der Klischeeliste zusammengesetzt. Kady ist die Rebellin, die ständig ihren Nabel und Nasenring zeigen muss. Klar.
Q, der schüchterne Nerd, versteckt sich hingegen hinter der Haartolle und stottert.
Julia, die ich hartnäckig für seine Schwester halte, wankt bloß wie stoned durch die Gegend, die Augenlider auf Halbmast. Ständig! Soll das cool sein?
Die Krönung ist Alice, die Kluge, einfach zu erkennen an der Nerdbrille und dem Kleines-Schulmädchen-Outfit. Ganz, ganz schlimm, eine Nerd-Karikatur.
Die ganze Serie könnte sehr gut eine Harry Potter/Narnia Verarschung sein können, so abziehbildchenhaft sind die Figuren gezeichnet.
Leider hab ich Grimm V gerade durch, und Alternativen sind auf Prime rar gesät, daher guck ich vielleicht ab und zu noch weiter. Vielleicht wird’s ja noch.
Allzu viel Hoffnung solltest du dir nicht machen, die haben sich sehr darauf eingeschossen, die „erwachsene“ Variante von Harry Potter zu sein. Mir ist das erst in der zweiten Staffel so richtig aufgefallen, und das Traurige daran ist, dass es nach wie vor sehr gute Folgen gibt … aber der Gesamteindruck einfach nicht stimmt. Die ernsten Themen, die immer mal wieder etwas halbherzig angerissen werden, sind im Buch definitiv besser ausgearbeitet. (Ganz zu schweigen davon, dass man dort auch so etwas wie Unterricht erlebt. In der Serie gibt man sich ab einem bestimmten Punkt nicht mal mehr Mühe, den Eindruck zu erwecken, die würden da was lernen.)
Hast du mal in die „Shannara Chronicles“ reingeschaut? Ist zwar auch ganz klar Klischee-Fantasy, taugt als Guilty Pleasure aber eindeutig besser. Außerdem sind die Darsteller hübscher anzuschauen. 😛
Hm, die Darsteller von Shannara Chronicals sehen so schrecklich nach amerikanischer Soap aus, denen man spitze Ohren angeklebt hat. Das sind so Teenie Schwarm-Gesichter, keine klassisch schönen, wie man sie erwarten würde bei Fantasy. Mich stört das da echt total.
Naja, ich suche weiter.