„You ridiculous bureaucrats will not dictate how my story ends!“
Loki wird bei einem Fluchtversuch geschnappt und wegen Verstoßes gegen die heilige Zeitlinie angeklagt. Spoiler!
Hey, this is fine Asgardian leather!
Im Tumult eines Angriffs nach seiner Festnahme in New York fällt Loki der Tesseract in die Hände. Ihm gelingt die Flucht in die Wüste Gobi, doch kurz darauf greifen ihn Agenten der Time Variance Authority (kurz TVA) auf und bringen ihn in ihr Hauptquartier. Er wird für schuldig befunden, durch seine Flucht gegen die „sacred timeline“ verstoßen zu haben, doch er hat Glück: Agent Mobius verhindert seine Exekution und nimmt sich seiner an. Nicht ohne Hintergedanken, denn Loki soll dabei helfen, einen Variant zu fangen, der die Zeitlinie gezielt durcheinanderbringt. Und bei dem handelt es sich angeblich ebenfalls um einen Loki.
Achtung: Lobeshymnen eines Loki-Fans
Diese Serie zu reviewen, dürfte sich gleich in zweifacher Hinsicht als Herausforderung herausstellen. Andererseits, womöglich steigert das sogar den Unterhaltungswert für meine Leser. Zum einen möchte ich gleich zu Beginn klarstellen, dass ich mitnichten ein Marvel-Experte bin. Ich habe nur vereinzelt einige Filme gesehen und noch viel weniger der Serien, die Comics habe ich nie gelesen. Aber – und das ist das zweite Handicap – ich vergöttere Loki. Er ist der einzige Charakter, für den ich jemals mehr als oberflächliches Interesse entwickelt habe, was größtenteils an seiner Ambivalenz liegt. Ihr dürft also davon ausgehen, dass ich alles an dieser Serie erst mal grundsätzlich toll finde und sie deshalb chronisch zu nachsichtig bewerten werde.
Loki: „I don‘t enjoy hurting people. I don‘t enjoy it. I do it because I‘ve had to.“
Mobius: „Okay, explain that to me.“
Loki: „Because it‘s part of the illusion. It‘s the cruel, elaborate trick conjured by the weak to inspire fear.“
Mobius: „A desperate play for control. You do know yourself.“
Am Anfang steht der Reset-Button
Kommen wir also zur ersten Folge, deren Titel Lokis Lieblingsspruch referenziert: „I am Loki of Asgard, and I am burdened with glorious purpose.“ Was man sich klar machen muss, ist, dass es sich bei der Serie im Grunde um einen riesengroßen Reset-Button handelt. Für Leute wie mich, die mit dem Kanon nicht so vertraut sind, ist das ein netter Service, denn man muss nicht unbedingt wissen, was nach dem ersten „Avengers“-Film passiert ist. Loki wird aus dem Jahre 2012 herausgerissen und hat all die anderen Abenteuer noch gar nicht erlebt.
Das ist Fluch und Segen gleichermaßen, denn man muss natürlich festhalten, dass dadurch auch ein gewaltiger Batzen der Entwicklung verlorengeht, die Loki durchgemacht hat. „Glorious Purpose“ hat also in erster Linie die Aufgabe, das zumindest teilweise aufzuarbeiten und Loki wieder an den Punkt der Selbsteinsicht zu bringen. Er ist kein Bösewicht, ist es nie gewesen. Es ist seine Art, nach der Macht zu greifen, die ihm immer versagt war. Für mich persönlich hatte Loki schon immer etwas vom Klassenclown, den zwar alle irgendwie amüsant finden, der aber zu niemandem eine echte Beziehung aufbauen kann, weil man ihn nicht ernst nimmt.
Gespräch mit dem Gott
Es ist vor allem Tom Hiddleston zu verdanken, dass die Figur über die Jahre so vielschichtig geworden ist. Man merkt, dass sie ihm wirklich etwas bedeutet, dass er sich nicht nur mit der Comic-Historie, sondern auch mit der Mythologie beschäftigt hat. Auch deshalb war es möglich, eine Folge wie diese zu machen, die im Wesentlichen nur aus Exposition besteht. Mehr noch, ein nicht unwesentlicher Teil der Laufzeit von „Glorious Purpose“ besteht aus Loki und Agent Mobius, die einander gegenübersitzen und reden. Es ist fast schon ein Gegenentwurf zu den immer lauter und bunter werdenden Kinofilmen.
Über Mobius erfahren wir dabei zunächst mal nicht viel, außer, dass er sich selbst als Experte für alles rund um Loki betrachtet. (Dass die Autoren dabei nicht der Versuchung erliegen, ihn zum Fanboy zu stempeln, ist erfrischend.) Er arbeitet an einem Fall, bei dem ein Variant offenbar quer durch die Zeitgeschichte springt und den Huntern der TVA diese Dinger abnimmt, mit denen sie die Zeitlinie zurücksetzen. Angeblich handelt es sich dabei ebenfalls um Loki, aber ich denke, ganz so einfach ist es nicht, wir reden hier schließlich von unendlichen Multiversen. Vielleicht schickt man uns sogar bewusst auf eine falsche Fährte und es ist jemand ganz anders.
Mobius: „I specialize in the pursuit of dangerous Variants.“
Loki: „Like myself?“
Mobius: „Mmm. No. Particularly dangerous Variants. You‘re just a little pussycat.“
Was ist die „richtige“ Zeitlinie?
Lasst mich zum Schluss noch ein paar Worte über die TVA verlieren, denn das ist fast der spannendste Aspekt an der Serie. Vor allem dieser irritierende Widerspruch, dass es sich dabei angeblich um die größte Macht im Universum/Multiversum handelt, das Ganze aber offenbar eine reichlich verknöcherte Behörde ist.
Besonders skeptisch macht mich allerdings die Idee einer „sacred timeline“. Obwohl ich die „fixed points in time“ bei „Doctor Who“ mochte, ist die Vorstellung eines vollständig festgelegten Zeitablaufs einfach unangenehm. Wo bleibt da der freie Wille? Und wer sind überhaupt die Time Keeper, dass sie sich anmaßen, festzulegen, welches der „richtige“ Zeitablauf ist?
Glorious Notes
• Ein Shoutout fürs Set-Design, denn das 60er-Jahre-Flair der TVA mit seinen Orangetönen, runden Formen und altmodischen Schaltern ist ein absoluter Hochgenuss.
• Ich mag den minimalistischen Vorspann mit den wechselnden Buchstaben im Titel.
5 von 5 Bananen als Briefbeschwerer.
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So, ich habe mir eben auch mal die erste Folge zu Gemüte geführt.
Zuerst mal kam mir das Setting sehr bekannt vor, diese 60er Jahre-Aufmachung einer Behörde zur Wahrung der Heiligen Zeitlinie könnte glatt aus Douglas Adams‘ neuestem Werk „Die kleine Zeitlinienbehörde am Ende des Universums“ (osä.) sein.
Für mich als Zockerin schreit das Design nach „Fallout“ (Miss Minutes könnte dem Spiel entschlüpft sein) oder – ganz besonders – nach „Control“, das komplett in einer Behörde für Paranormales spielt.
Nun aber zur Folge selbst: Ja, viel Gequatsche. Ich fands nicht schlecht, man muss sich als Zuschauer ja auch erst mit dem Universum vertraut machen, und da verwirrt zu viel Action nur zusätzlich. Interessant fand ich, dass selbst die Infinity Stones keine Macht haben und als bunte Papierbeschwerer dienen. Und das nach all der Mühe, die die Avengers damit hatten.
Die Mitarbeiter der TVA gingen mir ziemlich auf den Keks – bis auf den armen Schreibtischtypen, der keinen Fisch kannte, der war knuffig. Aber der Rest hat sich ziemlich dilettantisch angestellt, für eine so mächtige Behörde, die die Verantwortung der ganzen Existenz auf ihren Schultern trägt. Kein Wunder, dass sie Loki brauchen, weil sie es selbst nicht hinbekommen – aber glaubwürdiger wird die TVA dadurch auch nicht.
Ich fand die Folge insgesamt okay-ish, so 3 von 5 ZSSD-Start-Buttons, und bin gespannt auf mehr.
Und ich mochte den Vorspann auch, mit den Buchstaben-„Varianten“ von L, O, K und I.
P.S.: Ich schau jetzt wirklich jeden Mittwoch eine Folge 😉
Ja, wer weiß, ob ich in der Rückschau nicht auch manches anders bewerten würde. Zu Beginn hab ich die jeweilige Folge zum Reviewen nur einmal geschaut, erst ab der dritten dann immer zweimal. Das macht teilweise viel aus.
Übrigens fand ich persönlich es ja selber ganz nett, dass immer nur eine Folge pro Woche kam. Wäre alles auf einmal da gewesen, wäre ich nur durchgerauscht und hätte mir keine eigenen Gedanken dazu gemacht. Und zum Reviewen ist das ohnehin ein Glücksfall, denn andernfalls besteht immer die Gefahr, von schnelleren Guckern gespoilert zu werden.
Aber Menno, ich veröffentliche doch gar nicht JEDEN Mittwoch eine neue Review! 🙁
Dann guck ich halt je eine neue Folge, wenn ich sehe, dass du ein Review draußen hast. 😉 Oder ich gucke mehrere hintereinander und mach mir Notizen.