„It’s the only way, then they can all forget me. I got too big, too noisy. Time to step back into the shadows.“
Der Doctor stellt sich seinem unvermeidlichen Tod, doch dann kommt alles ganz anders. Spoiler!
Day or night, it’s always two minutes past five in the afternoon
Als der Doctor seinen Frieden damit macht, dass sein Tod ein Fixpunkt in Zeit und Raum ist, findet er sich schweren Herzens am Lake Silencio ein. Doch als River Song im Astronautenanzug aus dem Wasser steigt, überlegt sie es sich anders, wodurch die Zeit selbst zu einem Halt kommt. Plötzlich ist für alle Ewigkeit der 22. April 2011, zwei Minuten nach fünf am Nachmittag – und die gesamte Erdgeschichte passiert gleichzeitig. Der Doctor, nun ein Gefangener des Römischen Imperators Winston Churchill, wird von Amy entführt, die in dieser Realität eine Gruppe anführt, die gegen die Silence kämpft. In Kairo treffen sie River, doch die stellt sich weiterhin quer, den Doctor zu töten, möge auch das gesamte Zeitgefüge zusammenbrechen. Der Doctor aber hat längst einen Plan.
Es fehlt der Geschichte an Stringenz
Dass der Inhalt von „The Wedding of River Song“ so schwer zusammenzufassen ist, ist ausnahmsweise einmal nicht allein der verwinkelten Chronologie der Geschichte geschuldet. Vielmehr entstand das Drehbuch quasi in letzter Sekunde, und dass deswegen am Set einige Verwirrung herrschte, merkt man der Episode leider an. Einige Plots scheinen irgendwie im luftleeren Raum zu hängen, und es wäre vielleicht besser gewesen, hieraus einen klassischen Zweiteiler zu machen. Insgesamt aber wirkt der Abschluss dieser Staffel rund und beantwortet zumindest einige Fragen, während gleichzeitig neue aufgeworfen werden.
„Nothing happened. And then it kept happening. Or, if you prefer, everything happened at once, and it won’t ever stop. Time is dying. It’s going to be 5:02 in the afternoon for all eternity. A needle stuck on a record.“
Eine etwas zu einfache Lösung
Ob ich mit den Antworten zufrieden bin, ist eine ganze andere Sache. Ich fühle mich von Steven Moffat ein bisschen betrogen, der anfangs immer wieder betont hat, es sei zweifellos der echte Doctor, der am Lake Silencio stirbt. Klar wussten wir alle, dass er da nicht sterben kann, weil dann die Serie zu Ende wäre, doch Moffat hätte ich eine smartere Antwort zugetraut als sein Publikum einfach anzulügen. Zumal es irgendwie ein bisschen sehr einfach ist, dass die Lösung für einen Fixpunkt in der Zeit lautete, dass eigentlich immer vorherbestimmt war, dass nur ein Roboter stirbt, in dem der echte Doctor drinsitzt. (Und wie genau ist es eigentlich möglich, dass ein Teselecta regeneriert?)
Was mich dabei fast noch mehr beschäftigt, ist all die verlorene Zeit. In „The Impossible Astronaut“ sagte der Doctor, er sei um die zweihundert Jahre älter als beim letzten Mal, als er Amy und Rory gesehen hat. War das eine Lüge? Falls ja, welchen Zweck erfüllte sie? Und falls nein, wo sind diese zweihundert Jahre hin? Das Traurige daran ist, dass sich Moffat vermutlich niemals Gedanken darüber gemacht hat, es war nur ein erzählerischer Schnörkel.
Lass uns mal eben heiraten, einfach so
„The Wedding of River Song“ ist eine Folge, die am allerbesten auf der visuellen und emotionalen Ebene funktioniert. Beispielsweise war es vollkommen sinnlos, dass River auf der Spitze einer Pyramide diesen Sender baut, um das Universum wissen zu lassen, dass der Doctor stirbt und Hilfe braucht. Die Apparatur erfüllt keinen Zweck und wird auch nicht wieder aufgegriffen, sie dient nur dazu, den Doctor nach draußen auf die Pyramide zu locken, wo er dann mal eben schnell River heiratet.
Also, nur um eines klarzustellen: Ich bin eine hoffnungslose Romantikerin und shippe den Doctor und River seit Tag eins, aber hat irgendwer verstanden, warum sie da heiraten? Auf der einen Seite trägt es nichts zu Handlung bei, auf der anderen Seite passt es auch nicht zum Charakter des Doctors. Welchen Grund sollte er haben, River zu heiraten? Ja, die beiden flirten miteinander, und immerhin nehme ich es River inzwischen ab, dass sie den Doctor liebt. Aber er? Auf mich machte er in den zwei Staffeln eher den Eindruck eines unromantischen Aliens ohne Sexualtrieb. Auf der emotionalen Schiene funktioniert die Szene natürlich, sie ist hübsch, aber völlig sinnlos.
(Viel wichtiger: Ist dieses Ehebündnis überhaupt rechtskräftig? Technisch gesehen hat River ja einen Roboter geheiratet. Oder gibt es bei gallifreyanischen Hochzeiten eine spezielle Timey-wimey-Klausel?)
River: „Am I the woman who marries you, or the woman who murders you?“
Doctor: „I don’t want to marry you.“
River: „I don’t want to murder you.“
Neue Möglichkeiten für kommende Geschichten
Kurzum, ich bin gespaltener Meinung, was „The Wedding of River Song“ angeht. Die Folge ist meines Erachtens nicht gut genug durchdacht und versucht das durch chronologische Spielereien zu verschleiern. Die Auflösung der teilweise über mehrere Staffeln aufgebauten Handlung fällt ernüchternd aus, für diese Staffel bildet die Folge aber einen soliden Abschluss.
Immerhin eröffnen sich nun interessante neue Möglichkeiten. Ich glaube wirklich, es wird der Serie gut tun, nächstes Jahr etwas kleinere Geschichten zu erzählen, ohne Kriege und in sich kollabierende Universen. Dass die erste, die ultimative Frage „Doctor who?“ lauten würde, hab ich irgendwie geahnt, gleichzeitig aber gehofft, dass ich mich irre. Bleibt zu hoffen, dass die Kenntnis der Frage nicht gleichbedeutend damit ist, dass sie beantwortet werden muss. Denn ehrlich, ich möchte nicht wissen, dass der Doctor Kurt heißt.
The Notes of River Song
• Es war so herrlich, wie Amy und Rory miteinander umgehen, obwohl sie einander in dieser Realität nicht kennen. Amys Zeichnung des Ken-Typen war großartig, vor allem aber die Reaktion des Doctors darauf. Und erst sein stümperhafter Versuch, Rory zu erklären, dass Amy auf ihn steht! („She would like to go out with you for texting and scones.“)
• Als Amy Madame Kovarian tötet, ist das ein kleiner Einblick in ein Universum, in dem sie den Doctor nie kennengelernt hat: „River Song didn’t get it all from you, sweetie.“
• Ich wünsche mir ein Abenteuer mit dem Doctor und den Dodos.
• Der Doctor mit einer Ausgabe von „Knitting for Girls“, für solche Kleinigkeiten liebe ich die Serie!
4 von 5 echten Bananen in einem Bananen-Roboter.